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Seite 340

Internationale Sammler-Zeitung.

Nr. 22

Bilder.
(Ein unbekannter Rembrandt?) Berliner
Zeitungen melden: In einem Berliner Privathause ist ein bisher
unbekanntes Bild von Rembr and t, das Porträt eines blond-
lockigen jungen Mannes, eine Arbeit aus des Künstlers bester
Zeit, gefunden worden. Das Gemälde ist als Rembrandt durch
Generaldirektor Bode bestätigt und attestiert worden. Es ist
durch die Kunsthandlung Paul C a s s i r e r bereits in den Besitz
eines großen deutschen Sammlers übergegangen.
(Correggios »Le da mit dem Schwan« in
Petersburg?) Ein Petersburger Sammler alter Gemälde
behauptet, daß es ihm gelungen sei, das Urbild von Cor-
reggios »Leda mit dem Schwan« aufzufinden. Bekanntlich
befindet sich im Kaiser Friedrich-Museum in Berlin das auf
diesen Namen lautende Bild, und ein Zweifel an der Echtheit
dieses Werkes ist bisher noch nicht aufgekommen. Der Peters-
burger Sammler und einige russische Kenner behaupten je-
doch, das jetzt aufgefundene Bild stelle das ursprüngliche
Original dar. Das Petersburger Bild ist, wie ein russisches
Blatt mitteilt, bedeutend kleiner als das Berliner; es fehlt auf
ihm vollkommen die ganze Gruppe auf der rechten Seite, die
zwei Mädchen mit Schwänen und eine Greisin, die hinter
Leda versteckt ist, darstellt. Auf Anordnung des Direktors der
kaiserlichen Eremitage in Petersburg, des Grafen Tolstoi,
besichtigten zwei Konservatoren der Eremitage das Bild, und
nach dem Urteil beider soll das Bild nicht dem Pinsel Cor-
reggios angehören. Der Petersburger Sammler will nun das
Bild nach Berlin bringen, wo es zum Vergleich neben dem
Bilde im Kaiser Friedrich-Museum aufgestellt werden soll.

Numismatik.
(M ü n z a u k t i o n e n.) Adolf H e ß’ Nacht, in Fran k-
f u r t a. M. kündigt zwei Versteigerungen an. Ab 24. November
kommt die Sammlung Schuch aus Köln auf den Markt, die
unter ihren rund 1100 Nummern besonders eine sehr schöne
sächsische Reihe und zahlreiche Gepräge von Brandenburg-
Preußen enthält. Es gibt hier einige wirkliche Prachtstücke,
zum Beispiel den Halbtaler Johann Friedrichs mit seinem und
seiner Gemahlin Sibylle Bildnis, eine Medaille von Tobias Wolf
auf den Besuch des Kaisers Max in Dresden, das große Schau-
stück Friedrich Augusts III. mit der »Mauricebourg« (1), schöne
Taler des letzten Brandenburger Kurfürsten; auch die übrigen,
weniger stattlichen Reihen enthalten zahlreiche Seltenheiten
in Talern und Medaillen. Ab 26. November folgen dann 3500
Nummern aus verschiedenem Besitz. Den Kern bildet eine
Prager Sammlung österreichischer, insbesondere böhmischer
Münzen, meist der neueren Zeit, die sehr reichhaltig ist; an sie
schließt sich dann eine große Anzahl von Medaillen auf Privat-
personen, insbesondere Aerzte und Naturforscher.
(Neue Medaillen.) Die Medaille der Stadt N e u-
k ö 11 n, die vom Magistrat dem Professor Ernst Moritz
Q e y g e r (Florenz) in Auftrag gegeben wurde, ist jetzt fertig-
gestellt und liegt in den ersten, von der Firma Qladenbeck,
Friedrichshagen, hergestellten Bronzeabgüssen vor. Die Vorder-
seite der 15 Zentimeter im Durchmesser betragenden Medaille
zeigt eine die Stadt Neukölln verkörpernde Frauenfigur, an
deren Knie sich Kinder schmiegen. Neben ihr kniet ein Johan-
niterritter, den Siegeskranz in der gepanzerten Rechten empor-
haltend, als Symbol des Ursprunges der Stadt, die mit den
übrigen Besitzen der Templer im Beginn des 14. Jahrhunderts
auf den Johanniterorden überging. Den unteren Abschnitt der
Rückseite schmückt das Stadtwappen, umgeben von den Attri-
buten der industriellen Entwicklung Neuköllns: der Webekunst
und der Elektrizität. Darüber erscheint in feiner Silhouette das
Bild der Stadt mit den charakteristischen Gebäuden aus der

Zeit des alten Rixdorf und der heutigen Großstadt. Die am
Rande angeordnete Inschrift lautet: Dem Verdienste -— Die
Stadt Rixdorf.

Philatelie.
(Neue bayerische Briefmarken.) Da
Bayern nunmehr auch einen König hat, werden auch neue
Briefmarken erscheinen. Sie sollen mittelst eines neuen, bereits
erprobten, aber von keinem Lande bisher angewandten Ver-
fahrens hergestellt werden. Das Verkehrsministerium hat seit
einiger Zeit von namhaften Künstlern Entwürfe zu den neuen
bayerischen Briefmarken anfertigen lassen.
(Braunschweiger Einzugs-Poststempel.)
Die Braunschweiger Postbehörde hat den Einzug des Herzogs-
paares auf sehr originelle Weise gefeiert und verewigt. Alle
Postsachen wurden am 3. November mit einem besonderen
Stempel versehen, der unten die Inschrift »Einzug des Herzogs-
paares« zeigt. Diese Postsachen werden sehr bald ein be-
gehrtes Objekt für Philatelisten werden.

Porzellan.
(Die Porzellansammlung Hermann Isaac-
s o h n.) Rudolf Lepkes Kunstauktionshaus in B e r 1 i n ver-
steigert am 25. November die Porzellansammlung Hermann
Isaacsohn (Berlin). Die kleine, aber außerordentlich ge-
wählte Kollektion enthält ausschließlich Figuren und Gruppen
deutscher Manufakturen. Neben Meißen sind die Fabriken von
Wien, Höchst, Frankenthal, Ludwigsburg, Nymphenburg und
einige kleinere Manufakturen durch vorzügliche Arbeiten ver-
treten. Neben den Höchster Modellen Melchiors verdienen be-
sonders die Wiener Plastiken ■— unter ihnen zwei Gruppen
Qrassis — hervorgehoben zu werden. Weniger zahlreich, aber
von ebenso ausgezeichneter Qualität, sind die Erzeugnisse der
anderen genannten Fabriken, unter denen noch auf zwei Lud-
wigsburger Tanzgruppen von Pust eil i und einige besonders
reizvolle Einzelfiguren von der Hand Lejeunes, auf den »Stür-
mischen Galan« B a s t e 11 i s aus der Nymphenburger Manu-
faktur sowie auf zwei schwarz dekorierte Händlerfiguren von
Frankenthal auf Ajoursockel hingewiesen sei. Ebenso befindet
sich unter den kleineren Fabriken manches Beachtenswerte, so
ein galantes Paar von Desoches (Fürstenberg), einige nicht
häufige Leinbacher Modelle und endlich zwei Züricher Statuetten
eines Jägers und einer Jägerin, welche diese seltene Manu-
faktur von ihrer besten Seite zeigen.

Verschiedenes.

(Luthers Totenmaske.) Der Kirchenrat der Ma-
riengemeinde zu Halle beabsichtigt, die Marienbibliothek,
eine der größten und wertvollsten theologischen Bibliotheken
Deutschlands, zu verkaufen. Die Bibliothek enthält auch die
Originaltotenmaske Luthers. Die Totenmaske ist einer
lebensgroßen Gestalt Dr. Martin Luthers eingefügt, die sich in
der Bibliothek befindet. Die Gestalt, deren Gesicht und deren
Hände aus Wachs geformt sind, sitzt im Talar an einem Tisch,
vor sich eine mit Randbemerkungen versehene alte Bibel,
deren Druck im Jahre 1534 von Hans L u f f t, dem ersten Bibel-
drucker, angefertigt ist und die eine eigenhändige Widmung
Luthers trägt. Pastor Günther sagt von der Figur: Es ist, als
träfe man den Qottesmann bei seiner Arbeit. Bei einer ge-
naueren Betrachtung erscheinen besonders charakteristisch die
breite, bedeutende Stirn mit der tiefen Furche, die Nase, die
Lukas Kranach genau so gemalt hat, der Mund, umspielt von
einem freundlichen Lächeln, und das energische Kinn. Natur-
 
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