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Seite 346

Internationale Sammler-Zeitung.

Nr. 23

1. Das Papier.
2. Der Umriß, der meist in einer Farbe, das ist in
Schwarz, gegeben wurde, das mehr oder weniger licht
oder dunkel erscheint. Andere Umrißfarben als schwarz,
wie zum Beispiel rot und blau, kommen nur ausnahms-
weise vor.
3. Die Farben.
4. Die Verleger- und Druckerzeichen.
5. Die Eigenart der Künstlersignaturen.
Das Papier gibt uns die erste Handhabe, um eine
Fälschung zu erkennen. Zu bestimmen, ob das Papier
eines japanischen Druckes alt oder ein neues Erzeugnis
ist, ist für Sammler, die nicht viele Blätter in den Händen
hatten und die nicht die verschiedenartigsten Versuche
damit machten, nicht leicht; jedenfalls ist ein europäisches
altes Handpapier von einem neuen leichter zu unter-
scheiden, als dies bei den japanischen Papieren der
Fall ist.
Zum besseren Verständnisse, um ein altes japani-
sches Handpapier beurteilen zu können, will ich hier kurz
schildern, wie die Papiererzeugung in Japan einst und
auch jetzt noch zumeist betrieben wird.
Das japanische Papier ist Pflanzenpapier; man ver-
wendet hiezu den Bast verschiedener Holzgewächse,
deren zähe Zellen man durch Stampfen und Schlagen
erweicht, wobei jedoch die Fasern der Bastzellen nicht
zerstückelt, sondern nur gleichmäßig verteilt werden.
Zur Erzeugung dieses Rohmateriales benützt man zu-
meist den Bast des Papier-Maulbeerbaumes (Brous-
sonetia papyrifera), japanisch: Kodzo. Auch andere
Pflanzen liefern das Material für die Papiererzeugung;
dieselben gehören auch größtenteils zu derselben Fa-
milie der drei- bis sechsblätterwechselnden Holz-
gewächse. Ferner werden auch Baumwolle, Stroh und
wie bei uns das bereits gebrauchte Papier zur Erzeugung
des Papieres verwendet.
Als Bindemittel wird der Wurzelschleim von
Hibiscus Manihot, dann der Bastschleim von Hydranges
paniculata und Katsura japonica und Reiskleister ver-
wendet.
Der Vorgang bei der Erzeugung des Papieres ist
fast der gleiche wie bei unseren alten Handpapieren, nur
das Rohmaterial ist verschieden. Auch in der Neuzeit ist
der maschinelle Betrieb in Japan derselbe wie in Europa.
Auch in Japan war früher die Papiererzeugung Hand-
arbeit; es war ein Kleingewerbe ohne Maschinenbetrieb,
welches durch die Landbewohner (Bauern) als Neben-
erwerb betrieben wurde, gleich wie bei uns zum Beispiel
in den Dörfern die Leinenweberei. Diese Hausindustrie
ist nicht im ganzen Lande zerstreut, sondern wird immer
in denselben Provinzen und Orten betrieben, gleich wie
daselbst die Porzellan-, Lack-, Waffen-, Bronze- und
andere Hand- und Kunstindustrien immer auf bestimmte
Kreise beschränkt sind und sich da in den Familien vom
Vater auf den Sohn vererben. Daher ihre Vollkommenheit.
Das Verfahren ist folgendes:
Der Pflanzenbast wird in einem Kessel gekocht, bis
er so weich ist, daß man ihn mit dem Finger leicht zer-
drücken kann. Hie und da wird auch der Bast, ehe er
gekocht wird, mehrere Tage in fließendes Wasser ge-
legt. Als Lauge beim Kochen verwendet man Asche,
seltener gelöschten Kalk. Diese gekochte weiche Masse
wird dann durch frisches, meist fließendes Wasser von
der Lauge gereinigt; dies geschieht so lange, bis das
Wasser keine Trübung mehr zeigt. Hierauf wird dieses
Rohmaterial mit eigens dazu geformten Hämmern oder
Schlägeln geschlagen und geknetet und auf diese Weise
derartig verarbeitet, daß ein in seiner Masse und Zu-
sammensetzung ganz gleichmäßiger Teig entsteht. Den
Teig verkauft dann der Bauer dem Papiermacher. Dieser

verdünnt die Masse, wenn notwendig, mit Wasser und
mischt den Pflanzenschleim oder die Reisstärke als
Bindemittel hinzu. Zuweilen wird auch ein Zusatz von
geschlemmter Kreide, Ton oder Alaun beigegeben. Be-
handelt man solche alte Papiere, zum Beispiel beim
Reinigen, mit leichten Säuren, so kommt es vor, daß die
Stärke oder Kreide auf die Oberfläche des Papieres tritt.
Nun beginnt die Arbeit mit dem Schöpfnetze; dieses
besteht aus Seide oder sehr feinen Bambusstäbchen.
Siebe aus Messingdraht wie bei uns gab es nicht und es
ist daher auch nicht richtig, wenn man bei den alten
Japanpapieren von Drahtstrichen spricht, die hindurch-
leuchten, wenn man das Papier gegen das Licht hält; der
richtige Ausdruck für die Filigrane wäre Netzstriche.
Das Schöpfen und Trocknen geschieht im allgemeinen
wie bei uns. Geglättet wird das Papier zum Schlüsse,
indem man es auf ein glattes Brett legt und mit einer
weichen Bürste direkt darüber fährt. Aus dieser Ursache
ist eine Seite, die Brettseite, stets glatter als die andere,
wo die Bürste darüber fuhr. Die glatte Seite ist die Druck-
seite. Bekanntlich werden auch die Bücher in Japan nur
auf einer Seite bedruckt. Leser, die sich für die Erzeu-
gung des japanischen Papieres noch besonders inter-
essieren, finden dieselbe in dem Werke »Japan« von
J. J. Rein eingehend beschrieben.
Ich will nun auch einige Andeutungen über den Unter-
schied eines alten und eines neuen japanischen Hand-
papieres geben. Alte Japanpapiere und auch die besseren
neuen Papiere zeichnen sich durch große Festigkeit aus,
dabei sind sie geschmeidig, weich und von einer außer-
ordentlichen Zähigkeit. Neue Papiere greifen sich jedoch
im allgemeinen härter an als alte. Sie widerstehen dem
Zerreißen besonders dann, wenn man dies quer durch
die Faserung versucht; in der Richtung der Lagerung der
Fasern ist das Zerreißen des Papieres leichter. Diese
Eigenschaften ersetzen den Japanern bei manchen Gegen-
ständen den gewebten Stoff und das Leder; sie ver-
wenden das Papier zum Drucken, Schreiben und Malen,
als Tapete und Färbeschablone; sie verfertigen daraus
Hemden, Taschentücher, Regenmäntel, Hüte, Schirme,
Fächer, Laternen und zahlreiche Gebrauchs- und Luxus-
gegenstände. Es bietet ihnen oft den Ersatz für Leder,
Wachstuch, Holz, Blech und Glas.
Sehr empfindlich ist jedoch dieses Papier gegen
Flüssigkeiten, wenn es nicht vorher imprägniert wurde,
wozu es sich vorzüglich eignet. Ist das japanische Papier
naß, so lösen sich die schleimigen vegetabilischen Binde-
mittel und es verliert alle Eigenschaften und Vorzüge
der Festigkeit und Zähigkeit. Ich kann den Sammler
nicht genug zur Vorsicht mahnen, wenn er, zum Zwecke
der Reinigung eines Japandruckes, Wasser oder eine
sonstige Flüssigkeit verwendet. Ist das Papier naß, so
reißt es ungemein leicht.
Das japanische Papier eignet sich weniger zum
Schreiben (dies kann überhaupt nur mit einer weichen
Feder geschehen, da das Papier sehr porös ist); dagegen
eignet sich das Papier vorzüglich für Pinselarbeiten.
Bekanntlich schreibt ja der Japaner mit dem Pinsel.
Wegen seiner Weichheit und Porosität verträgt das
Papier auch keinen Radiergummi. Ein jeder Strich, der
darauf gemacht wird, sitzt fest, und ein Verschwinden-
machen durch den Radiergummi ist unmöglich. Wasser-
zeichen haben die alten Japanpapiere nicht, doch
sind die Netzstriche wie bei uns die Drahtstriche bei
den Handpapieren durchscheinend. Neuester Zeit werden
in Japan auch Papiere mit Wasserdruck hergestellt, so
zum Beispiel bei Luxusbriefpapieren.
Das japanische Papier wurde nicht gebleicht, daher
ist es mehr oder weniger ockergelb, ja es kommen auch
ganz braune Papiere vor. Oft rührt aber die dunkle
 
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