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„Armeleutekunst“ alter Zeit
Abb. 27. Holzhacker, Teppichbrucbstück, Ende des 1 5. Jahrli. Paris, Musees des arts d^coratifs
der Bauer und ihm gesellt der kaum noch ans Tageslicht tretende Handarbeiter waren
ferne, fremde Gestalten, aus deren Werk- wie Feiertag kaum jemals und irgendwo ein Weg
in die Burg- und Pfahlbürgermauern führte, nur daß man hier wiederholt durch unter-
irdisches Rütteln und Grollen aus jenen Tiefen her aufgeschreckt und verstört wurde.
Wohl aber idealisieren und maskieren sich Vornehme wie Bürger in ihnen, im helle-
nistischen Zeitalter so gut wie im spätgotischen vierzehnten Jahrhundert, in der Spät-
renaissance des Pastor Fido wie im galanten Rokoko.
Betritt aber der Bauer, der Arbeiter selbst einmal die Bühne, so erscheint er kaum an-
ders denn als Narr, als freiwillig-unfreiwilliger Lustigmacher, als Karikatur, höchstens
mit gutmütig spottendem Anteil geschildert — ein unerschöpfliches, noch von unsern
Witzblättern der sanften wie der scharfen Richtung unentwegt ausgebeutetes Feld —
selten oder niemals aber von sich aus gesehen, auch dort nicht, wo der Ernst waltet.
Schon im ausgehenden Mittelalter war nun das Treiben der Bauern und Holzfäller, aller
der hörigen Seelen, die draußen in Flur und Wald ihr seltsam dumpfes Leben führten,
Jahrbuch für Kunstsaniniler 7
„Armeleutekunst“ alter Zeit
Abb. 27. Holzhacker, Teppichbrucbstück, Ende des 1 5. Jahrli. Paris, Musees des arts d^coratifs
der Bauer und ihm gesellt der kaum noch ans Tageslicht tretende Handarbeiter waren
ferne, fremde Gestalten, aus deren Werk- wie Feiertag kaum jemals und irgendwo ein Weg
in die Burg- und Pfahlbürgermauern führte, nur daß man hier wiederholt durch unter-
irdisches Rütteln und Grollen aus jenen Tiefen her aufgeschreckt und verstört wurde.
Wohl aber idealisieren und maskieren sich Vornehme wie Bürger in ihnen, im helle-
nistischen Zeitalter so gut wie im spätgotischen vierzehnten Jahrhundert, in der Spät-
renaissance des Pastor Fido wie im galanten Rokoko.
Betritt aber der Bauer, der Arbeiter selbst einmal die Bühne, so erscheint er kaum an-
ders denn als Narr, als freiwillig-unfreiwilliger Lustigmacher, als Karikatur, höchstens
mit gutmütig spottendem Anteil geschildert — ein unerschöpfliches, noch von unsern
Witzblättern der sanften wie der scharfen Richtung unentwegt ausgebeutetes Feld —
selten oder niemals aber von sich aus gesehen, auch dort nicht, wo der Ernst waltet.
Schon im ausgehenden Mittelalter war nun das Treiben der Bauern und Holzfäller, aller
der hörigen Seelen, die draußen in Flur und Wald ihr seltsam dumpfes Leben führten,
Jahrbuch für Kunstsaniniler 7