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Julius Schlosser/„Armeleutekunst“ alter Zeit
kreischenden Lärmens ist die trunkene
Alte (— es ist von einem bekannten Bild-
werk des „hellenistischen Barock“ die
Rede—) kein erheiterndes Bild, und viel-
leicht hätte eine andere Zeit die Sache
liebenswürdiger, harmloser und mit
naiverem Humor vorgebracht. Jene
Statue des alten Fischers aber, in der
man einst eine Darstellung des sterben-
den Seneca zu erkennen meinte, ist tref-
fend mit Shakespeare sehen Gestalten
verglichen worden, denn hier wächst
die Dürftigkeit einer durch Not und
Mühen zermürbten Existenz ins mensch-
lich Ergreifende, der Ausdruck dumpfen
Erdenjammers entbehrt einer gewissen
Größe nicht. Es sind trübe und düstere
Wasser, in denen die Welt sich spiegeln
muß und über allem lastet etwas wie
schwüle Gewitterluft“ (Abb. 36).
Mit Absicht habe ich diese Worte an
den Schluß unserer raschen Schau ge-
stellt; sie passen Zug für Zug auch auf
Abb. 36. Fischer („Seneca“) Paris das Werk jenes Paduaners, von dem
wir ausgegangen sind, und sie deuten
damit noch einmal zurück auf jenen dunklen, vielleicht niemals ganz zu erfassenden
Gleichklang alter und neuer Entwicklungen.
ZUR LITERATUR
Warburg, Arbeitende Rauern auf burgundischen Teppichen, Zeitschrift für bildende Kunst igo6. Schlößer,
Paralipomena aus der Skulpturensammlung des A. H. Kaiserhauses. Jahrbuch der Kunsthistor. Sammlungen
Wien igid- XXXI, 347 f- (hier ist der „Holzfäller“ zum erstenmal abgebildet und besprochen). Schott-
müller, Die italienischen und spanischen Rildwerke. Rerlin igi3. (Nr. 266.) Smith und Hutton,
Gatalogue of the Antiquities in the Collection of the late Wyndham Francis Cook Esqu. (Privatdruck.)
London igo8, S. 10g und pl. XXX. Zur Frage des griechischen Naturalismus neuestens die Aufsätze von
Ranko und Reisch in den Jahresheften des österreichischen archäologischen Instituts Rd. XIX, XX (igig)
2g6, 2gg. A. v. Salis, Die Kunst der Griechen, Leipzig 1 g 1 g, 261.
Julius Schlosser/„Armeleutekunst“ alter Zeit
kreischenden Lärmens ist die trunkene
Alte (— es ist von einem bekannten Bild-
werk des „hellenistischen Barock“ die
Rede—) kein erheiterndes Bild, und viel-
leicht hätte eine andere Zeit die Sache
liebenswürdiger, harmloser und mit
naiverem Humor vorgebracht. Jene
Statue des alten Fischers aber, in der
man einst eine Darstellung des sterben-
den Seneca zu erkennen meinte, ist tref-
fend mit Shakespeare sehen Gestalten
verglichen worden, denn hier wächst
die Dürftigkeit einer durch Not und
Mühen zermürbten Existenz ins mensch-
lich Ergreifende, der Ausdruck dumpfen
Erdenjammers entbehrt einer gewissen
Größe nicht. Es sind trübe und düstere
Wasser, in denen die Welt sich spiegeln
muß und über allem lastet etwas wie
schwüle Gewitterluft“ (Abb. 36).
Mit Absicht habe ich diese Worte an
den Schluß unserer raschen Schau ge-
stellt; sie passen Zug für Zug auch auf
Abb. 36. Fischer („Seneca“) Paris das Werk jenes Paduaners, von dem
wir ausgegangen sind, und sie deuten
damit noch einmal zurück auf jenen dunklen, vielleicht niemals ganz zu erfassenden
Gleichklang alter und neuer Entwicklungen.
ZUR LITERATUR
Warburg, Arbeitende Rauern auf burgundischen Teppichen, Zeitschrift für bildende Kunst igo6. Schlößer,
Paralipomena aus der Skulpturensammlung des A. H. Kaiserhauses. Jahrbuch der Kunsthistor. Sammlungen
Wien igid- XXXI, 347 f- (hier ist der „Holzfäller“ zum erstenmal abgebildet und besprochen). Schott-
müller, Die italienischen und spanischen Rildwerke. Rerlin igi3. (Nr. 266.) Smith und Hutton,
Gatalogue of the Antiquities in the Collection of the late Wyndham Francis Cook Esqu. (Privatdruck.)
London igo8, S. 10g und pl. XXX. Zur Frage des griechischen Naturalismus neuestens die Aufsätze von
Ranko und Reisch in den Jahresheften des österreichischen archäologischen Instituts Rd. XIX, XX (igig)
2g6, 2gg. A. v. Salis, Die Kunst der Griechen, Leipzig 1 g 1 g, 261.