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RjCHAED K.URT DoNtN Romanisclic Portale in Niederösterreich

Aus diesen geschichtlichen Erwägungen erhellt schon, daß die bayrische und salzbur-
gische Kunst, ohne von einer bodenständigen Kunst modihziert zu werden, vom neu kuiti-
vierten Lande angenommen wurde^). Wir werden daher, wenn wir die Vorbilder unserer
Portale suchen, zuerst in Bayern Umschau halten müssen, um so mehr, als die künstle-
rische Entwicklung Frankens ja ebenfalls von Bayern beeinhuht und abhängig ist.

Nach derLechfeldschlacht dauerte
es noch über hundert Jahre, bis durch
den großen Reformator Bischof Alt-
mann von Passau (um 1080—1100)
die früher in ganz Niederösterreich
üblichen Holzkirchen durch Stein-
bauten ersetzt wurden^"). Eine Bau-
tätigkeit im größeren Stile setzt aber
erst um die Mitte und in der zwei-
ten Hälfte des XII. Jhs. ein. Ihr ge-
hören die leider heute zum größten
Teil nicht mehr vorhandenen Um-
und Neubauten der meisten Klöster
an (Klein-Mariazell 1136, Altenburg
nach 1144, Klosterneuburg zirka 1149
bis 1159, Geras, Pernegg 1160, Wie-
ner Schottenkloster, voliendet um
i 200, die ZisterzienserklösterHeiligen-
kreuz 1135—1187, Zwettl 1180—1217,
Lilienfeid 1202).

Daß eine selbständigere Ent-
wicklung der romanischen Kunst auf
niederösterreichischem Boden erst im
XIII. Jahrhundert einsetzen kann,
wird ebenfalls schon aus dem Ge-

Die Portale des XII. Jahrhunderts

Die Nacbriciit in der Vita Altmanni von dem erst im XII. Jh. einsetzenden Steinbau
wird durch die erhaltenen Denkmäler nicht wideriegt. Die ältesten Kirchen stammen aus

-^) Nicht nur das Hochstift Passau besaß in Nieder-
österreich ausgedehnte Besitzungen, sondern auch andere
bayrische Stifte, z. B. Regensburg bei Tulln und an der
Erlaf, Freising bei Hollenburg und Kremsmünster, Nieder-
altaich an der Pielach und Ybbs, St. Emmeram bei Tulln
undMetten. Auch die Berufung eines Malers aus St.Emmeram
in Regensburg nacii St. Pölten ist bezeugt. (Sighart, Ge-
schichte der bildenden Künste in Bayern, I 119.)

*") Die oft erwähnte Stelle in derVita Altmanni (M.
G. S. S. XII 234), die auch für die kulturellen Verhältnisse
um 1100 überaus bezeichncnd ist, sei deshali) imWortlaut

ecclesiae in il!o episcopatu erant ligneae, ut nullo ornatu
decoratae, immo ipsi earum presbyterii, ut ita dicam, lignei
erant, quia conjugiis et terrenis negotiis dediti, divinis ofhciis
penitus ignari ,Misere mei Deus' pro canone, ,Attendite'
pro passione legcbant. Nunc autem ex eius industria omnes
paene ecclesiae in episcopatu sunt lapideae, Hbris, picturis
et aliis ornamentis decoratae, et quod maximum est, castis
et eruditis viris bene munitae."

Über diese Zeit die Aufsätze von Josef Kopallik
im Wiener Diözesanblatt (seit 1882) sowie die Einleitung
desseiben zu Band I u. II seiner Regesten zur Geschichte
der Erzdiözese Wien (1894b
 
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