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RjCHARD K.URT DoN!N Romanische Portale in Niederösterrcich

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Klosterneuburg: Südportal

Bei der erwähnten Restaurierung wurde ein Schwesterportal bloßgelegt^") und an der
Südmauer der Kirche eingelassen, wo es auch ursprünglich gewesen sein dürfte (Fig- 5).
Es unterscheidet sich von dem Kreuzgangportal dadurch, daß in etwas fortgeschrittener
Technik die uns bekannten Ornamente, die Würfelform verlassend, zu einem Kapitälgesims
erweitert sind. Der Türpfosten ist durch eine Kehle, begleitet von zwei noch recht be-
scheidenen Wülsten, abgefast. Interessant ist das Auftreten eines Sockelgesimses mit der
noch immer recht hohen Kehlung und Eckblätterh.

Klosterneuburg: Hauptportal

Das reichste Portal der Kirche ist
das Hauptportal (Fig. 6), das seit jeher
schon bekannt waH*). Zu ihm führten
ursprünglich vier Stufen^). Es über-
trifft die Seitentore durch seine Größe
und seine um eine Stufe und eine Säule
verstärkte Tiefe, ist aber sonst in der
architektonischen Anlage von ihnen
kaum verschieden. Das Kämpfergesims
läßt ebenfalls den Türpfosten frei und
wurde bei der Restaurierung neu ge-
arbeitet, da nach der Zeichnung Oeschers
von 1846 das Ornament wesentlich von
dem jetzigen abweicht.

Die drei Portale sind relativ gleich-
zeitig entstanden und gehören einer
Bauperiode an. Da die erste groüe
Stiftskirche (1114—1136 gebaut) 1158
voliständig abbrannte, sind die Portale
beim zweiten Neubau, welcher erst
1190 unter Propst Wernher erfolgte,
entstanden^^). Nach 1200 sie zu setzen,
verbieten die bereits hervorgehobenen
Merkmale der Frühzeit und die recht
tiach behandelte Ornamentik. Sie ist an den Portalen zwar stark überarbeitet, an gleich-
zeitigen unrestaurierten Kapitälen aber (im Lapidarium des Stiftes) (Fig. y) noch in ihrer
Ursprünglichkeit zu sehen.

2") M. Z. n. F. IV, X; M. Z. n.F. XV 127; Drexler,
a. a. O., S. 10.

2') Beschriebenvon Lind, M. Z. X, LIX, und Sachen,
M. A. IX 6g; schöne Detailzeichnungen bei L. Ernst und
L. Oescher, Baudenbmale des Mittelalters irn Erzherzogtum
Österreich, Wien 1846, Fig. 4—6.

22) Drexler, a. a. O-, S. 7.

22) Starzer, a. a. O-, S. 306 ff. Drexler, a. a O., S. 13
(Ristel in vita S. Leopoldi de Marquardo Praep.). Obwohi
Drexler die Urkunde des Brandes und des Wiederaufbaues
lrannte, setzt er doch wie die übrigen die Portale in die
erste Bauzeit von 1136 und den friihgotischen östlichen
Kreuzgang in die Bauzeit von tipo (!).
 
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