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RiCHARD KuRT DoN!N Romanisclie Portale in Niederösterreich

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Fig. 1$ Schöngrabern, Reliefs

formenverhüllenden Tünche evident; als in die Ecke gestelltes Viertelkapitäl muß es sich
wie das lombardische Adlerkapitäl auf Schloß Tirol (Fig. 13) mit nur einem Adler begnügen.

Charakteristisch lombardisch ist ferner die Abschrägung der Würfelkanten des recht-
seitigen Kapitäls durch langen, gefiederten Akanthus (Fig. 2). In dieser, auf die Antike zu-
rückgehenden Form tritt er schon sehr früh an Kapitälen aus S. Satiro in Mailand""),
aus S. Leo in Aquilea^), aus Grado*'^) auf. Bei dem Tuilner Kapitäl ist auch die lang-
gestreckte Form zu beachten, die durch das ziemlich unvermittelte Ubergehen des hohen
Kapitälwürfeis in den fischgeschmückten Kämpfer entsteht^^). Sie findet sich als charakte-
ristisches Merkmal an den reichen lombardischen Portalkämpfergesimsen vom Ende des
X.I. und der ersten Häifte des XII. Jhs., wie z. B. in S. Michele. in Pavia (Fig. :2), S. Stefano
in Bologna, S. Pietro in Pavia und S. Flaviano di Montehascone^).

Schwieriger ist es, aus der Ornamentik der drei Kiosterneuburger Eingänge einen
Schluß auf ihre Heimat zu ziehen. Sie ist zu stark überarbeitet, ja, ganz erneuert (Fig. 4
bis 6). So haben die Rundungen bei der Restaurierung an Eckigkeit verloren^'*). Der
skuipierte Schmuck dieser drei Portale wie der des erwähnten Kapitäls auf Liechtenstein"^)
wird fast ausschiießlich von Paimetten bestritten, deren Stieie sich in Kreisen um sie
schließen, eine Vergröberung der antiken umschriebenen Palmetten und Rankenpalmetten,
wie sie uns in der Lombardei an Portaien häuhger entgegentritt**^).

Abb. bei Rivoira (Le origini deila architettura
lombarda) I 273 (tX. Jb.?).

XI. Jahrhundert (?), Abb. bei Rivoira I 303, 400.

"0 Cattaneo (L'architettura in Italia, 1838) Fig. 137,
S. 240.

*0 Vgi. die Fische am Baptisterium zu Cividale (Abb.
Cattaneo, S. 86).

6^) Abb. bei Zimmermann, Oberital. Flastik, S. 23,
und bei Rivoira I 329.

"") Aus den im Lapidarium beiindlichen K.apitäien
(Ai)l). 7, ebenfalls nach IIQO — Auffindungsberichte von
Drcxiet) sehen wir klarer die lombardische, kerbschnitt-

artige Steinbehandlung, insbesondere bei den ianzettförmigen
Biättern.

66) Auch der auf Liechtenstein sowie Thernberg vor-
kommende abgetreppte Rundbogenfries und die Verbindung
der Lisenen mit der Haibsäule ist lombardischer Provenienz;
vgi. den Rundbogenfries an S. Abbondio in Como (Dehio,
Taf. 317, Fig. n).

^") Z. B. an S. Michele in Pavia, an S. Marco, am
Portal von S. Niccola in Bari (Abb. Venturi III 163) und
vollständig unserem Ornament schon gleichend an Kapitälen
auf Schloß Tirol (Abb. Atz, S. 36) und an Kapitälen der
 
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