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RlCHARD KuR'l' DONIN Romanische Portaie in Niedetösterreich

brettmuster'""). Den Hnken 'J'ürpfosten sclimüclct ein dreistreiüges JDindornament, das in
quadratischen VerReclitungen aJs Muster oJme Ende vcrwendet wird. Es ist am St. Jakobs-
portal in JTegensburg vorgebildet (1150—1195), das in deJcorativer Bezieliung ganz lombar-
discJr beeinJJußt ist. Uber den lombardiscJien Charakter des Tympanumreliefs (Fig. 25)
die Taufe Ciiristi darstellend -— brauciit wohl nicJit mehr gesprochen zu werden^"*').

MisteJbach: KarnerportaJ

Die freisteJiende PortalsäuJe des TuJlner
Nordtores verdoppeJt das PortaJ des MisteJ-
baclier JCarners (Fig. 26). Es hat die für
Karnertüren übJicJre Lage nacli Norden, der
Südseite der fvirche schräg gegenüber'"^). An-
läfHicli der IJ.estaurierung im Sonimer 1899'"")
wurde das umliegende ErdreicJi abgegraben
und die neue Treppe dem Portal vorgeJegt.

Das Tor hat zwei Abtreppungen und Jiegt in
einem JJaclien Vorbau, eine Neuerung gegen-
über den bislierigen Portaitypen. Die schon
voJJständig freien Säulen mit ziemlicJi steilen
Basen ruhen, wie in PetroneJJ, auf einem
eigenen würfeJförmigen SockeJ. Die JCapitäle
(Fig. 27) sind nicht meJir so fest wie in Tulln
mit dem Gewände verwachsen, doch binden
sie immerhin noch mit den Gewändequadern.

Einer späteren Zeit bJieb es vorbeJiaiten, sie
ganz ioszuiöseu.

Die JTalsringe der Kapitäle Jiefen einst,
wie an Spuren erkennbar, über die Pfosten-
kanten. Das ist eine bayrische Eigcnart, das
Jetzte NaclikJingen des Jombardischen KapitäJfrieses. Das schwere JTämpfergesims umzielit
in sächsischer Art nicht die Pfosten und ist, waJirscJieinlicii später, normai zur Türöffnung
abgescJmitten worden.

Die ArcJiivolten sind PfostenarcJiivolten, die — merkwürdig genug — ais Fortsetzung
der Säuien erscheinen. Hier werden beide in Niederösterreicii heimischen Typen in pro-
vinzieiler Art vermisclit'O"). Die ArcJiivolten werden von JJachen KehJen und zwei JJachen
Rundstäben begleitet, die in seicht relieJJerte Würfelkapitälchen uiid Ornamente enden. Die

Auch auf Liechtenstein, Thernbeig, Kiosterneu-
burg, f?rner in Hciligenkreuz und Eggenburg.

Ein ähnliches romaniscijes Figürchen wie der im
AVasser stehende Cbristus ist in der Pfarrhofmauer des
nalieliegenden Hainburg cingemauert.

Über diese in Niederösterreicb häuhgen Friediiofs-
kapeilcn vgl. den grundlegenden Aufsatz Heidcrs: Über die
Bestimmung der romanischen Rundbauten mit Bezug auf
die Rundkapelle zu Hartberg in Steiermark (M. Z. I $3);
Lind, Über Rundbauten, mit l)esonderer Berücksichtigung
der Drcikönigskapelle zu Tulln in Niederösterreich (^f. Z.

XII 146); ferner Georg Hager, Mittelalterliche Kirchhofs-
kapelien in Alt-Bayern, in Zeitschr. f. christl. Kunst 1899,
S. 161. Da die Karncrapsiden östlich orientiert sind, liegen
die meistens in einem Vorbau eingebetteten Portale aiso
nicht in der Kapelienachse.

Karl Fitzka, Gcschichte der Stadt Mistelbach in
Niederösterreich, S. yo.

^") Vielleicht spielte schon bei diesem Portal das
Nordportal von S. Jakob in Regensburg eine Rollc, das
Pfostcnarchivoiten und Säulenarchivoiten miscbt.
 
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