RlCHAKD Kt;RT DoNfN Romanische Portale in Niederösterreich
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Verzierung von Archivolten und Pfosten in longitudinaler Richtung zum Unterschied der
französischen radial verlaufenden Archivoltenzier kommt aus dem Norden Deutschlands.
Doch ist gerade das Ausnehmen einer Kehle mehr süddeutscher Art, im Gegensatz zum
Herausarbeiten eines Eckrundstabes im Norden.
Wie weit die Restaurierung des Portals die Archivolten veränderte, läiit sich nicht
kontrollieren. Auf einer älteren Abbildung'"^) ist überhaupt keine Archivoltenabtreppung
zu sehen. Ebenso lag dasTympanumrelief unter derTünche'"") und dürfte stark restauriert
sein. Im heutigen Zustande verraten die beiden verschlungenen Drachen in stilistischer
Hinsicht noch die lombardische Hei-
m at. D e r k ü h n e S c h w u n g d e s D r ac h e n -
geiieders, die feine Einpassung der
Tiere in das Halbrund weist auf eine
schon selbständigere Auffassung. Die
plastischere Behandlung des Reliefs,
die Überschneidung der Tierleiber,
das Ausfüllen der Zwickel mit Halb-
palmetten kennzeichnet ebenfalls den
zeitlichen Fortschritt. Man kann des-
halb das Portal um zirka 122^
setzenH"), wozu auch die Flachheit
der Eckauskehlungen stimmt.
Denselben Fortschritt sehen wir
an den Kapitälen mit den fein ge-
arbeiteten, schon freier bewegten,
überfallenden Blättern. Sie ver-
leugnen aber trotzdem noch nicht
ihre lombardische Abstammung*. Ein
Fig. 28 Salzburg, Franzisbanerkirche, Kapitäi im SeitemscliifT Vergleidl det oberen ieiilgeiältelten,
. in den Ecken zusammenstoßenden
Akanthusblätter mit einem Kapitälfries aus Vezzolano"ü und einem Kapitäl der Franzis-
kanerkirche in Salzburg (Fig. 28), deren lombardische Dekoration bekannt ist, legt dies
klar. Das letztere Kapitäl gehört dem Kirchenneubau'^) von 1220 an und stützt sohin die
Datierung des Portals.
TuIIner Pfarrkirche: Hauptporta)
Jünger und viel eigenartiger ist das Hauptportal der Tullner Pfarrkirche (Taf. I)"Ü.
Eine einzige Abtreppung mit einer eingestellten Viertelsäule bindet, wie an der weniger
restaurierten rechten Torseite zu sehen, in die Pfostenquadern. Das verrät den nördlichen
MS) In den M. A. XXIV 37.
*"") Josef Newatd in M. Z. n. F. VIII— XLIX. Es
war vollständig zugemauert und mit einer Nisclie verziert.
in dieser stand die jetzt auf den barocken Giebel ver-
setzte Katharinenstatue (M. A. XX.IV 37 und Mon. A. V.
XVII 13).
Besonders mitBerücksichtigung derPiastikSchön-
graberns.
^^) In der Chiesa di S. Maria, Abb. Venturi III 71.
H2) K.-T. IX 81 u. 85.
Sacken, in M. A. XVII 197; Xerschbaumer, Ge-
schichte derStadtTulln. Über die Restaurierung desPortals
M. Z. n. F. XXIII 172 und M. Z. 3. F. III 31. Detail-
zeichnungen der Ornamente in L. Ernst und L. Oescher,
Baudenkmaleusw.,HeftIV. Eine großeAbbiidunginPhoto-
gravüre im Kunstblatt IX 1912 der Jahresgabe des Vereines
für Denkmaipßege und Heimatschutz in Niederösterreich
(Tietze).
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Verzierung von Archivolten und Pfosten in longitudinaler Richtung zum Unterschied der
französischen radial verlaufenden Archivoltenzier kommt aus dem Norden Deutschlands.
Doch ist gerade das Ausnehmen einer Kehle mehr süddeutscher Art, im Gegensatz zum
Herausarbeiten eines Eckrundstabes im Norden.
Wie weit die Restaurierung des Portals die Archivolten veränderte, läiit sich nicht
kontrollieren. Auf einer älteren Abbildung'"^) ist überhaupt keine Archivoltenabtreppung
zu sehen. Ebenso lag dasTympanumrelief unter derTünche'"") und dürfte stark restauriert
sein. Im heutigen Zustande verraten die beiden verschlungenen Drachen in stilistischer
Hinsicht noch die lombardische Hei-
m at. D e r k ü h n e S c h w u n g d e s D r ac h e n -
geiieders, die feine Einpassung der
Tiere in das Halbrund weist auf eine
schon selbständigere Auffassung. Die
plastischere Behandlung des Reliefs,
die Überschneidung der Tierleiber,
das Ausfüllen der Zwickel mit Halb-
palmetten kennzeichnet ebenfalls den
zeitlichen Fortschritt. Man kann des-
halb das Portal um zirka 122^
setzenH"), wozu auch die Flachheit
der Eckauskehlungen stimmt.
Denselben Fortschritt sehen wir
an den Kapitälen mit den fein ge-
arbeiteten, schon freier bewegten,
überfallenden Blättern. Sie ver-
leugnen aber trotzdem noch nicht
ihre lombardische Abstammung*. Ein
Fig. 28 Salzburg, Franzisbanerkirche, Kapitäi im SeitemscliifT Vergleidl det oberen ieiilgeiältelten,
. in den Ecken zusammenstoßenden
Akanthusblätter mit einem Kapitälfries aus Vezzolano"ü und einem Kapitäl der Franzis-
kanerkirche in Salzburg (Fig. 28), deren lombardische Dekoration bekannt ist, legt dies
klar. Das letztere Kapitäl gehört dem Kirchenneubau'^) von 1220 an und stützt sohin die
Datierung des Portals.
TuIIner Pfarrkirche: Hauptporta)
Jünger und viel eigenartiger ist das Hauptportal der Tullner Pfarrkirche (Taf. I)"Ü.
Eine einzige Abtreppung mit einer eingestellten Viertelsäule bindet, wie an der weniger
restaurierten rechten Torseite zu sehen, in die Pfostenquadern. Das verrät den nördlichen
MS) In den M. A. XXIV 37.
*"") Josef Newatd in M. Z. n. F. VIII— XLIX. Es
war vollständig zugemauert und mit einer Nisclie verziert.
in dieser stand die jetzt auf den barocken Giebel ver-
setzte Katharinenstatue (M. A. XX.IV 37 und Mon. A. V.
XVII 13).
Besonders mitBerücksichtigung derPiastikSchön-
graberns.
^^) In der Chiesa di S. Maria, Abb. Venturi III 71.
H2) K.-T. IX 81 u. 85.
Sacken, in M. A. XVII 197; Xerschbaumer, Ge-
schichte derStadtTulln. Über die Restaurierung desPortals
M. Z. n. F. XXIII 172 und M. Z. 3. F. III 31. Detail-
zeichnungen der Ornamente in L. Ernst und L. Oescher,
Baudenkmaleusw.,HeftIV. Eine großeAbbiidunginPhoto-
gravüre im Kunstblatt IX 1912 der Jahresgabe des Vereines
für Denkmaipßege und Heimatschutz in Niederösterreich
(Tietze).