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RtCHARD K.URT DoNiN Romanische Portale in Niederösterreich

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Kapitäle und Basen, schmächtigere Deckplatten und gotisch kantigere Archivolten zeigen
den Fortschritt. Hier gibt es keine Rücksprünge mehr, sondern wie bei einem späteren
Hausportal 111 Wiener-Neustadt (Fig. 73) eine schräge Wand, an welcher die Säulen ais
Schmuckstücke gereiht werden. Eine architektonische Neuerung, die zum gotischen Portal

überleitet.

Das Portal des Ostdurchganges im Lilienfelder Kreuzgang je mit einer Säuie im ab-
getreppten Gewände läßt trotz moderner Veränderungen die Zusammengehörigkeit mit dem
entsprechenden Portal in Heiligenkreuz nicht verkennen.

Heiligenkreuz: Kieines Portai der Kirchenfassade

In ottokarischer Zeit wurden in Heiiigenkreuz auch
in die Kirchenfassade zwei neue Portaie eingesetzt. Das
des linken Seitenschiffes ist besser erhalten (Fig. 45)*^^).

Es hat mit keinem der bisher genannten Zisterzienser-
portale etwas Gemeinsames, sondern hält sich streng
im Rahmen der niederösterreichischen Portalentwick-
lung^^^). Nur müssen wir der Darstellung der weiteren
Entwicklung dabei etwas vorgreifen.

Das Portal besitzt wieder ein Bogenfeld^^^). Es
ist, wie bei den meisten Portaien in unserer Gegend,
sturzlos und ruht auf dem Kämpfergesims, das sich
über die Türpfosten schiebt. Das Gesims setzt schon
an der Wand ein und springt nur über die Kapitäle.

Die Archivolten sind Eckrundstäbe, hier schon mit dem
Birnprohi. Alle diese sächsischen Eigentümlichkeiten
sind uns schon an vielen niederösterreichischen Por-
talen begegnet. Das Gewände iastet auf einem Sockel,
der in umgekehrter Abfolge die Profiiierung des
Kämpfergesimses wiederholt. Die Halsringe der Säulen-
kapitäle spinnen sich auch über die Pfosten. Das alles
ist für Niederösterreich nicht neu. Bei dem etwas
älteren Karnerportal von Deutsch-Altenburg (Fig. 52)
und den ungefähr gleichaltrigen Portalen in Wiener-
Neustadt (Fig. 68, 72) werden diese Details noch be-
sprochen. Der Zusammenhang des Portals und noch mehr des Kirchenhauptportals mit
Wiener-Neustadt ist auch sonst auffallend. Die Knospenkapitäle z. B. haben gar keine
Beziehung zu den eleganten Knospen des Kreuzganges, wohl aber eine volikommene Uber-
einstimmung mit einigen Kapitälen in Wiener-Neustadt. P'erner: die beiden äußersten
Säulen sind eigentlich nur Eckrundstäbe, aber mit Basen und voll ausgebildeten Kapitälen.
Auch diese seltsame Erscheinung ist in Wiener-Neustadt (Nordportal des Doms, Fig. 72)

Fig. 44

Lilienfeld, Portal des Napitelhauses,
rechtsseitiges Gewände

Urspriinglich hatte dieWestfassade, den strengen
Bauvorschriften des Ordens entsprechend, sicherlich nur ein
Westportai. Das zweite Tor wurde 1678 anläßiich der Er-
höhnng des Rirchenniveaus vermauert und mit einem Kreuze
geschmückt, in jüngster Zeit abcr wieder geöffnet. Dabei
wurden die Stufen und die Türpfosten teilweise erneuert.

133) Auch Dohme (a. a. O. S. 75) ßndet den Reichtum
der Westfassade und des Portals von den Zisterzienserkirchen
Deutschlands abweichend und häit ihn für eine Besonderheit
unserer Gegend.

*34) Über die Skulptur desselben vgh den Anhang

(S. 93).
 
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