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RiCHARD K.URT DoNiN Romanische Portalc in Niederösterreicli

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Fig. ^2 Deutsch-Altenburg, Rarnerportal

Schon am Tullner Westtor^"") (Taf. I) waren die schlanken Verhältnisse der Säuien zu
den Gewänderücksprüng-en auffallend. Dieser oberitalienische Zug führte dann dazu, daf
die eingestellten Säulen nur zirka ein Viertel des Rücksprunges einnehmen, und das
Kämpfergesims, zum Unterschied von sächsischen und rheinischen Portalen, in gieichen
Rückspüngen über Kapitälen und Pfosten sich hinzieht^). Dieser Typus ist in Regens-
burg beispielsweise am Portal der Galluskapelle^) und vor allem in St. Jakob am großen
Nordportal und am Kreuzgangportal (Fig. 51) ausgebildet. Das bayrische Portai des aus-
gehenden XII. Jhs. rezipiert auch hie und da die lombardische Baidachinsäule und stelit
sie ohne architektonische Funktion, höchstens mit einem Löwen oder dergleichen belastet,
vor die Mauerfront. Auch dafür ist wieder das berühmte St. Jakobsportal das klassische
BeispieU^). AIs drittes Architekturmotiv übernimmt das bayrische Portal der romanischen
Blütezeit von Oberitalien den Brauch, in der Kapitälhöhe auch den Pfosten zu dekorieren
und so gewissermaßen einen Kapitälfries zu schafferG"*). Dieses bei den schlanken italieni-

^"") Eine dem Tuiiner Portal äinitiehe bayrische Zwi-
sclienstufe ist z. B. das Westtor in Rirchdorf (Kunstdenk-
male Oberbayerns II 2000).

^*^^) B. Meier a. a. O. S. 202; die Rheinlande halten
mit ungleichen Gesimsrücksprtingen die Mitte zwischen
Sachsen und Bayern.

2^) Abb. bei Walderdorff S. 46^.

^^) Ähnlich als Träger einer vorspringenden Archi-

volte die freistehende Säute am Klostertor in Zell am Main,
Oberzell (Abb. Bayrische Kunsttopographie III 238, Unter-
franken). In Niederösterreich diirfte, wie bemerkt, die äußerste
Halbsäule in Petronell eine verkümmerte Baldachinsäule sein.

20*) Rein dekorativ sehen wir dieses Motiv bereits in
Klosterneuburg angedeutet. Nur war daselbst noch keine
strenge Unterscheidung zwischen Kapitälfries und Kämpfer-
fries gemacht.
 
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