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RtCHARD HUR'i' DoNtN Romanische Portaie in Niederösterreicit

53

sind^"^). DiePfosten-
archivolten setzten
ehedem wahrschein-
lich die ProfHierung*
der Pfostenkanten
fort, deren drei in
sechseckige, fast go-
tisch aussehende
8täbe mit Kapitäl-
abschluß aufgeiöste
Kanten ich an kei-
nem andern romani-
schen Portal nach-
weisen konnte. Auf
die Jahrhundertmitte
läßt ferner die ge-
drehte Vordersäuie
links schließen, wäh-
rend die mittleren
polygonalen Säul-
chen in Niederöster-

reich bereits im Stifte Zwettl früher Verwendung fanden^). Architektonisch merkwürdig
ist auch, daß unter den Säulenbasen sich noch ein eigenes Sockelband verkröpft mit der
Profilierung des Kämpfergesimses in umgekehrter Abfolge. Letzteres findet sich im Kreuz-
gang von St. Jakob^) genau so. Die zum Teil polygonalen Säulenbasen stehen über diesem
Sockeiband auf eigenen Postamenten. Sie sind verhältnismäßig hoch und haben die fein-
geschwungenen Eckblätter des späten Stils. Die Basis der vordersten rechten Säule kon-
trastiert hiezu durch ihren auffallend plumpen Wuist, wie eine Erinnerung an die aitertüm-
lichen Basen des benachbarten Portals von Petroneli (Fig. 24).

Die Regensburger Portalarchitektur, der unsere Pforte sich anschiießt, folgt dem ein-
heimisch gewordenen bayrischen Typus, die Ornamentik dagegen, wie betont, der west-
lichen Einüußsphäre. Hier erübrigt nur der Nachweis der Zusammengehörigkeit des Portals
mit Regensburg auch in bezug auf die Ornamentik.

Bei dem normännischen Faltkapitäl der dritten Säuie links liegt die Abhängigkeit von
den älteren Faltkapitäien des ehemaligen Kreuzganges von St. Jakob auf der Hand (Fig. 53 a
und 54 a). Doch auch die Paimetten im punktierten Kreisband des zweiten Kapitäls rechts

a

Fig- 55

Deutsch-Altenburg, Karner, Detail vom rechten Portalgewände

20") Die neuen Archivolten seit dem Jahre 1823, wie
die Inschrift im neuen Tympanum besagt (M. A. IX 54).
Auf den vordersten Säuien lagen vieileicht wie in Regens-
burg Löwen; für Archivolten wäre wohl dieSpannung zu groß.

Eine Skizze von Oescher im Landesarchiv C IV 2t8
vom Jahre 1846 kann uns deshalb keine Auskunft geben,
wie die Archivolten einmal aussahen; doch zeigt die Skizze
ebenso wie eine aite Lithographie und ein Lichtdruck nach
C. Grefe(C IV 2IQ desLandesarchivs) einen an eine Außen-
kanzel erinnernden Vorbau vor der äußersten Säule. Die

beiden bienenkorbartigen Aufsätze über den vordersten
Säulen dürften umgestülpte Graburnen sein. Vor kurzem
wurden sie überhaupt entfernt. Es ist nicht ausgeschlossen,
daß die alten Archivoiten des Portals wie die vieler anderer
Portale in Niederösterreich, welche in der Ornamentik auf
Deutsch-Altenburg basieren, ebenfails das Rautenmotiv
hatten.

20S) In Regensburg noch früher in der Burgkapelle
von Donaustauf (XI. Jh.).

209) Abb. bei Wagner Fig. iy.
 
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