RiCHARü RuRT DoNiN Romanisclie Portale in Niederösterreicli
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Der mit dem un-
vermeidlichen Punkt-
band gezierte Akan-
thus des zweiten Pfo-
stens rechts (Fig. 58 c)
stammt aus der
Deutsch-Altenburger
Kirche. Er demon-
striert an den beiden
äußersten Kapitälen
des Portals und am
ersten Kapitäl links,
wosich dieüberfalien-
den Blattspitzenvoiu-
ten schon freier los-
lösen, den Übergang
zum Knospenkapitäl
(Fig.göb, 60b), wie in
Regensburg die Ka-
pitäle des ehemaligen
Salzburgerhofes -").
Das gewürfelt geüochtene dreistreihge Band am zweiten Pfosten iinks ist uns schon vom
Türpfosten des Petroneller Tores her bekannt (Fig. 56 a, 24). Es mag aber auch aus Regens-
burg kommen, wo es mehrmals an St. Jakob (an einzeinen Säulenbasen und am großen
Portalvorbau rechts) ebenso häufig wie in der normännischen Kunst (Kathedrale von
Bayeux) vorkommt.
Das Motiv des Zickzacks und der steigenden Zinnen auf den Deckplatten der vordersten
Säulen ist wie das bereits erwähnte Faltkapitäl des Portals normännisch. Die beiden
äußersten Kapitäle (Fig. 60 b) korinthisieren übrigens so stark, daß ich fast geneigt wäre,
antike Vorbilder anzunehmen, an denen ja in dieser Gegend — man denke an das benach-
barte Carnuntum — kein Mangel war.
Die Übereinstimmung des Falt- und Akanthusornamentes mit Pfeilerkapitälen der
Deutsch-AItenburger Kirche, aie 1213 erbaut wurde^^), gibt für die Datierung nur einen
äußersten Terminus a quo; denn einerseits ist das Ende der Bauzeit der Kirche nicht be-
kannt, anderseits sind die Ornamente des Karners viel plastischer, freier und vor-
geschrittener als die in der Kirche, sie übertreffen darin sogar die Regensburger Vorbilder.
Ich bleibe deshalb mit Rücksicht auf die architektonischen Fortschritte des Portals, die
Überschneidungen der Blätter und Bänder in den Ornamenten und mit Rücksicht auf die
beginnenden Knospen bei meiner Datierung um die Mitte des KIII. Jhs.
Pulkau: Karnerportal
Voll ausgebildete Knospenkapitäle, die in Niederösterreich um die Jahrhundertsmitte
auftreten, trägt das Portal des turmartigen Karners von Pulkau-"), der in seinem unteren
2") Abb. bei Wagner Fig. 23. Sacken, Sitzungsberichte usw., S. 766.
"'-) Von den Briidern Alban und Johann v. Dörr. *'**) Sacken, M. Z. (t86o) V 339, M. A. X 295.
a b c
Fig. 38 Deutsch-Altenburg, Karner, Detaii vom rechten Portalgewände
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Der mit dem un-
vermeidlichen Punkt-
band gezierte Akan-
thus des zweiten Pfo-
stens rechts (Fig. 58 c)
stammt aus der
Deutsch-Altenburger
Kirche. Er demon-
striert an den beiden
äußersten Kapitälen
des Portals und am
ersten Kapitäl links,
wosich dieüberfalien-
den Blattspitzenvoiu-
ten schon freier los-
lösen, den Übergang
zum Knospenkapitäl
(Fig.göb, 60b), wie in
Regensburg die Ka-
pitäle des ehemaligen
Salzburgerhofes -").
Das gewürfelt geüochtene dreistreihge Band am zweiten Pfosten iinks ist uns schon vom
Türpfosten des Petroneller Tores her bekannt (Fig. 56 a, 24). Es mag aber auch aus Regens-
burg kommen, wo es mehrmals an St. Jakob (an einzeinen Säulenbasen und am großen
Portalvorbau rechts) ebenso häufig wie in der normännischen Kunst (Kathedrale von
Bayeux) vorkommt.
Das Motiv des Zickzacks und der steigenden Zinnen auf den Deckplatten der vordersten
Säulen ist wie das bereits erwähnte Faltkapitäl des Portals normännisch. Die beiden
äußersten Kapitäle (Fig. 60 b) korinthisieren übrigens so stark, daß ich fast geneigt wäre,
antike Vorbilder anzunehmen, an denen ja in dieser Gegend — man denke an das benach-
barte Carnuntum — kein Mangel war.
Die Übereinstimmung des Falt- und Akanthusornamentes mit Pfeilerkapitälen der
Deutsch-AItenburger Kirche, aie 1213 erbaut wurde^^), gibt für die Datierung nur einen
äußersten Terminus a quo; denn einerseits ist das Ende der Bauzeit der Kirche nicht be-
kannt, anderseits sind die Ornamente des Karners viel plastischer, freier und vor-
geschrittener als die in der Kirche, sie übertreffen darin sogar die Regensburger Vorbilder.
Ich bleibe deshalb mit Rücksicht auf die architektonischen Fortschritte des Portals, die
Überschneidungen der Blätter und Bänder in den Ornamenten und mit Rücksicht auf die
beginnenden Knospen bei meiner Datierung um die Mitte des KIII. Jhs.
Pulkau: Karnerportal
Voll ausgebildete Knospenkapitäle, die in Niederösterreich um die Jahrhundertsmitte
auftreten, trägt das Portal des turmartigen Karners von Pulkau-"), der in seinem unteren
2") Abb. bei Wagner Fig. 23. Sacken, Sitzungsberichte usw., S. 766.
"'-) Von den Briidern Alban und Johann v. Dörr. *'**) Sacken, M. Z. (t86o) V 339, M. A. X 295.
a b c
Fig. 38 Deutsch-Altenburg, Karner, Detaii vom rechten Portalgewände