R.ICHARD KURT DoNTN Romanisclie Portale in Niederösterreich
seine vier Abtreppungen liatte, die nach den Beschreibungen der kirchlichen Topographie
von 1826 und sogar nach der Sackens im Jahre 1865 noch bestanden. Von ihnen mußten
die zweite Säule samt Basis, Kämpfer und Archivolte und ebenso die Archivolte der ersten
Säule und des ersten Pfostens einem modernen Toreinbau weichen^). Die drei noch
übrig gebiiebenen Säuienpaare zeigen in den Kapitälen mit weit ausladenden dünnstenge-
ligen Knospen und den Tellerbasen sehr vorgeschrittene Formen. Das Kämpfergesims,
profiiiert wie am Nordportal von St. Jakob in Regensburg und wie in Deutsch-Aitenburg,
beginnt nach bayrischer Art schon an der Wand und verkröpft sich nur unmerkiich über
den Gewändeecken, nicht aber über den
Türpfosten. Diese tragen keinen Türsturz,
sondern nur kleine Vorkragungen, darin
also dem älteren niederösterreichischen
Typus foigend.
Die zweieinhalb noch sichtbaren Rund-
bogen stimmen mit den Säulen wenig
überein (Fig. 63). Über der äußersten
Säule sitzt kein Rundstab, sondern eine
Pfostenarchivolte mit einer, trotz der Ab-
fasung deutiich sichtbaren Dreiecksgrund-
form. Noch unkiarer sitzt die zweite und
halbe dritte abgefaste Pfostenarchivolte.
Sie stimmt weder mit den Gewändepfosten
noch mit einer Säule überein. Unter fran-
zösischem Einhusse werden die bekannten
Eckrundstäbe durch tiefe Auskehlungen
der Ecken ersetzt, die von kräftigen Wül-
sten begleitet werden. Zu diesen kleinen
Rundstäben wirken dann die starken
Säulenarchivolten derb und unvorteilhaft.
Das zeigte schon das Hauptportal von
St. Jakob in Regensburg. Man ließ sie
bei unserem Portal weg, wodurch der
rundbogige Abschluß zieriicher, das Por-
tal aber in zwei nicht harmonierende
Teiie, das Gewände und die Archivolten, zerrissen wird. Es sollte aber Niederösterreich
beschieden sein, auch diese Klippe bei späteren Portalen zu überwinden. Die Ecken-
auskehlung war in Niederösterreich bisher bloß einmal in schüchterner Form in Mistei-
bach aufgetreten (Fig. 26, 27). In Klein-Mariazeil ist die Kehiung schon äußerst tief.
Für beide Portaie ist wohl das Nordportal von St. Jakob das Muster^"). Auch an
diesem entspricht dem äußersten Säulenpaar nicht mehr recht der darüber ansetzende
Rundstab.
2M) VieHeicht stecten die Säulen und die Archivolten
noct) unversehrt unter dem reclitwinldigen Einbuu! Die
Nisclie mit der Madonna steckt ganz im Einbau, ist deshalb
modern und niclst gotisch. Unter Abt Herbord (t2()y? bis
1331) soil das Portal ^ausgestaltet" worden sein (Eigner).
Auf die Anbringung der Nische bezog sich also die Aus-
gestaitung jedenfalls nicht.
22") 1hm folgt auch das Georgentor in Bamberg!
seine vier Abtreppungen liatte, die nach den Beschreibungen der kirchlichen Topographie
von 1826 und sogar nach der Sackens im Jahre 1865 noch bestanden. Von ihnen mußten
die zweite Säule samt Basis, Kämpfer und Archivolte und ebenso die Archivolte der ersten
Säule und des ersten Pfostens einem modernen Toreinbau weichen^). Die drei noch
übrig gebiiebenen Säuienpaare zeigen in den Kapitälen mit weit ausladenden dünnstenge-
ligen Knospen und den Tellerbasen sehr vorgeschrittene Formen. Das Kämpfergesims,
profiiiert wie am Nordportal von St. Jakob in Regensburg und wie in Deutsch-Aitenburg,
beginnt nach bayrischer Art schon an der Wand und verkröpft sich nur unmerkiich über
den Gewändeecken, nicht aber über den
Türpfosten. Diese tragen keinen Türsturz,
sondern nur kleine Vorkragungen, darin
also dem älteren niederösterreichischen
Typus foigend.
Die zweieinhalb noch sichtbaren Rund-
bogen stimmen mit den Säulen wenig
überein (Fig. 63). Über der äußersten
Säule sitzt kein Rundstab, sondern eine
Pfostenarchivolte mit einer, trotz der Ab-
fasung deutiich sichtbaren Dreiecksgrund-
form. Noch unkiarer sitzt die zweite und
halbe dritte abgefaste Pfostenarchivolte.
Sie stimmt weder mit den Gewändepfosten
noch mit einer Säule überein. Unter fran-
zösischem Einhusse werden die bekannten
Eckrundstäbe durch tiefe Auskehlungen
der Ecken ersetzt, die von kräftigen Wül-
sten begleitet werden. Zu diesen kleinen
Rundstäben wirken dann die starken
Säulenarchivolten derb und unvorteilhaft.
Das zeigte schon das Hauptportal von
St. Jakob in Regensburg. Man ließ sie
bei unserem Portal weg, wodurch der
rundbogige Abschluß zieriicher, das Por-
tal aber in zwei nicht harmonierende
Teiie, das Gewände und die Archivolten, zerrissen wird. Es sollte aber Niederösterreich
beschieden sein, auch diese Klippe bei späteren Portalen zu überwinden. Die Ecken-
auskehlung war in Niederösterreich bisher bloß einmal in schüchterner Form in Mistei-
bach aufgetreten (Fig. 26, 27). In Klein-Mariazeil ist die Kehiung schon äußerst tief.
Für beide Portaie ist wohl das Nordportal von St. Jakob das Muster^"). Auch an
diesem entspricht dem äußersten Säulenpaar nicht mehr recht der darüber ansetzende
Rundstab.
2M) VieHeicht stecten die Säulen und die Archivolten
noct) unversehrt unter dem reclitwinldigen Einbuu! Die
Nisclie mit der Madonna steckt ganz im Einbau, ist deshalb
modern und niclst gotisch. Unter Abt Herbord (t2()y? bis
1331) soil das Portal ^ausgestaltet" worden sein (Eigner).
Auf die Anbringung der Nische bezog sich also die Aus-
gestaitung jedenfalls nicht.
22") 1hm folgt auch das Georgentor in Bamberg!