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RiCHARD KURT DONtN Romanische Portale in Niederösterreicli
Auch die Säulen sind fortgeschrittener, schlanker proportioniert und vor aliem — es
ist dies in Niederösterreich zum ersten und letzten Male der Fall — ornamentiert. Das
Riesentor sollte eben an Reichtum des Schmuckes alies iibertreifen. Ein genageites Flecht-
band umwindet die erste, dritte, fünfte und siebente Säule rechts und die zweite, vierte
und sechste Säule links^"). Das Vorbild ist leicht gefunden, es ist die erste Säule des Por-
tals von Jäk. Das Muster der schuppenartig nach aufwärts strebenden Biätter der ersten,
dritten, fünften und siebenten Säuie iinks und der in Sptralen eingelassenen Haibpaimetten
der zweiten, vierten und sechsten Säule rechts weist auf das verwandte ungarische Portal
von Lebeny (dort in den Kapitälen) und das Portal von Horpacs^^^), wo dieses Muster
eine etwas gröbere Form hat. Das Heimatland aller dieser Motive ist wohl wieder
Frankreich.
Fig. 80 MÖdling, Rapitäle am KLarner Fig. 81
Viel gerühmt werden die reichen, über Eck gestellten^) Kapitäle der Portalschräge.
Die einfache Kelchknospe der Übergangszeit wird hier, weit entfernt vom frühgotisch-
naturaiistischen Laubwerk, zum schweren Akanthusbiatt, das sich knospenähniich an der
Spitze einrollt. Die Entwicklung setzt von Mödiing ein. Neben dem aus normännischer
Kapitälform entwickelten „Kranz"kapitäl (Fig. 80) läßt sich arn Mödlinger Karner auch
die Entwicklung des eingerollten Blattwerkes aus der Knospe verfolgen (Fig. 8i). In Le-
beny und Jäk versucht man den Kranz mit der Knospe zu verbinden, biidet aber wie in
Horpacs die Biätterkapitäie auch ohne Kranz, hie und da auch mit einer Tierhgur in der
Mitte. Das Riesentor nimmt das reiche Blattwerk von Lebeny und Horpacs, die drei
Seiten des Achteckes zähiende Deckplatte und die über dem Mittelblatt hervorlugenden
-'^j Das Alternieren der Muster tindct sich auf säch-
sischen Portalen besonders häutig, wie iiberhaupt das Fin-
stellen dekorierter Säulen aus dem Programm der Schule
herausfällt
Vgl. die Abbildungen für Lebeny: A. Kssen-
wein, Die romanischc Kirche zu Lebeny (Leiden) in Ungarn
(M. Z. II 8), und Krecskai: Kaianz a Lebeny templomhoz
(Györ 1879); für Horpacs: Heider und Eitelberger I pt;
für Jäk: cbenda S. 83 ff., ferner in ^Graf Miklas Szechenyi,
Die Abteikirche St. Jäk in Ungarn" und im Jahrbuch
K. I (1836).
-9*) Nach B. Meier S. 203 ein sächsisches Motiv. Über-
eck gesteHteKapitäle sind aber an spätromanischen Portalen
so häufig, daß man wohl schwer lokaiisieren kann. Es hängt
RiCHARD KURT DONtN Romanische Portale in Niederösterreicli
Auch die Säulen sind fortgeschrittener, schlanker proportioniert und vor aliem — es
ist dies in Niederösterreich zum ersten und letzten Male der Fall — ornamentiert. Das
Riesentor sollte eben an Reichtum des Schmuckes alies iibertreifen. Ein genageites Flecht-
band umwindet die erste, dritte, fünfte und siebente Säule rechts und die zweite, vierte
und sechste Säule links^"). Das Vorbild ist leicht gefunden, es ist die erste Säule des Por-
tals von Jäk. Das Muster der schuppenartig nach aufwärts strebenden Biätter der ersten,
dritten, fünften und siebenten Säuie iinks und der in Sptralen eingelassenen Haibpaimetten
der zweiten, vierten und sechsten Säule rechts weist auf das verwandte ungarische Portal
von Lebeny (dort in den Kapitälen) und das Portal von Horpacs^^^), wo dieses Muster
eine etwas gröbere Form hat. Das Heimatland aller dieser Motive ist wohl wieder
Frankreich.
Fig. 80 MÖdling, Rapitäle am KLarner Fig. 81
Viel gerühmt werden die reichen, über Eck gestellten^) Kapitäle der Portalschräge.
Die einfache Kelchknospe der Übergangszeit wird hier, weit entfernt vom frühgotisch-
naturaiistischen Laubwerk, zum schweren Akanthusbiatt, das sich knospenähniich an der
Spitze einrollt. Die Entwicklung setzt von Mödiing ein. Neben dem aus normännischer
Kapitälform entwickelten „Kranz"kapitäl (Fig. 80) läßt sich arn Mödlinger Karner auch
die Entwicklung des eingerollten Blattwerkes aus der Knospe verfolgen (Fig. 8i). In Le-
beny und Jäk versucht man den Kranz mit der Knospe zu verbinden, biidet aber wie in
Horpacs die Biätterkapitäie auch ohne Kranz, hie und da auch mit einer Tierhgur in der
Mitte. Das Riesentor nimmt das reiche Blattwerk von Lebeny und Horpacs, die drei
Seiten des Achteckes zähiende Deckplatte und die über dem Mittelblatt hervorlugenden
-'^j Das Alternieren der Muster tindct sich auf säch-
sischen Portalen besonders häutig, wie iiberhaupt das Fin-
stellen dekorierter Säulen aus dem Programm der Schule
herausfällt
Vgl. die Abbildungen für Lebeny: A. Kssen-
wein, Die romanischc Kirche zu Lebeny (Leiden) in Ungarn
(M. Z. II 8), und Krecskai: Kaianz a Lebeny templomhoz
(Györ 1879); für Horpacs: Heider und Eitelberger I pt;
für Jäk: cbenda S. 83 ff., ferner in ^Graf Miklas Szechenyi,
Die Abteikirche St. Jäk in Ungarn" und im Jahrbuch
K. I (1836).
-9*) Nach B. Meier S. 203 ein sächsisches Motiv. Über-
eck gesteHteKapitäle sind aber an spätromanischen Portalen
so häufig, daß man wohl schwer lokaiisieren kann. Es hängt