RlCHARD KuRT DoNiN Romanische Portale in Niederösterreich
IOI
Pelz gehüHte Winter. Die das Zeitrad treibende Gestalt würde dann andeuten, daß das
Jahr mit dem Jänner ansetzt. Sie könnte dann die Zeit, die Kirche oder, wie Ebner meint,
eine Darstellung Gottes seiiGcS).
Die beiden Reliefs — Kampf gegen die Sünde und Monatsdarstellung — würden auch
in ikonographischer Beziehung sehr gut als Portalschmuck möglich sein. Zu dem zerstörten
Westportal gehörte noch der aus Schöngrabern stammende Löwe (Fig. 20), den jetzt das
niederösterreichische Landesmuseum be-
herbergt.
Ein Löwe und ein Drache mit Men-
schenköpfen in den Pranken ruhen jetzt
auf Konsolen zu beiden Seiten eines Fen-
sters der Kirche in St. Egyd am Stein-
feld. Sie standen, wie A. R. von Perger
vermutete, seinerzeit vieileicht oberhalb
des Portals sss). Auch der auf gotischem
Strebepfeiler gelagerte romanische Löwe
der Pfarrkirche in Eggenburg war wohl
ein Portallöwe. Ein anderer romanischer
Löwe liegt wohlgeborgen im Archiv des
Schottenstiftes (Fig. 22). Er wurde im Jahre
1892, als man an der Südwand der Kirche
für das Jasomirgottdenkmal Platz schuf,
entdeckt und aus der Mauer genommen.
Ein zweiter Löwe muiite aus konstruk-
tiven Gründen dort belassen werden^^^).
Die rückwärtige Ansatzfläche beweist, dah
es sich um einen Portallöwen handelt.
Von besonderem Interesse wäre es,
wenn er noch der im Jahre r200geweihten
Schottenkirche angehören würde. Wir
hätten damit wenigstens ein Stück von
jenem ersten Schottenportalbau, der so großen Einhuß auf die niederösterreichische Portal-
entwicklung* genommen hatte^^'^). Dageg'en protestieren aber die stilistischen Formen des
Löwen. Die Behandlung des Felles mit den kapriziösen Einrollungen, die scharfe, schon
gotische Herausarbeitung der Pranken entspricht der Entstehungszeit der Riesentorlöwen'^).
Fig. 89 Wien, Schottenstift,
Gewändestein eines nicht mehr bestehenden Portals
362) Laurenz Ebner in Österreichische iliustr. Zeitung
XX 152. Nicht ganz aufgeklärt bieiben die beiden Schlangen,
welche sich um den Doppelmenschen schlingen. Dagegen
erscheint der von Endres als unerklärbar ausgeschiedene
runde Gegenstand zur rechten der vermummten Gestalt, den
Mailly als „hemmendes Prinzip" erkiären will, bei Betrach-
tung des Originals nur a!s die linke pelzverhüllte Hand
des „Winters".
363) M. Z. XII—LXXIX, daselbst auch Abbildung,
ebenso in M. A. IX $$. Vielleicht schmückten sie das
Portal der Umfangsmauer der Kirche, welches jetzt die
Quelle von Urschendorf einrahmt.
36^) Alois Hauser in M. A. XXX 11 und M. Z. n. F.
XIX 197. Geschichte der Stadt Wien, herausgegeben vom
Wiener Altertumsverein I $14.
366) Diesem Bau gehört nur die sogenannte hnstere
Sakristei links vom Presbyterium der Kirche und vielleicht
das kleine Säulchen, jetzt im Mausoleum aufgestellt, an
(Abb. M. A. XLVI und XLVII 42 u. 43).
366) Als man den Schottenlöwen aus der Mauer nalim,
hatte er Augen aus „Blei", wohl nur aus Bleifarbe, die heute
nicht mehr sichtbar ist. Ebensolche Augen sah Oescher und
Melly noch an den Apostelfiguren des Riesentores!
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Pelz gehüHte Winter. Die das Zeitrad treibende Gestalt würde dann andeuten, daß das
Jahr mit dem Jänner ansetzt. Sie könnte dann die Zeit, die Kirche oder, wie Ebner meint,
eine Darstellung Gottes seiiGcS).
Die beiden Reliefs — Kampf gegen die Sünde und Monatsdarstellung — würden auch
in ikonographischer Beziehung sehr gut als Portalschmuck möglich sein. Zu dem zerstörten
Westportal gehörte noch der aus Schöngrabern stammende Löwe (Fig. 20), den jetzt das
niederösterreichische Landesmuseum be-
herbergt.
Ein Löwe und ein Drache mit Men-
schenköpfen in den Pranken ruhen jetzt
auf Konsolen zu beiden Seiten eines Fen-
sters der Kirche in St. Egyd am Stein-
feld. Sie standen, wie A. R. von Perger
vermutete, seinerzeit vieileicht oberhalb
des Portals sss). Auch der auf gotischem
Strebepfeiler gelagerte romanische Löwe
der Pfarrkirche in Eggenburg war wohl
ein Portallöwe. Ein anderer romanischer
Löwe liegt wohlgeborgen im Archiv des
Schottenstiftes (Fig. 22). Er wurde im Jahre
1892, als man an der Südwand der Kirche
für das Jasomirgottdenkmal Platz schuf,
entdeckt und aus der Mauer genommen.
Ein zweiter Löwe muiite aus konstruk-
tiven Gründen dort belassen werden^^^).
Die rückwärtige Ansatzfläche beweist, dah
es sich um einen Portallöwen handelt.
Von besonderem Interesse wäre es,
wenn er noch der im Jahre r200geweihten
Schottenkirche angehören würde. Wir
hätten damit wenigstens ein Stück von
jenem ersten Schottenportalbau, der so großen Einhuß auf die niederösterreichische Portal-
entwicklung* genommen hatte^^'^). Dageg'en protestieren aber die stilistischen Formen des
Löwen. Die Behandlung des Felles mit den kapriziösen Einrollungen, die scharfe, schon
gotische Herausarbeitung der Pranken entspricht der Entstehungszeit der Riesentorlöwen'^).
Fig. 89 Wien, Schottenstift,
Gewändestein eines nicht mehr bestehenden Portals
362) Laurenz Ebner in Österreichische iliustr. Zeitung
XX 152. Nicht ganz aufgeklärt bieiben die beiden Schlangen,
welche sich um den Doppelmenschen schlingen. Dagegen
erscheint der von Endres als unerklärbar ausgeschiedene
runde Gegenstand zur rechten der vermummten Gestalt, den
Mailly als „hemmendes Prinzip" erkiären will, bei Betrach-
tung des Originals nur a!s die linke pelzverhüllte Hand
des „Winters".
363) M. Z. XII—LXXIX, daselbst auch Abbildung,
ebenso in M. A. IX $$. Vielleicht schmückten sie das
Portal der Umfangsmauer der Kirche, welches jetzt die
Quelle von Urschendorf einrahmt.
36^) Alois Hauser in M. A. XXX 11 und M. Z. n. F.
XIX 197. Geschichte der Stadt Wien, herausgegeben vom
Wiener Altertumsverein I $14.
366) Diesem Bau gehört nur die sogenannte hnstere
Sakristei links vom Presbyterium der Kirche und vielleicht
das kleine Säulchen, jetzt im Mausoleum aufgestellt, an
(Abb. M. A. XLVI und XLVII 42 u. 43).
366) Als man den Schottenlöwen aus der Mauer nalim,
hatte er Augen aus „Blei", wohl nur aus Bleifarbe, die heute
nicht mehr sichtbar ist. Ebensolche Augen sah Oescher und
Melly noch an den Apostelfiguren des Riesentores!