Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
ANTON MATßjÖEK Das Mosaikbild des Jüngsten Gerichtes am Prager Dome

127

Fig. 98 Venedig, S. Marco, Baptisterium, Gastmahl des Herodes

denn sie waren eine ganz geläuHge mitteialteriiche Bezeichnung der Technik des Mosaiks;
indem sie anfangs in der Literatur den Ursprung bezeichneten, dienen sie später als die
Bezeichnung der musivischen Technik überhaupt, ohne jede Rücksicht auf die Provenienz.
Die Überlieferung, welche die Autorschaft des St. Veit-Mosaiks den Venezianern zuschreibt,
stammt erst aus dem XIX. Jh.

Die künstlerischen Berührungen Böhmens mit der Fremde waren im XIV. Jh. beträcht-
lich und die böhmische Malerschule verdankt ihr ihre wichtige Entwicklungsstellung. Unter
den deutschen Schulen stellt sie das erste Zentrum dar, dessen künstlerisches Eigentum jene
Errungenschaften sind, durch welche sich die neuzeitliche Malerei von der mittelalterlichen
unterscheidet und welche stufenweise und an verschiedenen Steilen entstanden, zum ersten
Maie nördlich der Alpen und außerhalb Frankreichs, durch das Bindemittel einer be-
stimmten lokalen Eigenart verbunden wurden^). In der Geschichte dieser Berührungen
biidet das Mosaik von St. Veit ein Kapitel, welches die Arbeit fremder nach Böhmen be-
rufener und nach der Vollendung der Arbeit wieder verschwindender ITünstler schildert.
Es ist freilich unmöglich, das Mosaik direkt einem von den venezianischen Werken anzureihen,
es ist weiter unmöglich, sie einem bestimmt lokalisierten künstlerischen Atelier zuzuerkennen,
mit aller Gewißheit aber ist es denkbar, es in die Gruppe der venezianischen Mosaiken ein-
zustellen. Der Beweis des stilistischen Zusammenhanges der venezianischen Mosaiken mit dem
St. Veit-Mosaik hndet eine Stütze an den Ergebnissen einer formalen Analyse des Ganzen.

43) Max Dvora.k, K dejinäm maiirstvi ceskeho doby Kariovy, Cesk^ casopis bistorick^' 1899, S. 238.
 
Annotationen