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ANTON GNIRS Die christiiclie Kultanlage aus konstantinischer Zeit am Platze des Domes in Aquileia 171

Hälfte des IV. Jhs. noch vor 381, dem Jahre des ambrosianischen Konzils, sich die Not-
wendigkeit ergab, beide Bauten, die Kirche wie die Halle des Consignatoriums, abzutragen
und sie in größten Dimensionen neu aufzustelien. Mit Rücksicht auf den Kultbetrieb
scheinen sicher zwei zeitlich getrennte Bauaktionen beschlossen worden zu sein. Zuerst
fällt die eben in ihrem Innenschmuck fertiggestellte Kirche und an ihre Stelle tritt eine
dreischifhge Basiiika, die mit ihrer Breite um iß'g über die Südseite des vorangehenden
Baues hinübergreift. Die Länge und die rückwärtigen Teile der neuen Kirche sind noch
nicht aufgefunden, doch haben Tastgrabungen den Einbau von mindestens zwölf Säulen in
einer Arkadenreihe und eine Achsenlänge des Innenraumes über 66 w hinaus nachgewiesen.
Was an alten Bauwerk die Südfront der Kirche begleitete, wurde dem Neubau geopfert.
Nur der Brunnen und der zur Vornahme der rituellen Fußwaschung eingerichtete Brunnen-
ablauf (Kantharus) im Raume F hinter
dem Vestibulum wird belassen und für
die neue Kirche durch Erhöhung adap-
tiert. Hieher scheint der dekorierte
Gitterstein eines Pedilaviums zu gehören
(Fig. 133), der vor nicht zu langer Zeit
in den Fußboden der Chiesa dei pagani
eingelassen wurde. Seine Maße stimmen
nämlich mit dem Unterbau des Wasser-
ablaufes vor dem Brunnen überein
(Lanckoroüski, o. c. 146),

Der Fertigsteliung der neuen Kirche
folgte der Umbau des südiichen Kult-
baues, der dann auch zu einem drei-
schifhgen Saale von 63 w Länge er-
weitert wurde und die Breite der jetzi-
gen Dombasilika erhielt. Die Gleich-
zeitigkeit dieses Projektes ergibt sich
aus der Lage und dem Grundrisse des
Baptisteriums der zweiten vergrößerten Anlage (Fig. 127 Z7, F). Während des Kirchen-
umbaues wird es notwendig, vorübergehend die bischöfliche Zeremonienhaile zur Ecclesia
zu adaptieren, dazu vor allem in dem Consignatorium als Altarraum über der Inschrift des
Theodorus eine Mensa aufzusteilen, von der noch die Fundamentlöcher der Fußplatten
(Achsenentfernung 0*97 und rog w) vorhanden sind (Fig. 103 A, Fig. 107). Damals wird
auch die Vorhalle A teiiweise abgetragen und in ihrem nördlichen Teile vom südlichen
Seitenschiffe der neuen Basiiika überbaut, während der südiiche Teil vor dem Eingange
in die südliche Kulthalle durch die schmalen Pfeilerstützen wohl nur provisorisch ab-
geschlossen wird. Gleichzeitig wird hier eine Mensa (Fig. 103 Z) eingebaut, die wohl
nur als Prothesis der Notkirche im Saiutatorium aufgefaßt werden kann (Fig. 134).
Letztere wurde aufgelassen, sobald die neue vergrößerte Kirche dem Kulte zurück-
gegeben war. Jetzt entsteht an Stelle des alten Consignatoriums in der zweiten Bau-
periode der große Saalbau, der von der alten Westfront nunmehr bis an die Fiucht der
Apsiswand des heutigen Domes reicht. Neu sind dem Bau nur die beiden Memorial-
kapelien für den Reliquienkult, die an die Seitenwände (Fig. 127 A, Z?) angehängt werden.
 
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