Die Malereien im Palazzo Steffaneo zu Crauglio')
Die äußere Architektur des Gebäudes, das die
Maiereien birgt, mit denen wir uns im folgenden be-
schäftigen wohen, zeigt uns einen jener Paiäste, die
den übiichen Landsitz der Venetianer auf der Terra
ferma verkürpern (Fig. 23). Eine ianggestreckte Front
mit zwei turmartigen Erhöhungen an den Ecken,
von wo aus sich in U-Form die Gartenüügel an-
schiießen — ^Palazzo di campagna" oder ^di viiia"
und einfacher ^Viiia" genannt. Um 1640 entstanden,
wurde dieser Palazzo in der zweiten Häifte des
XVIII. Jhs. im Innern voliständig umgebaut. Aus
dieser Zeit stammt seine Ausstattung mit Gemäiden
und Dekorationen.
Durch das mittiere Hauptportal tritt man in den
Parterresaai, der den ganzenTrakt durchquert. Fern-
biicke auf architektonische Straßenbiider, wie sie
im Settecento so sehr beiiebt waren, schmücken die
Wände (Fig. 24). Die Piafondmaierei sucht der Ge-
ß Crauglio ist ein Dorf im österreichischen Friaui,
unweit Aquiieja gelegen. Der Paiazzo, von dem hier die
Rede ist, ist Besitz der Baronin Steffaneo-Pinzani, der ich
meinen verbindiichsten Dank für die mir zur Verfiigung
gesteliten Photographien der Gemäide sowie fiir alle mir
erwiesenen Gefäliigkeiten ausspreche. Es sei ferner erwähnt,
daß alie anderen Aufnahmen des Schiosses vom Herrn Prä-
laten Prof. Dr. Carl Drexier herriihren, der mir bei dieser
Arbeit vielfach zu Hilfe kam und dem ehenfaiis mein bester
Dank ausgesprochen sei. Die Aufnahmen von Cividaie und
Buttrio sind vom Verfasser dieser Zeilen.
drücktheit des Saaies abzuheifen, indem sie einen
höheren imaginären Raum darsteiit, der die Decke
durchbricht. Aiies in einem gold-grüntichen Tone
gehaiten.
Mit iichten Farben (rosa, heiibiau und gelb), je
nach der Feiderteiiung, in reicher Abwechsiung an
Motiven, ist die Stukkodekoration des Stiegenhauses
ausgeftihrt (Fig. 25). Eine noch tippigere Stuckorna-
mentierung bietet der Hauptsaal, wo die zwei großen
Wandfresken und das ehemais bestehende Deckenbiid
von äußerst zieriichen Umrahmungen eingefaßt wer-
den. An diesen Saal stoßt ein Zimmer (Fig. 24), aus-
schiießlich mit fast skizzenhaft ausgeführten Land-
schaften geschmückt. Auch die hie und da ver-
streuten Figürchen und Tiere erscheinen in iiiusioni-
stischer Behandlung ^).
Noch andere Räumiichkeiten sind ihrer dekora-
tiven Ausschmückung wegen bemerkenswert. Mit
welch feinem Sinn für harmonische Linienrhythmik
diese Stukkos ausgeführt wurden, davon gibt Fig. 27
eine Vorsteilung. Auf teils heilgelbem, teils hell-
grünem Grunde sind die HachenVerzierungen ange-
bracht, die sich in leichter, kapriziöser Bewegung
um das ganze Zimmer schiingen. Ein Schlafgemach
(Fig. 28) bietet in der schabionierten Bemaiung des
-) Wie starksich solche Landschaftsmaierei im XVIII. Jh.
entwickelte, iteweisen die Namen der Guardi, Canale, Zeis,
Zuccarelli, Ricci usf. zur Genüge.
Die äußere Architektur des Gebäudes, das die
Maiereien birgt, mit denen wir uns im folgenden be-
schäftigen wohen, zeigt uns einen jener Paiäste, die
den übiichen Landsitz der Venetianer auf der Terra
ferma verkürpern (Fig. 23). Eine ianggestreckte Front
mit zwei turmartigen Erhöhungen an den Ecken,
von wo aus sich in U-Form die Gartenüügel an-
schiießen — ^Palazzo di campagna" oder ^di viiia"
und einfacher ^Viiia" genannt. Um 1640 entstanden,
wurde dieser Palazzo in der zweiten Häifte des
XVIII. Jhs. im Innern voliständig umgebaut. Aus
dieser Zeit stammt seine Ausstattung mit Gemäiden
und Dekorationen.
Durch das mittiere Hauptportal tritt man in den
Parterresaai, der den ganzenTrakt durchquert. Fern-
biicke auf architektonische Straßenbiider, wie sie
im Settecento so sehr beiiebt waren, schmücken die
Wände (Fig. 24). Die Piafondmaierei sucht der Ge-
ß Crauglio ist ein Dorf im österreichischen Friaui,
unweit Aquiieja gelegen. Der Paiazzo, von dem hier die
Rede ist, ist Besitz der Baronin Steffaneo-Pinzani, der ich
meinen verbindiichsten Dank für die mir zur Verfiigung
gesteliten Photographien der Gemäide sowie fiir alle mir
erwiesenen Gefäliigkeiten ausspreche. Es sei ferner erwähnt,
daß alie anderen Aufnahmen des Schiosses vom Herrn Prä-
laten Prof. Dr. Carl Drexier herriihren, der mir bei dieser
Arbeit vielfach zu Hilfe kam und dem ehenfaiis mein bester
Dank ausgesprochen sei. Die Aufnahmen von Cividaie und
Buttrio sind vom Verfasser dieser Zeilen.
drücktheit des Saaies abzuheifen, indem sie einen
höheren imaginären Raum darsteiit, der die Decke
durchbricht. Aiies in einem gold-grüntichen Tone
gehaiten.
Mit iichten Farben (rosa, heiibiau und gelb), je
nach der Feiderteiiung, in reicher Abwechsiung an
Motiven, ist die Stukkodekoration des Stiegenhauses
ausgeftihrt (Fig. 25). Eine noch tippigere Stuckorna-
mentierung bietet der Hauptsaal, wo die zwei großen
Wandfresken und das ehemais bestehende Deckenbiid
von äußerst zieriichen Umrahmungen eingefaßt wer-
den. An diesen Saal stoßt ein Zimmer (Fig. 24), aus-
schiießlich mit fast skizzenhaft ausgeführten Land-
schaften geschmückt. Auch die hie und da ver-
streuten Figürchen und Tiere erscheinen in iiiusioni-
stischer Behandlung ^).
Noch andere Räumiichkeiten sind ihrer dekora-
tiven Ausschmückung wegen bemerkenswert. Mit
welch feinem Sinn für harmonische Linienrhythmik
diese Stukkos ausgeführt wurden, davon gibt Fig. 27
eine Vorsteilung. Auf teils heilgelbem, teils hell-
grünem Grunde sind die HachenVerzierungen ange-
bracht, die sich in leichter, kapriziöser Bewegung
um das ganze Zimmer schiingen. Ein Schlafgemach
(Fig. 28) bietet in der schabionierten Bemaiung des
-) Wie starksich solche Landschaftsmaierei im XVIII. Jh.
entwickelte, iteweisen die Namen der Guardi, Canale, Zeis,
Zuccarelli, Ricci usf. zur Genüge.