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ANT. MoRASSt Die Malereien im Palazzo Stefianeo zn Crauglio

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Fig. 39 Cividaie, Paiazzo Pontotti. AVandfresko

Auch im Roiorit kann man bei unseren Fresken
ein ähniiches gemeinsames Verhäitnis Tiepoio gegen-
über beobachten. Nicht daß sie keinen Farbensinn
verrieten: aber es fehit ihnen jene weichere Abstim-
mung der Farbenvaieurs, jener Gesamtton, weiche
den Kompositionen Tiepoios wohi nicht zuietzt Ge-
schlossenheit und Rhythmus verieihen. Bei Chiaruttini
stefen oft grelie Farben nebeneinander, so daß

Fig. 40 Cividale, Paiazzo Pontotti
Chiaruttini, Deckenfresko im Stiegenhaus

manchmal die schon in der Zeichnung unrulnge
Komposition durch die zu starken Farben noch
disharmonischer wird.

Wenn man alle diese Momente zusammenfaßt,
so scheint es schweriich einetn Zweifel zu unter-
liegen, daß die Malereien in Craugiio von Chiaruttini
ausgeführt wurden, wahrscheiniich, nach der stili-
stischen Entwickiung des Künstlers zu schließen,
zu Anfang der Siebzigerjahre des XVIII. Jhs.

Die Gesamtdekoration des Schiosses bestärkt
diese Annahme. Chiaruttini hat mit Voritebe archi-
tektonische Perspektiven, alte Ruinen, Landschaften
mit Figürchen, dazu als Ornamente Vasen, Kriegs-
rüstungen, Rocaiiiewerk dargestelit. Daher auch
seine Voriiebe ftir Theaterdekoration. Darin ist
auch seine besondere Eigenart und seine Stärke zu
Hnden. Erwar hauptsächlich ein Theaterdekorateur.
Er hatte einen ausgesprochenen Sinn für reiche, schön
verteiite Architekturen^), für Szeneriedarsteliungen
und aliem, was mit derartigen Aufgaben zusammen-
liängt. Ais Szenerienmaler hat er in Cividale, Udine
und Rom gemait, und, was seine Biographen nicht
erwähnen, in Casteifranco und Asolo^) die reichste
Tätigkeit entfaitet. Seine Zeichnungen, seine in
Aquarellfarben ausgeführten Biätter, die ais Entwürfe
zu jenen Dekorationen anzusehen sind, zeigen uns
weiche Fttlie von imtner neuen Motiven ihtn da zur
Verftigung stand^).

Über den unermüdiichen Fieiß Chiaruttinis be-
lichtetGrafManiago^^). AufÜberanstrengung istviei-
leicht dieTrübung seines Geistes zurückzuftihren, die
ihn in letzten Lebensjahren befiel, die ihn daran hin-
derte, einem Rufe der Kaiserin Katharina II. von
Rußland zu folgen, und die Wahnsinn und Tod zur
Folge hatte.

Chiaruttini ist auch ats Architekt tätig ge-
wesen^). Doch tiber seine Arbeiten auf diesem Ge-

2") Auch darin wird er mit der Zeit ruhiger, ein-
facher, klassizistischer, wie überhaupt seine ganze Entwick-
lung in diesem Sinne verläuft.

^) Dies ist aus zwei zu Ehren Chs. gedichteten Sonetten
zu entnehmen, welche sich im Museo Civico zu Udine be-
ünden und die die Meisterschaft unseres Künstlers mit
allen überschwenglichen Phrasen loben, die den arkadischen
Dichtern eigen ist.

2') Das Museum in Udine besitzt 30 Blätter von Ch.;
das Museum in Cividale 4 R.ötelzeichnungen mit Putti.

Maniago, Storia, S.284, erwähnt nur einigeArbeiten
Chs., indem er sich auf die Biographie und Charakteristik
des Malers beschränkt.

^) Im Museo Civico zu Udine beünden sich 2 Ur-
kunden, deren eine die Aufnahme Chs. in die Akademie
der Künste zu Bologna, die andere in die zu Florenz be-
stätigt. Unter anderem nennen sie ihn auch ais Architekten.
 
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