Oswai.d VON Kutschera-Woborsky Das Giovanninorelief des Spalatiner Vorgebirges
29
[Baptisterium und Orsinikapelle], im Grabmale des
Bischofs Raineri78) [heute in Castell Vitturi, aus
San Benedetto zu Spalato stammend]) mit allem
Nachdrucke zutage tritt.
Somit wären unsere Untersuchungen zu jener
Epoche gelangt, in der die Entstehung des Gio-
vanninoreliefs zweifellos anzusetzen ist, mit dessen
Analyse nun mit einer ganz anders fundierten
Vorbildung begonnen werden kann. Es war nicht
nur mit mehreren Beispielen verschiedenster Pro-
venienz (die keineswegs eine Vollständigkeit an-
strebten), die rege Einwirkung und Nachahmung,
welche die römischen Grabcippi erfahren hatten,
erwiesen worden, sondern es ergab sich auch, daß
gerade für eine provinzielle Kunstausbildung, wie
sie Dalmatien vertritt, mannigfache Beweggründe
sich einstellten, welche Schöpfungen von der Art
des Spalatiner Reliefs auf das beste erklären
würden. Dies hatten die Bestrebungen des XIII. Jhs.
in Spalato, Trau und Zara gezeigt und ebenso
manche Äußerungen innerhalb der Quattrocento-
kunst, die, wenn sie auch zuweilen durch ver-
schiedene Umstände zurückgedrängt erschienen,
doch offenbar latent und in einer Art Unter-
strömung vorhanden waren und an unterge-
ordneten, nicht von der großen Welle internatio-
naler Entwicklung berührten Arbeiten zweifellos
vorliegen mußten.
Überdies aber können einige für den Volks-
charakter des Landes sehr bezeichnende Züge diese
auf stilistischem Wege erzielten Ergebnisse noch
beträchtlich fördern und die einheimische Ent-
stehung des Stückes — wenn über diese Frage
überhaupt Zweifel aufgekommen waren — fast
beweiskräftig erhärten. Der Abbate Fortis erzählt
in seinen Reiseberichten über Dalmatien, daß das
Hirtenvolk in Zaostrog in einer antiken Panfigur
das Abbild des in der Wüste, in härenem Kleide
lebenden Täufers erblickend, dieser ihre religiöse
Verehrung dargebracht hätten. Er unterrichtet uns Fig. 29 Bamberg, Dom:
ferner70), wie eine Satyrstatue in Drasnize mit Evafigur an der Adamspforte
78) Wo die Figur eines Ast abbrechenden Mannes
und andere Gestalten (das breitbeinige Kind mit dem
Schild) wohl auf römische Reliefs zurückgehen (vgl. etwa
den Fries mit jagenden Putti im Spalatiner Museum [Inv.-
Nr. D 158 Phot. Whla. 2024], vgl. auch Reinach, Repertoire
de la statuaire .... tome I, S. 72).
79) Fortis a. a. O. II, S. 140 f.; Robert von Schneider,
Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-
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[Baptisterium und Orsinikapelle], im Grabmale des
Bischofs Raineri78) [heute in Castell Vitturi, aus
San Benedetto zu Spalato stammend]) mit allem
Nachdrucke zutage tritt.
Somit wären unsere Untersuchungen zu jener
Epoche gelangt, in der die Entstehung des Gio-
vanninoreliefs zweifellos anzusetzen ist, mit dessen
Analyse nun mit einer ganz anders fundierten
Vorbildung begonnen werden kann. Es war nicht
nur mit mehreren Beispielen verschiedenster Pro-
venienz (die keineswegs eine Vollständigkeit an-
strebten), die rege Einwirkung und Nachahmung,
welche die römischen Grabcippi erfahren hatten,
erwiesen worden, sondern es ergab sich auch, daß
gerade für eine provinzielle Kunstausbildung, wie
sie Dalmatien vertritt, mannigfache Beweggründe
sich einstellten, welche Schöpfungen von der Art
des Spalatiner Reliefs auf das beste erklären
würden. Dies hatten die Bestrebungen des XIII. Jhs.
in Spalato, Trau und Zara gezeigt und ebenso
manche Äußerungen innerhalb der Quattrocento-
kunst, die, wenn sie auch zuweilen durch ver-
schiedene Umstände zurückgedrängt erschienen,
doch offenbar latent und in einer Art Unter-
strömung vorhanden waren und an unterge-
ordneten, nicht von der großen Welle internatio-
naler Entwicklung berührten Arbeiten zweifellos
vorliegen mußten.
Überdies aber können einige für den Volks-
charakter des Landes sehr bezeichnende Züge diese
auf stilistischem Wege erzielten Ergebnisse noch
beträchtlich fördern und die einheimische Ent-
stehung des Stückes — wenn über diese Frage
überhaupt Zweifel aufgekommen waren — fast
beweiskräftig erhärten. Der Abbate Fortis erzählt
in seinen Reiseberichten über Dalmatien, daß das
Hirtenvolk in Zaostrog in einer antiken Panfigur
das Abbild des in der Wüste, in härenem Kleide
lebenden Täufers erblickend, dieser ihre religiöse
Verehrung dargebracht hätten. Er unterrichtet uns Fig. 29 Bamberg, Dom:
ferner70), wie eine Satyrstatue in Drasnize mit Evafigur an der Adamspforte
78) Wo die Figur eines Ast abbrechenden Mannes
und andere Gestalten (das breitbeinige Kind mit dem
Schild) wohl auf römische Reliefs zurückgehen (vgl. etwa
den Fries mit jagenden Putti im Spalatiner Museum [Inv.-
Nr. D 158 Phot. Whla. 2024], vgl. auch Reinach, Repertoire
de la statuaire .... tome I, S. 72).
79) Fortis a. a. O. II, S. 140 f.; Robert von Schneider,
Archäologisch-epigraphische Mitteilungen aus Österreich-