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Ein „Restaurierungsplan“ aus dem Jahre 1532

Maximilian I. zeigte unter den Landesfürsten
Tirols am frühesten eine warm empfundene und deut-
lich erkennbare Fürsorge für die Erhaltung alter, be-
drohter Kunstwerke. Seine Anordnungen zum Schutze
der Fresken des Schlosses Runkelstein bei Bozen, die
ungefähr um 1400 gemalt worden waren, dürften über-
haupt zu den frühesten Zeugnissen einer Konservierung
alter Wandgemälde gehören. Die „gute alte Istori“
mit den Darstellungen aus der Tristan- und Garelsage
und dem höfischen Leben, die heute zu den frühe-
sten und seltensten Profanfresken gehört, dankt
ihre Erhaltung nicht zuletzt Kaiser Maximilians I.
Schätzung.
Im Jahre 1503 erteilte er seinem Hofmaler Jörg
Kölderer den Auftrag, Schloß Runkelstein zu besich-
tigen und darüber Bericht zu erstatten. Außer Kölderer
finden wir noch die Maler Friedrich Lebenbacher
und Marx Reichlich für die Erhaltung der Fresken
des Schlosses beauftragt1). Als aber 1509 im Kriege
mit Venedig Gefangene aus Vicenza in Runkelstein
einquartiert wurden, fürchtete der Kaiser, die Wand-
gemälde könnten durch die italienischen Gefangenen
Schaden leiden und veranlaßte deren rasche Entfer-
nung; eine Vorsorge, die ja auch heute wieder öfter
getroffen werden muß. Der betreffende interessante
Auftrag lautet: „Wir werden bericht, wie du (Lichten-
stein) die Vintzentiner, so zu Terlag und Trient gelegen
sein, auf unser sloss Runckelstain beschiden haben
sollest. Diweil wir aber besorgen, sy mochten
uns an dem gemäll daselbs, das wir verneuen
haben lassen zum Rungkelstein, schaden tun
und das sloss unsauber machen, emphelhen wir
dir, das sie, die obgemelten Vintzentiner, gen Sig-
mundscron zuziehen bescheidest und mit unserm land-
richter zu Botzen Friedrich Hasen emphelung ver-

') S. David von Schönherr, Gesammelte Schriften,
Innsbruck, Wagner, I, S. 668 ff., und Jahrbuch der kunst-
historischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses,
B. II, Regesten Nr. 721, 736, 737.

schaffest, zwen guet knecht, die sy wol verwaren
doch auch derfen veraiten costen, sold und zins, zue-
gebest, damit under denselben etlicli die nicht guet
unser partheyn sonder unser widerwertigen sein, auch
verschaffest, das sy ire Ross, so sy haben verkaufen
und denselben costen abstellen. Daran tust du unser
meynung. Geben an unser clausen Stein am 20.tag
Novembris anno nono“2). Schon 1502 hatte der Kaiser
auch für die Ausbesserung des Daches und der Bau-
fälligkeiten des Schlosses Sorge getragen. Runkelstein
war aber nicht das einzige Schloß, dessen Erhaltung
dem „letzten Ritter“ am Herzen gelegen. Aufträge
„menget und baufälligkeiten durch etlich verständig
werchmeister und zimmerleut“ in den Schlössern be-
sichtigen und ausbessern zu lassen, finden sich auf-
fallend oft in den Erlässen des Kaisers, so beispiels-
weise für Schloß Altspaur, Cronburg, Guetenberg,
Schloß Castel, Stain unter Lebenberg u. v. a.3).
Die Pflege dieser Interessen blieb auch nach
dem Tode des Kaisers noch wach. Als im Jahre 1520
durch eine Pulverexplosion ein Teil des Schlosses
Runkelstein beschädigt wurde, erfolgte unter Kaiser
Ferdinand schon die Wiederherstellung desselben.
Wenn auch dabei und in ähnlichen Fällen der Stand-
punkt reiner Denkmalpflege hinter anderen Erhaltungs-
absichten zurückgetreten sein mag, so stand er z. B.
in der Erhaltung des Daches am Innsbrucker
Wappenturm, der „der stadt und der Burg eine
hübsche zier sein solt“, solange im Vordergründe,
bis dasselbe am 1. August 1522 durch Blitzschlag
zerstört wurde. Aber auch für die dadurch notwen-
dige Reparierung verspricht die Regierung Kaiser

-) Das betreffende Schreiben im Statthaltereiarchiv
Innsbruck ist bei Schönherr a. a. O. irrtümlich mit XVI, 24
anstatt mit XIV, 80 zitiert. Auch ist dort der wichtige
Satz „(gemäll) das wir erneuen haben lassen“, aus
dem sich die bereits damals durchgeführte Restaurierung
der Wandgemälde mit Sicherheit ergibt, nicht gelesen.
3) Raitbücher, Statthaltereiarchiv Innsbruck.
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