Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Beiträge zur Geschichte der italienischen Spätrenaissance-
und Barockskulptur
Von E. Tietze-Conrat

Julius v. Schlosser hat seine Einzelstudien zur Geschichte der Renaissanceplastik in
dem Aufsatze: „Aus der Bildnerwerkstatt der Renaissance“1) zusammengefaßt. So disparat
die Kapitel auch scheinen mögen, es speist sie alle der gleiche Nerv, der in die Tiefen
des künstlerischen Schaffens eindringt, ein Lebensnerv!
Die folgenden kleinen Beobachtungen berühren sich nicht in so integrierenden Zentren;
ein roter Faden nur geht von einer zur anderen, die allen eigentümliche Methode der
Heranziehung hilfswissenschaftlicher Stützen. Bald sind es Stiche, die durch Einführung
ihrer skulpturalen Vorbilder ihrer herkömmlichen kunstgeschichtlichen Bedeutung entkleidet
werden; bald sind es Skulpturen, die nach Stichen erkannt werden; und schließlich werden
anonyme oder falsch benannte Werke an Quellennotizen, die nur Papier waren, gehängt.
Die meisten Materialien, die ich beistelle, sind mir zufällig in den Weg gekommen,
während ich über die Bronzen der Liechtensteinschen Kunstkammer arbeitete; darum
ergänzen die beiden Arbeiten einander in gewissem Sinne. Dort werden die Ergebnisse
gebracht, hier liegt der Weg bloß, der zu ihnen führte. Eine andere Richtung wurde durch
den oben zitierten Aufsatz angeregt; manches wird darum an die Forschungen Schlossers
anknüpfen. Mein verehrter Lehrer möge es freundlich aufnehmen, wenn ich eine kurze
Strecke neben ihm hergehe.
i.
In das Antikenmuseum des Clarac haben sich einige Stücke eingeschlichen, die nicht
antik sind; doch kann man sie weder in die Kategorie der dekorativen Figuren zählen, die
einen antiken Typus eng variieren oder nach Kräften genau nachschaffen wollen, noch
kann man sie zu jenen nur in Stichen überlieferten, nur in ihnen existierenden Erfindungen
rechnen, die Reinach in seiner Einleitung2) die ceuvres imaginaires des Boissard nennt.
Die Stücke, die ich meine3), sind durchaus modern nach Komposition und Arbeitsweise
und — in den beiden ersten Fällen wenigstens — auch nach Absicht.
Als erstes Stück nenne ich den Merkur und Amor aus der Sammlung Giustiniani4).
Die Gruppe ist von Frangois Duquesnoy genannt Fiammingo; schon der große Stich aus

*) Jabrb. d. kunsthist. Sammlungen des Allerh. Kaiser-
hauses, Bd. XXXI, Heft 2 und 6.
2) Salomon Reinach, Repertoire de la Statuaire Grecque
et Romaine, T. I. Clarac de poche, Paris 1897, P- VIII.
3) In diese Gruppe gehört auch Reinach-Clarac, 368,
Hermes und Argus. Da ich aber nicht angeben kann, welcher

Künstler diese Gartenskulptur inVersailles gearbeitet hat,lasse
ich sie beiseite. Schon Reinach hat sie als modern erkannt.
4) Ich verweise auf meine Aufsätze: Der Böckchen
tragende Satyr, in diesem Jahrbuch 1912, und (eingehender)
Die Bronzen der Liechtensteinschen Kunstkammer, in dem
gleichen Jahrbuch 1917-
 
Annotationen