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E. Tietze-Conrat Beiträge zur Geschichte der italienischen Spätrenaissance- und Barockskulptur 49
der christliche. Niemals aber ist die Göttin mit den maritimen Attributen sein Gegenüber.
Auch geht es nicht, in diesem völlig Erschöpften nur eine rastende genremäßige Jägerfigur
zu sehen. Als aber Adonis mit dem Eber kämpfte und die Todeswunde empfing, da wandte
die Göttin den mit Schwänen beschirrten Wagen zurück, der sie eben erst von der Seite
des Geliebten zu ihrem Himmelssitz emporführte, und warf sich nieder über den Entseelten.
Zu diesem derbknochigen Jüngling der Sammlung v. Benda hat Bode noch einen
ebensolchen Bauern gefügt (Sammlung A. S. Drey in München). Ich bringe ihn hier


Fig. 45 Bauer, Bronzefigur
in der Sammlung A. S. Drey in München
(nach v. Bode, Bronzestatuetten der ital. Ren.)

Fig. 46 Schäfer,
Bronzestatuette im Kaiser-Friedrich-Museum
in Berlin

(Fig. 45) neben einem Schäfer des Kaiser-Friedrich-Museums, der das Motiv des grob-
schlächtigen Bauern in lockerem Gegensinne wiederholt (Fig. 46). Es wird über einen
Umweg zu dieser Umsetzung gekommen sein, denn zu dem feinen Schäfer gibt es eine
weibliche Pendantfigur10). Solange ich die Gruppen bei Heseltine nicht gesehen habe,
möchte ich es nach den bloßen Abbildungen nicht wagen, die ganze Serie der fein-
gliederigen Gestalten als das Werk einer Hand zusammenzufassen.
Die Datierung ist schwierig. Bode setzt sie ins Ende des XVI. Jhs., der feine Schäfer
ist wegen des Stellungsmotivs in Giovanni Bolognas CEuvre aufgenommen. Er kann mit
10) Fritz Goldschmidt, a. a. O. S. 152. Wanderer, Bronze, braune Naturpatina, H. II'5 cm. Als Gegenstück kommt
eine weibliche Figur von verwandtem Charakter vor.

Jahrbuch des kunsthist. Instituts des deutschösterreichischen Staatsdenkmalamtes 3918

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