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E. Tietze-Conrat Beiträge zur Geschichte der italienischen Spätrenaissance- und Barockskulptur
Fig. 62 Bronzerelief, Nationalmuseum in München
das die Liste Baldinuccis anführt, der Geist des großen Ahnherrn der Werkstatt am stärksten
zu spüren sein41).
4-
In dem überaus reichhaltigen Aufsatz von Th. Levin, Beiträge zur Geschichte der
Kunstbestrebungen in dem Hause Pfalz-Neuburg, der in dem Jahrbuch des Düsseldorfer
Geschichtsvereines (Beiträge zur Geschichte des Niederrheines von 1904) erschienen ist, wird
auch mehrfach der sechs Bronzereliefs des Grupello Erwähnung getan, die in der Fach-
sammlung des Nationalmuseums in München aufgestellt, sind. Sie stellen Szenen aus der
Passion Christi (Fig. 62) dar und sollen aus der Düsseldorfer Galerie stammen, von wo sie über
Mannheim nach München kamen. Es war Levin aufgefallen, daß der Stil dieser im Breit-
41) Zur weiteren Ergänzung des von Julius v. Schlosser
behandelten Betriebes der Cavallinifabrik Francesco Susinis
in Florenz weise ich auf eine Serie von silbernen Reiter-
statuetten hin, die gleichfalls auf dieselbe Gußform zurück-
gehen. Ein Exemplar stellt König Gustav Adolf von
Schweden dar und ist in dem Schatz der Schwarzhäupter
in Riga aufbewahrt. Dorthin hat es der livländische
Generalgouverneur Graf Gustav Horn (1652—1655) zur
Feier der Aufnahme seines Sohnes in die Kompagnie der
Schwarzen Häupter dargebracht; die Gestalt des Königs
ist silbern, einzelne Teile der Rüstung sind vergoldet, der
Pferdekopf ist abnehmbar. Auf dem Sockelrand und dem
Pferdekopf ist das Wichsenzeichen und je zwei Stempel
(Augsburger Beschauzeichen und S. M. Bei Wilh. Neumann,
Riga und Reval, Leipzig 1908, abgebildet und das Mono-
gramm auf S. 55 in Sebastian Mylius [f 1722] aufgelöst,
was wohl unrichtig sein dürfte). A. Buchholtz (Gold-
schmiedearbeiten in Liv-, Est- und Kurland; Lübeck 1892)
nennt auch ähnliche Silberaufsätze im Statens historika
museum in Stockholm und im Besitz der gräflichen Familie
Barbo. Zur selben Serie gehört endlich ein Reiter in der
Rüstkammer in Moskau, in dem bisweilen Karll. von Eng-
land erkannt wurde; bei dieser Statuette ist auch der Kopf
abnehmbar (Katalog Filimonof, 1885, Nr. 1919, Taf. 309).
E. Tietze-Conrat Beiträge zur Geschichte der italienischen Spätrenaissance- und Barockskulptur
Fig. 62 Bronzerelief, Nationalmuseum in München
das die Liste Baldinuccis anführt, der Geist des großen Ahnherrn der Werkstatt am stärksten
zu spüren sein41).
4-
In dem überaus reichhaltigen Aufsatz von Th. Levin, Beiträge zur Geschichte der
Kunstbestrebungen in dem Hause Pfalz-Neuburg, der in dem Jahrbuch des Düsseldorfer
Geschichtsvereines (Beiträge zur Geschichte des Niederrheines von 1904) erschienen ist, wird
auch mehrfach der sechs Bronzereliefs des Grupello Erwähnung getan, die in der Fach-
sammlung des Nationalmuseums in München aufgestellt, sind. Sie stellen Szenen aus der
Passion Christi (Fig. 62) dar und sollen aus der Düsseldorfer Galerie stammen, von wo sie über
Mannheim nach München kamen. Es war Levin aufgefallen, daß der Stil dieser im Breit-
41) Zur weiteren Ergänzung des von Julius v. Schlosser
behandelten Betriebes der Cavallinifabrik Francesco Susinis
in Florenz weise ich auf eine Serie von silbernen Reiter-
statuetten hin, die gleichfalls auf dieselbe Gußform zurück-
gehen. Ein Exemplar stellt König Gustav Adolf von
Schweden dar und ist in dem Schatz der Schwarzhäupter
in Riga aufbewahrt. Dorthin hat es der livländische
Generalgouverneur Graf Gustav Horn (1652—1655) zur
Feier der Aufnahme seines Sohnes in die Kompagnie der
Schwarzen Häupter dargebracht; die Gestalt des Königs
ist silbern, einzelne Teile der Rüstung sind vergoldet, der
Pferdekopf ist abnehmbar. Auf dem Sockelrand und dem
Pferdekopf ist das Wichsenzeichen und je zwei Stempel
(Augsburger Beschauzeichen und S. M. Bei Wilh. Neumann,
Riga und Reval, Leipzig 1908, abgebildet und das Mono-
gramm auf S. 55 in Sebastian Mylius [f 1722] aufgelöst,
was wohl unrichtig sein dürfte). A. Buchholtz (Gold-
schmiedearbeiten in Liv-, Est- und Kurland; Lübeck 1892)
nennt auch ähnliche Silberaufsätze im Statens historika
museum in Stockholm und im Besitz der gräflichen Familie
Barbo. Zur selben Serie gehört endlich ein Reiter in der
Rüstkammer in Moskau, in dem bisweilen Karll. von Eng-
land erkannt wurde; bei dieser Statuette ist auch der Kopf
abnehmbar (Katalog Filimonof, 1885, Nr. 1919, Taf. 309).