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Rudot.f Guby Die Stiftskirchen zu Wilhering und Engelszell

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So finden wir in Wilhering die beiden vorzüglichsten Vertreter der berühmten Wesso-
brunner Stuklcatorenschule tätig und neben ihnen den vielleicht bedeutendsten inneröster-
reichischen Stukkateur seiner Zeit. Dieses Nebeneinander- beziehungsweise Hintereinander-
arbeiten dreier ausgezeichneter Fachgenossen macht es jedoch schon an und für sich wahr-
scheinlich, daß den Stukkatoren ein Gesamtdekorationsplan Vorgelegen haben mußte, nach
dem sie ihre Arbeiten ausführten.
Die Wessobrunner Meister können keinesfalls als die Schöpfer der Dekorationsidee der
Wilheringer Stiftskirche angesehen werden, denn wenn wir die von den Wessobrunner


Fig. 82 Wilhering, Stiftskirche: Engelsgruppe des Langhauses

Meistern ausstukkierten Kirchen der Reihe nach betrachten, so müssen wir trotz mancher
Verschiedenheit doch als das Gemeinsame ihres Stuckschmuckes die deutliche Unterordnung
der Gesamtdekoration unter die tektonische Struktur des Kirchenbaues feststellen. In Wil-
hering ist von diesem Dualismus der Bauglieder und der Dekoration nichts zu sehen: Bau-
und Dekorationsgedanke sind in Wilhering eine unlösbare Einheit (Fig. 65 und 84). Die
ungemeine Bewegtheit, die uns aus der Wilheringer Dekoration anspricht, liegt im
ganzen Konzept der baulichen Raumgestaltung der Stiftskirche. Die einzigen tragenden
Glieder des Baues sind die gekuppelten Pilasterpaare. Die verkröpften Gesimse der Pilaster
sind in lebhaft geschwungenen, derb unterschnittenen Kurven profiliert. Das Gesimse läuft
nicht in der Wagrechten von Pilaster zu Pilaster weiter, sondern die überhöhten Arkaden-
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