Rudolf Guby Die Stiftskirchen zu Wilhering und Engelszell
109
mehr denn 10 Jahren, welche zwischen den Wilheringer Figuren und den Engelszeller
Statuen liegt, konnte auch an diesen Werken nicht spurlos bleiben. Wenn wir die stark
posierte Stellung und das nervös belebte Antlitz an der Figur St. Joachims in Engelszell
(Fig. 89) mit der gleichen Darstellung in Wilhering vergleichen (Fig. 66), so finden wir wohl
eine Annäherung an den Geschmack des Rokoko; in der Figur des St. Donatus scheinen
mir bereits antikisierende Anklänge unverkennbar zu sein, alles in allem aber finden wir
eine deutliche Verwandtschaft mit den Wilheringer Figuren einerseits und eine tiefgehende
Fig. 91 Wilhering, Stiftskirche: Seitenaltarfigur St. Kunigunde
Verschiedenheit mit den gleichzeitigen Figuren Feichtmayrs anderseits. Die Annäherung
an den herrschenden Geschmack des Rokoko trat bereits in den um 1750 entstandenen
Seitenaltarstatuen in Wilhering zutage, man betrachte nur die köstliche Figur des hl. Am-
brosius (Fig. 90) oder die Figur St. Kunigundens (Fig. 91), welche nach der modischen
Drapierung des Gewandes, nach den sinnlich-weltlichen Zügen des vollen Gesichtes, nach
der graziösen Pose so ganz den Rokokotyp der schönen Frau verkörperte. Im übrigen
scheinen wir es gerade in den Wilheringer Seitenaltarfiguren teilweise mit Werkstätte-
arbeiten der Wessobrunner zu tun zu haben, da viele der Fig'uren, wie etwa die Figur
St. Georgs, in ihrer Qualität weit hinter anderen Figuren Zurückbleiben. Diesen Qualitäts-
unterschied scheinen mir auch die Engelszeller Kirchenväterfiguren des Hochaltars mit
Ausnahme der prächtigen neben abgebildeten Figur (Fig. 92) gegenüber den wundervollen
109
mehr denn 10 Jahren, welche zwischen den Wilheringer Figuren und den Engelszeller
Statuen liegt, konnte auch an diesen Werken nicht spurlos bleiben. Wenn wir die stark
posierte Stellung und das nervös belebte Antlitz an der Figur St. Joachims in Engelszell
(Fig. 89) mit der gleichen Darstellung in Wilhering vergleichen (Fig. 66), so finden wir wohl
eine Annäherung an den Geschmack des Rokoko; in der Figur des St. Donatus scheinen
mir bereits antikisierende Anklänge unverkennbar zu sein, alles in allem aber finden wir
eine deutliche Verwandtschaft mit den Wilheringer Figuren einerseits und eine tiefgehende
Fig. 91 Wilhering, Stiftskirche: Seitenaltarfigur St. Kunigunde
Verschiedenheit mit den gleichzeitigen Figuren Feichtmayrs anderseits. Die Annäherung
an den herrschenden Geschmack des Rokoko trat bereits in den um 1750 entstandenen
Seitenaltarstatuen in Wilhering zutage, man betrachte nur die köstliche Figur des hl. Am-
brosius (Fig. 90) oder die Figur St. Kunigundens (Fig. 91), welche nach der modischen
Drapierung des Gewandes, nach den sinnlich-weltlichen Zügen des vollen Gesichtes, nach
der graziösen Pose so ganz den Rokokotyp der schönen Frau verkörperte. Im übrigen
scheinen wir es gerade in den Wilheringer Seitenaltarfiguren teilweise mit Werkstätte-
arbeiten der Wessobrunner zu tun zu haben, da viele der Fig'uren, wie etwa die Figur
St. Georgs, in ihrer Qualität weit hinter anderen Figuren Zurückbleiben. Diesen Qualitäts-
unterschied scheinen mir auch die Engelszeller Kirchenväterfiguren des Hochaltars mit
Ausnahme der prächtigen neben abgebildeten Figur (Fig. 92) gegenüber den wundervollen