63 Richard Kurt Donin Neu aufgedeckte romanische Bauresle an der ehemaligen Dominikanerkirche in Krems 64
z. B. in Deutsch-Altenburg (Kirchenportale) ver-
wendet. Dafür sind die Ecken der Gewändepfosten
sowie der dazugehörigen Archivolten durch eine
Kehle ausgenommen, die von zwei Rundstäben be-
gleitet wird. Dieses Motiv, das den hauptsächlichen
Schmuck unseres Portales bildet, ist in Süddeutsch-
land ziemlich verbreitet. Es ist das Gegenstück zu
der viel häufigeren sächsischen Art, die Ecke in
einen Rundstab aufzulösen. Es tritt schon ziemlich
sein dürfte, das Mistelbacher Karnerportal wohl das
erste, welches diese Verzierung, wenn auch noch
recht flach, an den Archivolten aufweist2). Am
nächsten stehen unserer Kremser Portalverzierung
wohl die Kehlungen in Rems, während das Klein-
Mariazeller Westtor die Kehlungen unter französi-
schem Einflüsse sehr tief ausnimmt. Für das Portal
der Dominikanerkirche sind jedoch diese Kehlungen
und insbesonders die begleitenden Wülste ziemlich
Fig. 7 Südportal der -ehemaligen Dominikanerkirche in Krems
während der Freilegung
früh unter oberitalienischem, speziell lombardischem
Einflüsse, wie z. B. an dem noch ganz südlich an-
mutenden Millstädter Portal sowie an Salzburger
Portalen auf und dürfte an sächsischen Portalen zuerst
bei dem ganz unter lombardischem Einflüsse stehenden
Wechselburger Schloßkirchenportal Vorkommen, wenn
auch nur als ziemlich flache Schiffskehle ausgebildet.
Für Süddeutschland ist wichtig, daß das be-
rühmte Regensburger Schottenportal das Motiv
kennt. In Niederösterreich ist, da die Kehlung des
Südportals der Klosterneuburger Stiftskirche neu
flach und für die vorgerückte Entstehungszeit etwas
zurückgeblieben. Die Überleitung der Kehlung in
die Eckkanten (oben mit Blattverzierungen) ist
ebenfalls ziemlich alltäglich, wenn wir die Eck-,
hörnerbildung der Deutsch-Altenburger Portale damit
vergleichen. Trotzdem das Hohlkehlenmotiv ziemlich
2) Auch hier ist fraglich, ob nicht erst bei der Re-
staurierung hinzugefügt. Vgl. darüoer meinen Aufsatz „Ro-
manische Portale in Niederösterreich“ im Jb. der Z.-K. 1915.
Dort auch Abbildungen der angegebenen n.-ö. Portale.
z. B. in Deutsch-Altenburg (Kirchenportale) ver-
wendet. Dafür sind die Ecken der Gewändepfosten
sowie der dazugehörigen Archivolten durch eine
Kehle ausgenommen, die von zwei Rundstäben be-
gleitet wird. Dieses Motiv, das den hauptsächlichen
Schmuck unseres Portales bildet, ist in Süddeutsch-
land ziemlich verbreitet. Es ist das Gegenstück zu
der viel häufigeren sächsischen Art, die Ecke in
einen Rundstab aufzulösen. Es tritt schon ziemlich
sein dürfte, das Mistelbacher Karnerportal wohl das
erste, welches diese Verzierung, wenn auch noch
recht flach, an den Archivolten aufweist2). Am
nächsten stehen unserer Kremser Portalverzierung
wohl die Kehlungen in Rems, während das Klein-
Mariazeller Westtor die Kehlungen unter französi-
schem Einflüsse sehr tief ausnimmt. Für das Portal
der Dominikanerkirche sind jedoch diese Kehlungen
und insbesonders die begleitenden Wülste ziemlich
Fig. 7 Südportal der -ehemaligen Dominikanerkirche in Krems
während der Freilegung
früh unter oberitalienischem, speziell lombardischem
Einflüsse, wie z. B. an dem noch ganz südlich an-
mutenden Millstädter Portal sowie an Salzburger
Portalen auf und dürfte an sächsischen Portalen zuerst
bei dem ganz unter lombardischem Einflüsse stehenden
Wechselburger Schloßkirchenportal Vorkommen, wenn
auch nur als ziemlich flache Schiffskehle ausgebildet.
Für Süddeutschland ist wichtig, daß das be-
rühmte Regensburger Schottenportal das Motiv
kennt. In Niederösterreich ist, da die Kehlung des
Südportals der Klosterneuburger Stiftskirche neu
flach und für die vorgerückte Entstehungszeit etwas
zurückgeblieben. Die Überleitung der Kehlung in
die Eckkanten (oben mit Blattverzierungen) ist
ebenfalls ziemlich alltäglich, wenn wir die Eck-,
hörnerbildung der Deutsch-Altenburger Portale damit
vergleichen. Trotzdem das Hohlkehlenmotiv ziemlich
2) Auch hier ist fraglich, ob nicht erst bei der Re-
staurierung hinzugefügt. Vgl. darüoer meinen Aufsatz „Ro-
manische Portale in Niederösterreich“ im Jb. der Z.-K. 1915.
Dort auch Abbildungen der angegebenen n.-ö. Portale.