67 Rechard Kurt Donin Neu aufgedeckte romanische Baureste an der ehemaligem Dominikanerkirche in Krems 68
tot und hob damit den Türstock zu selbständiger
Bedeutung oder verkröpfte es sich über dem Ttir-
sturz, wie dies bei flachen Seitenportalen besonders
gern geübt wurde. Vielleicht bildete wie am Süd-
portal des Wiener-Neustädter Domes das Kämpfer-
gesims gleich den Türsturz. Auf alle diese Fragen
gaben die aufgedeckten Reste keine Auskunft, falls
nicht eine alte Abbildung sich irgendwo noch be-
findet. Sturz’.ose Portale sind auch in der romani-
schen Spätzeit in Niederösterreich noch üblich
(Riesentor). Sie hatten dann gewöhnlich die Aus-
läufer des Kämpfergesimses oder eine eigene Vor-
kragung als Konsole für das Tympanon. Letzteres
war bei unserem Portal mit Rücksicht auf seine
Größe wohl sicherlich einmal vorhanden. Die Re-
staurierung läßt es, da wir ja nicht wissen wie es
aussah, vorsichtigerweise weg und begnügt sich mit
einer eisernen Querleiste, geht aber darin sicherlich
zu weit, daß es den oberen Teil des Türstockes und
die einstigen Archivolten im neuen Material in solcher
Weise ergänzt, daß man den Eindruck gewinnt, als
hätte das Portal auch seinerzeit weder einen Tür-
sturz noch ein Bogenfeld besessen. Insbesondere er-
scheint es so gut wie ausgeschlossen, daß der mit
einem Rundstab angearbeitete Türpfosten sich ohne
Unterbrechung ins Bogenrund fortgesetzt hätte, was
nur bei ganz kleinen und sehr altertümlichen Por-
talen oder bei solchen türsturzlosen Portalen vorkommt,
die den Zugang von einem Innenraum zum andern
vermitteln (z. B. Portale in Kreuzgängen).
Das Portal zeigte noch die Höhlung für einen
hölzernen Verschlußriegel mit Resten des alten Holzes
sowie die alten Angeln, ein seltener Fall.
Das ebenfalls neu aufgedeckte Westportal der
Dominikanerkirche (Fig. 8) ist, wie bei Westportalen
der Spätzeit üblich, viel reicher ausgeführt als das
Südportal, doch in wesentlich schlechterem Zustande
erhalten geblieben. Die Einführung eines steinernen,
jetzt entfernten Barocktores hat leider hier große
Zerstörung hervorgerufen. Die Abbildung (Fig. 9)
mag über die Lage des neuen Portals zum alten
Aufschluß geben. Vom romanischen Tore sind heute
noch zwei Rücksprünge erhalten; dasselbe hatte aber
einst wohl deren drei, wie der Zwischenraum zwi-
schen der inneren Kirchenmauer und den Portal-
resten zu beweisen scheint.
In den Rücksprüngen standen, nach den erhal-
teneh Resten zu schließen, monolithe Säulchen, die
nicht vollrund, sondern mit Dreiviertelkreisprofil aus
dem Gewände ragten. Den Säulchen entsprechen
als Fortsetzung nach oben Rundarchivolten. Für die
späte Entstehungszeit des Portales mutet es fast
schulmeisterlich an, daß die Pfosten- und Rundstab-
archivolten so genau mit den Säulen und Pfosten
des Gewändes harmonieren.
Phantasievoller dagegen ist die verschiedene
Gestaltung der Knospen an den Kapitalen des
rechts- und linksseitigen Portalgewändes, eine auch
in Niederösterreich in der romanischen Barocke
häufige Asymmetrie. Während am linksseitigen Ge-
lände jedem Kapital drei Knospen entsprießen, von
denen die äußeren sich mit den Knospen des nebenan
liegenden Kapitales zusammenschließen (F'ig. 10), sind
die äußeren Knospen an dem Kapital rechts kürzer als
Fig. 9 Krems, Dominikanerkirche: Westseite während
der Aufdeckung des romanischen Westportals
die Mittelknospe gestielt und stehen frei nach vorne
(Fig. 11). Leider sind alle Knospen abgeschlagen; doch
läßt sich auch aus den Resten der Stiele erkennen, daß
die Kapitale bei weitem nicht so fein gestielt waren
wie die französischen Knospen in den niederöster-
reichischen Zisterzienserkreuzgängen und besonders
die in Heiligenkreuz. Immerhin verraten die Kremser
Kapitale, besonders die kapriziöse Zusammenlegung
der Knospen, gute Vorbilder, aber in handwerks-
mäßiger Ausführung. Die Kämpfergesimse haben,
soweit erkennbar, mit dem Südportal und Kämpfer-
gesimsen der Seitenschiffe, wie bereits bemerkt,
gleiche Profile.
tot und hob damit den Türstock zu selbständiger
Bedeutung oder verkröpfte es sich über dem Ttir-
sturz, wie dies bei flachen Seitenportalen besonders
gern geübt wurde. Vielleicht bildete wie am Süd-
portal des Wiener-Neustädter Domes das Kämpfer-
gesims gleich den Türsturz. Auf alle diese Fragen
gaben die aufgedeckten Reste keine Auskunft, falls
nicht eine alte Abbildung sich irgendwo noch be-
findet. Sturz’.ose Portale sind auch in der romani-
schen Spätzeit in Niederösterreich noch üblich
(Riesentor). Sie hatten dann gewöhnlich die Aus-
läufer des Kämpfergesimses oder eine eigene Vor-
kragung als Konsole für das Tympanon. Letzteres
war bei unserem Portal mit Rücksicht auf seine
Größe wohl sicherlich einmal vorhanden. Die Re-
staurierung läßt es, da wir ja nicht wissen wie es
aussah, vorsichtigerweise weg und begnügt sich mit
einer eisernen Querleiste, geht aber darin sicherlich
zu weit, daß es den oberen Teil des Türstockes und
die einstigen Archivolten im neuen Material in solcher
Weise ergänzt, daß man den Eindruck gewinnt, als
hätte das Portal auch seinerzeit weder einen Tür-
sturz noch ein Bogenfeld besessen. Insbesondere er-
scheint es so gut wie ausgeschlossen, daß der mit
einem Rundstab angearbeitete Türpfosten sich ohne
Unterbrechung ins Bogenrund fortgesetzt hätte, was
nur bei ganz kleinen und sehr altertümlichen Por-
talen oder bei solchen türsturzlosen Portalen vorkommt,
die den Zugang von einem Innenraum zum andern
vermitteln (z. B. Portale in Kreuzgängen).
Das Portal zeigte noch die Höhlung für einen
hölzernen Verschlußriegel mit Resten des alten Holzes
sowie die alten Angeln, ein seltener Fall.
Das ebenfalls neu aufgedeckte Westportal der
Dominikanerkirche (Fig. 8) ist, wie bei Westportalen
der Spätzeit üblich, viel reicher ausgeführt als das
Südportal, doch in wesentlich schlechterem Zustande
erhalten geblieben. Die Einführung eines steinernen,
jetzt entfernten Barocktores hat leider hier große
Zerstörung hervorgerufen. Die Abbildung (Fig. 9)
mag über die Lage des neuen Portals zum alten
Aufschluß geben. Vom romanischen Tore sind heute
noch zwei Rücksprünge erhalten; dasselbe hatte aber
einst wohl deren drei, wie der Zwischenraum zwi-
schen der inneren Kirchenmauer und den Portal-
resten zu beweisen scheint.
In den Rücksprüngen standen, nach den erhal-
teneh Resten zu schließen, monolithe Säulchen, die
nicht vollrund, sondern mit Dreiviertelkreisprofil aus
dem Gewände ragten. Den Säulchen entsprechen
als Fortsetzung nach oben Rundarchivolten. Für die
späte Entstehungszeit des Portales mutet es fast
schulmeisterlich an, daß die Pfosten- und Rundstab-
archivolten so genau mit den Säulen und Pfosten
des Gewändes harmonieren.
Phantasievoller dagegen ist die verschiedene
Gestaltung der Knospen an den Kapitalen des
rechts- und linksseitigen Portalgewändes, eine auch
in Niederösterreich in der romanischen Barocke
häufige Asymmetrie. Während am linksseitigen Ge-
lände jedem Kapital drei Knospen entsprießen, von
denen die äußeren sich mit den Knospen des nebenan
liegenden Kapitales zusammenschließen (F'ig. 10), sind
die äußeren Knospen an dem Kapital rechts kürzer als
Fig. 9 Krems, Dominikanerkirche: Westseite während
der Aufdeckung des romanischen Westportals
die Mittelknospe gestielt und stehen frei nach vorne
(Fig. 11). Leider sind alle Knospen abgeschlagen; doch
läßt sich auch aus den Resten der Stiele erkennen, daß
die Kapitale bei weitem nicht so fein gestielt waren
wie die französischen Knospen in den niederöster-
reichischen Zisterzienserkreuzgängen und besonders
die in Heiligenkreuz. Immerhin verraten die Kremser
Kapitale, besonders die kapriziöse Zusammenlegung
der Knospen, gute Vorbilder, aber in handwerks-
mäßiger Ausführung. Die Kämpfergesimse haben,
soweit erkennbar, mit dem Südportal und Kämpfer-
gesimsen der Seitenschiffe, wie bereits bemerkt,
gleiche Profile.