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73 Richard Kurt Donin Neu aufgedcckle romanische Baureste an der ehemaligen Dominikanerkirche in Krems 74

der Gesamtarchitektur stehen und unabhängig von
dieser ausgeführt wurden. So auch hier. Das schon
spitzbogig gewölbte Kirchenschiff zeigt die vorge-
schrittene Architektur, welche -auf die wahrscheinlich
ausländischen Klosterbaumeister selbst zurückzu-
führen sein dürfte. Ja, das Westportal hat als innerste
Öffnung eine die größere Masse der Hochschiffs-
wand tragende Spitzbogengurte, an die noch in
alter handwerklicher Schulung heimische Portal-
arbeiter, unbekümmert um die neuen Konstruktions-
gedanken, ihr rundbogiges Portal setzten. Nichts-
destoweniger muß das Portal, wenn man sich durch
seine zeitliche Zurückgebliebenheit nicht den Blick
trüben läßt, einst sehr prächtig ausgesehen haben,

der horizontalen Unterteilung des Innenraumes zwei
übereinander liegende Fenster eingebaut worden
waren (Fig. 12). Da die Spitzbogenrahmungen der
Südfassade in das spätere Hauptgesimse aus barocker
Zeit hineinreichen, der obere Anlauf des Seitenschiff-
daches jedoch wegen der rudimentären Hochschiff-
fenster nicht höher gewesen sein kann, so vermutet
Herr Architekt Bamberger, daß die Seitenschiff-
fenster in flachen Wimpergen lagen. Ich möchte, da
bei einer Dominikanerkirche mir ein reicherer
Außenbau unwahrscheinlich erscheint, doch lieber
annehmen, daß die Neigung des Seitenschiffdaches
ursprünglich flacher war oder daß das Seitenschiff-
dach ehemals ohne Hauptgesims ansetzte. Auf dem


Fig. 12 Die Dominikanerkirche in Krems während der Freilegung
der romanischen Details

wenn man den wahrscheinlich einmal vorhandenen
dritten inneren Rücksprung sich dazu denkt und die
alte Bemalung, die sich glücklicherweise an ein-
zelnen Stellen noch erhalten hat — Kreuzornamente
in Rot und Blau — sich noch unversehrt vorstellt.
An den Archivolten sind heute noch Reste einer
alten Inschrift aus der Entstehungszeit des Portals
erkennbar. Auf der äußeren Pfostenarchivolte (schwarz
auf hellem Grunde) glaubte man das Wort „credas“
lesen zu können. Die innere Stufe der Archivolten
hatte eine Inschrift in kleineren Buchstaben, gelb
auf blau.
Bei den Adaptierungsarbeiten zeigten sich an
der Südseite des Langhauses auch die ehemaligen
Spitzbogenfenster, deren Steinrahmungen (das an
der linken Ecke ist nur ungenau mehr feststellbar)
zum Teil noch erhalten waren und in welche bei

Merianschen Kupferstiche von 1648 erscheinen zwar
auch die Fenster des Langhauses gleich hoch wie
die des Chores, doch ist dies nur auf die ungenaue
Zeichnung zurückzuführen, da Merian auch die
Strebepfeiler des Chores auf das Langhaus überträgt.
Über dem Portal kamen Teile eines Rund-
fensters zum Vorschein (Fig. 12). Doch war nur der
obere Teil der Rundung an der behauenen Stein-
fassung genau erkennbar. Da das Rundfenster aber
bis hart an den oberen Rand des Portales gegrenzt,
ja vielleicht diesen sogar überschnitten hätte, dürfte
das Fenster wohl nur halbrund gewesen sein und
im unteren Teil einen geraden horizontalen Abschluß
gehabt haben.
Rechts vom Portal wurde eine große spitz-
bogige Öffnung aufgedeckt. Da sie die bei dem
Umbau neu eingelegte obere Fensterreihe durch-
 
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