77 Richard Kürt Donin Neu aufgedeckte romanische Baureste an der ehemaligen Dominikanerkirche in Krems 7^
Von mir bekannten alten Stadtansichten zeigt
der Kupferstichjohann Böhms: „Ansichtder k.k. Kreis-
stadt Krems in Niederösterreich“5) (in den Jahren
1790 bis 1800) vor dem südlichen Seitenschiffe einen
rechtwinkeligen Hof, von einem dreiflügeligen Ge-
bäude eingeschlossen. (Vielleicht der ursprüngliche
Kreuzgang?) Der rechtsseitige Gebäudeflügel setzt
nun gerade beim vierten Joche an das Seitenschiff
Sicher ist, daß dieser dem fünften Joche vor-
gelegte Vorbau mit der Kirche gleichzeitig gewesen
sein muß, weil an dem linksseitigen Pfeiler dieser
bloßgelegten Öffnung die Basis einer über Eck ge-
stellten Säule sichtbar wurde und der Querschnitt
dieses Pfeilers (Fig. 13 und 14) mit der in der Mitte
liegenden Halbsäule und den beiderseits nach außen
abgeschrägten Seitenflächen deutlich darauf hinweist,
Fig. 15 Dasselbe Kapital wie Fig. 13 nach Zumauerung
der freigelegten Öffnung.
Rechts oben eine Konsole des Kreuzrippengewölbes
an, also dort, wo der Vorbau gewesen sein muß.
Freilich ist auch Böhms Ansicht ungenau, da das
Langhaus der Kirche sechs Joche aufweist, während
es deren nur fünf hat und nie mehr gehabt haben
kann. (Beweis: das neuaufgedeckte Westportal)0).
5) Abgedruckt in der Jubiläumsschrift „Aus Alt-Krems“,
herausgegeben vom städtischen Museum Krems, 1895. Auf den
AnsichtenMerians von 1648 und G.M.Vischers von 1672 sind
die Details der Dominikanerkirche zu ungenau wiedergegeben.
°) Interessant ist auf Böhms Stich die Darstellung
eines kleinen rundbogigen, romanisch anmutenden Fensters,
links hoch oben an der Südwand des Mittelschiffes. Das-
selbe bestand früher wohl sicherlich, da es wahrscheinlich
der Westempore Licht spendete', und dürfte nur vermauert sein.
daß die große Öffnung im Innern des Baues lag und den
Zugang von der Kirche zu einem Vorbau vermittelte.
Schwierigkeiten bereitete die Frage, wie man
die bloßgelegten Halbsäulen sichtbar erhalten sollte,
da die Öffnung mit Rücksicht darauf, daß der
Innenraum ja als Museum dienen soll, wieder ge-
schlossen werden mußte. Da die Säule seinerzeit im
Innern der Kirche lag, so entschloß man sich, die
neue Abschlußmauer an der nach außen gelegenen
Mauer aufzuführen, wodurch die Säule zwar nach
Innen kommt und dadurch besser erhalten bleibt, die
Sichtbarkeit derselben aber erschwert, ja teilweise un-
möglich wird (Fig. 15). Es glückte mir, vor der Auf-
führung dieser Seitenmauer rechtzeitig die beiden
Von mir bekannten alten Stadtansichten zeigt
der Kupferstichjohann Böhms: „Ansichtder k.k. Kreis-
stadt Krems in Niederösterreich“5) (in den Jahren
1790 bis 1800) vor dem südlichen Seitenschiffe einen
rechtwinkeligen Hof, von einem dreiflügeligen Ge-
bäude eingeschlossen. (Vielleicht der ursprüngliche
Kreuzgang?) Der rechtsseitige Gebäudeflügel setzt
nun gerade beim vierten Joche an das Seitenschiff
Sicher ist, daß dieser dem fünften Joche vor-
gelegte Vorbau mit der Kirche gleichzeitig gewesen
sein muß, weil an dem linksseitigen Pfeiler dieser
bloßgelegten Öffnung die Basis einer über Eck ge-
stellten Säule sichtbar wurde und der Querschnitt
dieses Pfeilers (Fig. 13 und 14) mit der in der Mitte
liegenden Halbsäule und den beiderseits nach außen
abgeschrägten Seitenflächen deutlich darauf hinweist,
Fig. 15 Dasselbe Kapital wie Fig. 13 nach Zumauerung
der freigelegten Öffnung.
Rechts oben eine Konsole des Kreuzrippengewölbes
an, also dort, wo der Vorbau gewesen sein muß.
Freilich ist auch Böhms Ansicht ungenau, da das
Langhaus der Kirche sechs Joche aufweist, während
es deren nur fünf hat und nie mehr gehabt haben
kann. (Beweis: das neuaufgedeckte Westportal)0).
5) Abgedruckt in der Jubiläumsschrift „Aus Alt-Krems“,
herausgegeben vom städtischen Museum Krems, 1895. Auf den
AnsichtenMerians von 1648 und G.M.Vischers von 1672 sind
die Details der Dominikanerkirche zu ungenau wiedergegeben.
°) Interessant ist auf Böhms Stich die Darstellung
eines kleinen rundbogigen, romanisch anmutenden Fensters,
links hoch oben an der Südwand des Mittelschiffes. Das-
selbe bestand früher wohl sicherlich, da es wahrscheinlich
der Westempore Licht spendete', und dürfte nur vermauert sein.
daß die große Öffnung im Innern des Baues lag und den
Zugang von der Kirche zu einem Vorbau vermittelte.
Schwierigkeiten bereitete die Frage, wie man
die bloßgelegten Halbsäulen sichtbar erhalten sollte,
da die Öffnung mit Rücksicht darauf, daß der
Innenraum ja als Museum dienen soll, wieder ge-
schlossen werden mußte. Da die Säule seinerzeit im
Innern der Kirche lag, so entschloß man sich, die
neue Abschlußmauer an der nach außen gelegenen
Mauer aufzuführen, wodurch die Säule zwar nach
Innen kommt und dadurch besser erhalten bleibt, die
Sichtbarkeit derselben aber erschwert, ja teilweise un-
möglich wird (Fig. 15). Es glückte mir, vor der Auf-
führung dieser Seitenmauer rechtzeitig die beiden