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79 Richard Kurt Donin Neu aufgedeckte romanische Baureste an der ehemaligen Dominikanerkirche in Krems So

Kapitale rechts und links auf der Platte festzuhalten
(Fig. 13 und 14). Sie krönen Halbsäulen; das rechts
zeigt in erfreulich gutem Erhaltungszustände einen
gedrückten Spitzbogenfries als Schmuckmotiv, das
linke schon frühgotisch anmutende Knospen. Das
Kapitälgesims zieht sich über den ganzen Pfeiler.
Über ihm erhebt sich die spitzbogige Gurte, die als
konstruktives Element bezeichnenderweise auch
schon ein gotisch-grätiges Profil trägt. Die voluten-
artigen Ansätze, aus denen sich der Spitzbogen auf-
schwingt, erinnern an Heiligenkreuzer Motive, insbe-

An der östlichen Abschlußwand des Seiten-
schiffes wurde dem dort vermuteten Spitzbogen des
Seitenschiffes nachgegangen und derselbe auch teil-
weise bloßgelegt (Fig. 17); insbesondere hat man
durch Ausnehmen einer Öffnung das Kapital des
linksseitigen Pfeilers (wieder mit dem uns wohl-
bekannten Gesims versehen) sichtbar gemacht. Diese
Freilegung ist wieder ein Beweis, daß das rechts-
seitige Seitenschiff seinerzeit noch um eine Jochfolge
weiter bis zum einschiffigen Chore (jetzt Theater)
sich erstreckte. Als man seinerzeit mit einer Durch-


Fig. iö Krems, Dominikanerkirche: Halbsäulenbasis
an der frcigelegten Öffnung des südlichen Seitenschiffes

sondere ans Kapitelhaus. In Heiligenkreuz aber ent-
springt aus jeder Doppelvolute eine Gewölberippe.
In Krems dagegen wird das Ornament rechts und
links, vom Grate und von der Rippe weit abstehend,
ziemlich unmotiviert verwendet, ohne daß aus ihm
eine Kreuzrippe entspringen würde. Wieder ein Beleg
für die fortgeschrittene Architektur und die zurück-
gebliebene Dekoration.
Auch die Basen der beiden Halbsäulen sind
noch erhalten (Fig. 16). Sie haben auffallend fortge-
schrittene, frühgotischer Tellerbasis ähnliche Formen
und ruhen auf achtseitigen gotisch-kantigen Posta-
menten. Kleine Klötzchen vermitteln den Übergang
von der Basis zum Postamente. In technischer Bezie-
hung aber muß ebenso wie bei den Portalen die geübte
handwerksmäßige Behandlung des Eggenburger Sand-
steines und die gute Ausführung gerühmt werden.

fahrt die Kirche durchquerte, wurde dieses Joch
abgebrochen. Heute sieht man noch den Gurtbogen
des Mittelschiffes über dieser Durchfahrt und an
dem Strebepfeiler des Chores den Dachansatz des
Seitenschiffes. Das freigelegte Südportal lag daher
früher in der Mitte der einst fünf )oche zählenden
Südfassade. Unsymmetrisch davor lag der Vorbau,
vor einem Joche oder zwei Jochen, da es nicht aus-
geschlossen ist, daß das nicht mehr erhaltene fünfte
Joch vielleicht ebenfalls gegen diesen Vorbau zu
sich öffnete.
Im Innern des ehemaligen Seitenschiffes wurden
Konsolen des Kreuzrippengewölbes bloßgelegt
(Fig. 18, 19, 20 und 15 rechts oben). Die meisten be-
stehen aus einfachen Abschrägungen mit Deckplatten
und doch ist jede Konsole verschieden gestaltet und
zum Teil noch mit der alten Bemalung versehen. Eine
 
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