Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Maximilian <Römisch-Deutsches Reich, Kaiser, I.>; Laschitzer, Simon [Editor]; Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Editor]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien): Der Theuerdank: durch photolithographische Hochätzung hergestellte Facsimile-Reproduction nach der ersten Auflage vom Jahre 1517 — Wien, 8.1888

DOI article:
IV. Die Drucke des Theuerdank
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5588#0110
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
iog

Eine Frage, die von Haltaus a. a. O. S. 36—3g zwar ausführlich erörtert, aber nicht ganz klar und
durchaus befriedigend gelöst wurde, ist die, ob wir in den Drucken vom Jahre 1517 zwei verschiedene
Druckserien, also zwei verschiedene Auflagen oder aber nur verschiedene Varianten einer und derselben
Druckserie oder Auflage zu unterscheiden haben. Um der Lösung dieser Frage nahe zu kommen, habe
ich fünf Exemplare der Drucke vom Jahre 1 517 Buchstabe für Buchstabe und Wort für Wort sorgfältig
und genau verglichen, und zwar ein Pergament- und ein Papierexemplar der k. k. Hof bibliothek, ein Per-
gamentexemplar der Privat- und Familienbibliothek Seiner Majestät des Kaisers, ein Papierexemplar der
Albertina und ein Pergamentexemplar der Stiftsbibliothek von Göttweig. Ich constatirte Folgendes: Die
beiden Papierexemplare der k. k. Hof bibliothek und der Albertina decken sich durchaus in Allem und
Jedem bis in die kleinsten Details, sind demnach sicher von ein und demselben Satze abgezogen worden.
Von diesem Normaldrucke weichen nun die drei übrigen Exemplare ab, aber nicht alle in gleicher Weise,
indem wohl die beiden Pergamentexemplare der Privat- und Familienbibliothek Seiner Majestät des Kaisers
und der k. k. Hofbibliothek unter einander ganz gleich sind, aber das PeDgamentexemplar der Stiftsbiblio-
thek von Göttweig mit diesen nicht vollständig übereinstimmt. Der Druck der beiden ersteren ist gegen
das Normalexemplar in den Custoden b, g bis i und t bis A sicher von einem andern Satze gemacht wor-
den und in denselben Custoden auch der des Göttweiger Exemplars,'nur dass dieses ausserdem noch im
Druck der Custode a von einem andern Satze gedruckt worden ist. Dieses zeigt also gegen den Normal-
druck eine etwas weiter gehende Verschiedenheit als jene. Die Unterschiede im Drucke sind so zahlreich,
dass an eine einfache Correctur des einen Satzes unmöglich mehr gedacht werden kann, sondern dass fac-
tisch ein vollständig neuer Satz vorliegen muss. Die Verschiedenheiten bestehen einerseits darin, dass bei
vollständiger Gleichheit der Worte für die einzelnen Buchstaben andere Typen genommen sind, und
andererseits darin, dass ein und dasselbe Wort orthographisch anders gedruckt ist. Verschiedene Worte
kommen eigentlich nicht vor, die paar, auf die ich gestossen bin, sind einfache Druckfehler. Aber wohl
sind einige Male ganze Worte ausgefallen und in ein paar Capitelüberschriften sind die Zeilen anders
abgetheilt. Nach allem Dem kann es einem Zweifel nicht unterliegen, dass diese Verschiedenheiten in den
Drucken nur auf zwei verschiedene Sätze zurückgehen können. Wären nun in den verschiedenen Exem-
plaren dieser Drucke vom Jahre 1 5 17 zwei zwar von einander verschiedene, aber doch unter sich ganz
gleiche Serien zu unterscheiden, so könnte man allerdings von zwei bestimmt zu trennenden Varianten
einer und derselben Auflage sprechen. Allein das ist nicht der Fall, denn nach den Resultaten meiner
Vergleichung gibt es eben schon drei Varianten. Und wer weiss, ob nicht bei einer Vergleichung von einer
noch weiteren Anzahl von Exemplaren noch andere Combinationen in den Abweichungen, vielleicht auch
noch Abweichungen in jenen Custoden, in welchen die obigen fünf Exemplare übereinstimmen, sich er-
geben würden. Es würde dann schwer halten, die verschiedenen Varianten übersichtlich auseinanderzu-
halten. Darum wäre es wünschenswerth, wenn mein Vorschlag, für derlei Bestimmungen einen Normal-
druck, nämlich den Druck der vorliegenden Reproduction,respective der Originalexemplare, nach welchen sie
gemacht worden ist, zur Grundlage zu machen, angenommen würde. Dann könnten die Abweichungen
einfach im Verhältniss zu diesem angezeigt werden, die Vergleichungen würden nicht so zeitraubend
sein und man könnte leichter und schneller zu einem ganz sicheren Resultate gelangen. Vielleicht würde
dann meine Erklärung für diese drucktechnische Merkwürdigkeit eine noch bessere Fundirung bekommen
und nach der einen oder andern Seite ihre volle Bestätigung finden. Wenn man sich die Thatsache vor
Augen hält, dass die einzelnen Custoden, respective Lagen, aus welchen die Exemplare zusammengesetzt
sind — entsprechend ungefähr unseren heutigen Druckbogen, doch nur rein äusserlich, aber nicht auch
drucktechnisch — von verschiedenen Sätzen gedruckt sind, so dürfte sich die andere Thatsache, dass die
verschiedenen Exemplare nicht in ganz gleicher Weise zusammengesetzt erscheinen, am natürlichsten aus
einem der im Folgenden dargelegten zwei Vorgehen erklären lassen. Zweierlei wäre möglich anzunehmen:
erstens könnten beide Sätze gleichzeitig vorhanden gewesen sein und man könnte damit an zwei Pressen
gleichzeitig gedruckt haben. Bei der Zusammensetzung der Lagen zu den ganzen Exemplaren wäre man
aber dann nicht in der Weise consequent vorgegangen, dass man zu ein und demselben Exemplar nur
Lagen genommen hätte, welche von ein und demselben Satze abgezogen worden waren, sondern man
 
Annotationen