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Maximilian <Römisch-Deutsches Reich, Kaiser, I.>; Laschitzer, Simon [Hrsg.]; Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien): Der Theuerdank: durch photolithographische Hochätzung hergestellte Facsimile-Reproduction nach der ersten Auflage vom Jahre 1517 — Wien, 8.1888

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IV. Die Drucke des Theuerdank
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https://doi.org/10.11588/diglit.5588#0111
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I IO

hätte die Lagen beliebig bald von dem einen, bald von dem andern Satze hergenommen. Oder zweitens,
es wäre von dem einen Satze schon eine bestimmte Anzahl von Lagen gedruckt, aber noch nicht zu ganzen
Exemplaren zusammengesetzt, und der Satz wäre auch bereits aufgelöst gewesen, als man aus irgendwelcher
Ursache den Entschluss gefasst hatte, eine grössere Anzahl von Exemplaren, also eine grössere Auflage
zu drucken. Zu den schon gedruckten Lagen musste demnach noch eine bestimmte Anzahl nachgedruckt
werden. Da aber der Satz bereits aufgelöst war, so blieb nichts übrig, als einen neuen Satz herzustellen.
Die ganzen Exemplare aber hätte man dann wieder nicht consequent nach den verschiedenen Sätzen zu-
sammengesetzt, sondern die Lagen von den verschiedenen Sätzen beliebig dazu genommen.

Noch eine Bemerkung ist bezüglich der Drucke vom Jahre i 517 zu machen. Bisher hat man all-
gemein angenommen, dass sie auch schon im Jahre 1 517 in die Oeffentlichkeit getreten, das ist im Buch-
handel erschienen seien. Allein dieser Annahme stehen gewichtige Bedenken entgegen. Der Vertrag,
welchen Erzherzog Ferdinand am 1. März i52Ö zu Augsburg mit Marx Treytzsaurwein über die Voll-
endung und den Druck der Werke des Kaisers Maximilian I. abgeschlossen hatte, enthält auch einen auf
den Theuerdank bezüglichen Paragraph. Der Kaiser Maximilian, heisst es da, habe das Buch Theuerdank
in seinem Leben aufgerichtet und davon eine Anzahl drucken lassen in der Meinung, diese nach seinem
Absterben auszutheilen. Da nun von diesen Büchern sechs Truhen voll zu Augsburg seien, so solle Treytz-
saurwein drei davon zu seinen Händen nehmen und auf Kosten des Erzherzogs nach Wien führen lassen
und sie dort im Namen des Erzherzogs unter den Adel und andere seine Unterthanen in den fünf nieder-
österreichischen Landen austheilen und ihnen verehren. Von den anderen drei Truhen behielt sich eine
der Erzherzog für sich vor, die zweite bestimmte er zur Vertheilung an den Adel und andere Unterthanen
in den vorderen Landen und die dritte endlich in gleicher Weise zur Vertheilung im Lande Würtemberg.1
Aus diesem Vertrage geht also klar hervor, dass die sämmtlichen zu Lebzeiten des Kaisers und auf seine
Kosten gemachten Drucke noch beisammen waren, und dass sie der Kaiser zur Vertheilung erst nach
seinem Tode bestimmt gehabt hat. Der Theuerdank sollte so für jeden der Betheilten ein sinniges Erinne-
rungszeichen an den Verstorbenen sein. Die geplante Vertheilung erst nach dem Tode hätte aber keinen
Sinn gehabt, wenn Exemplare davon schon früher beim Buchhändler zu kaufen gewesen wären. Die
Sache lässt sich gar nicht anders denken, als dass die ganze erste Auflage der Drucke vom Jahre 1 517 nur
im Besitze des Kaisers geblieben ist. Es erscheint dies aber auch ganz natürlich, da das ganze Werk und
seine Ausstattung nur auf seine Veranlassung und auf seine Kosten hergestellt worden war. Ausser in
der nächsten Umgebung des Kaisers und unter seinen intimsten Vertrauten ist daher das Werk bis zum
Erscheinen der Drucke vom Jahre 1519 sicher nicht weiter bekannt geworden.

Die im Vertrage bestimmte Vertheilung der Drucke des Theuerdank hat dann in der That auch
stattgefunden, denn wir haben die sichere Nachricht, dass Marx Treytzsaurwein den für die niederöster-
reichischen Lande bestimmten Antheil factisch nach Wien überführt hat. Er verrechnet nämlich bald
darauf die Verpackung der Theuerdankdrucke in Fässer, den Fuhrlohn und die Kosten für das Einbinden
von einem Theile derselben, »so fürstliche durchleichtigkeit ausgeschenkht hat«.2 Und einige Monate
später legt er der niederösterreichischen Raitkammer nochmals eine Rechnung vor über einige Transport-
kosten für die Beförderung etlicher zum Theuerdank gehöriger Sachen, die ihm Dr. Conrad Peutinger auf
Befehl des Erzherzogs abermals zugeschickt hat.3 Noch im Jahre j5^3, als sich in einer Truhe unter an-
derem zu den Werken des Kaiser Maximilian I. Gehörigen auch ein eingebundenes Exemplar eines Theuer-
dankdruckes gefunden hatte, Hess König Ferdinand I. es inventiren und gab es zunächst dem Johann
Paumgartner in Verwahrung. Am 18. September des genannten Jahres aber Hess er diesem den Befehl
zugehen, diesen gebundenen Theuerdank seinem Rath Johann Zotten von Pernegkh zuzustellen, »dan wir
ime denselben gnediglich gewilligt«.*

1 Jahrbuch der kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses, Bd. III, Regest Nr. 2868.

2 Ebenda, Bd. III, S. LXIV, Regest Nr. 2878.
'1 Ebenda, Bd. III, S. LXVI, Regest Nr. 288g.
4 Ebenda, Bd. V, S. XLII, Regest Nr. 4109.
 
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