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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Editor]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 13.1892

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I. Theil: Abhandlungen
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Kenner, Friedrich: Leone Leoni's Medaillen für den kaiserlichen Hof
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https://doi.org/10.11588/diglit.5884#0067
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Leone Leoni's Medaillen für den kaiserlichen Hof.

37

Charakteristisch ist die Behandlung der Umschriften. Jene der Vorderseite ist im Sinne der historischen
Medaillen des XVIII. Jahrhunderts abgefasst und stellt ganz gegen die epigraphische Regel die plumpen
dreieckigen Trennungszeichen unten an den Fuss der Buchstaben: CAROLVS a V » IMP a BONON * CORO-
NATVS a M a D & XXX a 1 Hingegen jene auf der Rückseite hält sich an das Original Leone's, hat runde
Trennungszeichen und stellt diese richtig in die halbe Höhe der Buchstaben. Der Name Tiberis aber
ist nicht wie im Originale TYBERIS sondern TIBERIS geschrieben. Diese Restitution des Heraeus hat
insoferne Verwirrung angerichtet, als man in ihr eine Bekräftigung der Vermuthung erkennen wollte,
dass die Medaillen mit dem Stromgott Tiberis auf die Krönung des Kaisers in Bologna (i53o) herge-
stellt seien, während das Original Leone's erst aus Anlass der Durchreise des Kaisers durch Italien im
Jahre 1543 entstanden ist.

Aelter als die eben besprochene ist eine andere Restitution, von der wir allerdings nicht sagen
können, ob sie nur in Zeichnung (in Folge willkürlicher Vergrösserung des Massstabes) oder auch im
Original existirt. Sie findet sich schon bei Luckius (Sylloge vom Jahre 1620, Tab. 64), dann aus diesem
wiederholt bei Mieris (II, 259) und Herrgott (a. a. O., Nr. XXII). Die Vorderseite ist in Bild und Um-
schrift der grossen Medaille Leone's auf Karl V. (siehe unten Nr. 4) ganz ähnlich, aber von einem
Durchmesser von j3 auf einen solchen von 55 Mm. reducirt; die Rückseite wiederholt Bild und Um-
schrift des Tiberis (oben Nr. 1), ist also von 38 auf 55 Mm. vergrössert. Die Trennungspunkte stehen
auch hier am Fusse der Buchstaben.

Ganz ähnlich wie auf Nr. 1, nur in der Büste leicht variirt, zeigt sich das Porträt des Kaisers auf
folgendem Gepräge:

2. Gold und Silber, 3o Mm. — Tafel III, Fig. 3 (Gold), 4 (Silber).

• IMP • CAES • CAROLVS • V • AVG. Dasselbe Brustbild; doch ist der Mantel vom Harnisch weg-
geschoben; darunter erscheint ein Mascheron mit Widderhörnern.

Rev.-S-P-Q-MEDIOL • OPTIMO • PRINCIPI, im Segment PIETAS. Pietas, auf einem antiken Falt-
stuhle sitzend, links, in langen Gewändern mit Schleier, in der Rechten eine Schale, die Linke auf die
Stuhllehne gelegt. Beiderseits stehen Panzer auf dem Boden, aus deren Halsöffnungen Waffen ragen.
Zwischen jenem zur Rechten des Beschauers und dem Stuhle eine bärtige bekleidete Herme.

Das silberne Exemplar von Heraeus (Journal, p. 79, Nr. 17) Ende 1713 aus der »Gallerie« über-
nommen.

Armand führt die Medaille (III, 75 Y) nach Gnecchi's Vorgange2 unter den Mailänder Münzen
auf, die Leone herstellte. An der Autorschaft des Letzteren ist in der That nicht zu zweifeln. Sie wird
durch die Gleichheit des Porträts mit jenem der vorbeschriebenen, sicher von ihm gearbeiteten Me-
daille (Nr. 1) und durch den Umstand bezeugt, dass unsere Schaumünze aus Anlass der Huldigung
jener Stadt, an deren Münze Leone wirkte, ausgegeben wurde.

Wahrscheinlich ist dies in demselben Jahre geschehen, als die vorbeschriebene Medaille mit dem
Tiberis entstand, deren Brustbild auf der Vorderseite unseres Gepräges wiederholt ist, also im Jahre
r543 oder 1544. In der That deutet die Rückseite auf die Anwesenheit des Kaisers in Mailand hin,
das er bei seiner damaligen Reise berührte. Da Leone, wie schon bemerkt wurde, zweimal an der Mai-
länder Münze Dienste that, das erste Mal von 1542 bis 1545, dann wieder von 1550 bis 1589,3 gehört
unsere Münze augenscheinlich dem älteren dieser Zeitabschnitte an und wird sie aus diesem Grunde
hier aufgeführt.

■ Dieselbe N orderseite benützte Heraeus zu einer zweiten gleich grossen Medaille « Süber, d,e ebÄ m^er k«ser
•-hen Sammlun, vorhanden is, Als Rückseite erscheint ein sehr seltener unfertiger Revers «-^^^
medaiUe (Venus Anadyomene, von Eroten bekränzt), der von einer Medaille Ercole II. von Este (verferttf
nommen wurde (vgl. dieses Jahrbuch XII (1891), S. 95, Nr. 7). Die Medaille des Heraeus « abgebudet « Herrgott,
motheca II, i, p. 77; Tab. XXI, Nr. XX.

2 Monete di Milano, tav. XXV I, p. 116, Nr. 11 und 12. '

1 i-Sq theilen die Brüder Uneccni,

3 Darauf bezügliche Documente aus den Jahren 1542, dann 1552, 1555, I5s7 3 y

P- LXII f., mit.

o

XIII.
 
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