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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Editor]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 13.1892

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I. Theil: Abhandlungen
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Chmelarz, Eduard: Le songe du pastourel, von Jean du Prier: Bilderhandschrift in der k. k. Hofbibliothek
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https://doi.org/10.11588/diglit.5884#0302
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266

Eduard Chmelarz. Le songe du pastourel, von Jean Du Prier.

Aufeinanderfolge der Strophen überdies keine besonders sorgfältige genannt werden kann. Auch die
Illustrationen derselben beanspruchen gerade keinen hohen künstlerischen Werth und erheben sich nicht
über das Mittelmass ähnlicher Leistungen jener Tage, so dass es in diesem Falle weniger bedauerlich als
sonst ist, wenn wir dieselben keinem bestimmten Meister zuschreiben können. Rene II. hatte, wie es
scheint, von seinem Grossvater König Rene I. durchaus nicht dessen künstlerischen Sinn geerbt. Dazu
war er viel zu thatkräftig und lebensfreudig. Er beschäftigte wohl während seiner 35 jährigen Regierung
mehrere Baumeister, Bildhauer, Maler und Kunsthandwerker, von deren Namen und Werken wir einige
Kunde haben, und als Enlumineurs werden uns Georges und Francois Bourcier genannt. 1 Auf
diese beiden muss sich also unser Augenmerk bezüglich der Zeichnungen in Prieur's Songe du pastourel
vereinigen, ohne dass wir aber bei dem Mangel einer bestimmten urkundlichen Nachricht und jeglichen
Vergleichungsstoffes uns bestimmt für einen oder den anderen Namen entscheiden könnten. Dass unsere
Zeichnungen nicht deutschen und nicht niederländischen sondern französischen Ursprunges sind, das
allein unterliegt wohl keiner Frage.

■ Vgl. Lcpage Henri, Quelques notes sur des peintres lorrains des XVe, XVIe et XVII0 siecles in: Bulletins de la
societe d'archeologie lorraine, Tome IV, Nancy 1853, und die Nachträge hiezu im Journal des Beaux-Arts 1864, p. 175;
dann Digot, vol. IV, p. i3o ff.

Die hier als Schlussvignette folgende Abbildung zeigt die älteste lothringische Münze, welche mit einer Jahreszahl
(1488) versehen ist. Dieser Silberthalcr Rene II. ist um so interessanter, als er zugleich die älteste bekannte Nachbildung des
berühmten Guldengroschens Erzherzogs Sigmund von Tirol vom Jahre 1483, bezw. i486 ist. Mit diesem stimmt er auch im
Gewichte überein: während besterhaltene Tiroler »Thaler« zwischen 317 und 32 Gramm Gewicht schwanken, wiegt der
lothringische, der an manchen Stellen abgenützt und am Rande leicht beschädigt ist, 31 • I Gramm. Für die Darstellung des
Averses hat, abgesehen davon, dass Sigmund mit Mantel und Krone angethan, ein Scepter in der Rechten, die Linke am Schwerte,
erscheint, sowohl was die Haltung der Figur als namentlich die Beigabe von Schild und Helm und die Umrahmung des Bildes
betrifft, offenbar die Haller Präge als Vorbild gedient. Frei und verschieden dagegen ist die Zeichnung des Reverses, auf welchem
die Verbindung des altlothringischen Wappens (2 und 3) mit den Wappenschildern von Ungarn, Neapel, Jerusalem, Anjou und
Bar (I und 4) an die politischen Ziele des Herzogs erinnert. Köhler gab von dem Stücke (XV, 289) eine ziemlich flüchtige
und willkürliche Abbildung, die auch Saulcy (Recherches sur les monnaies des ducs hereditates de Lorraine, p. 105) benutzte.
Dieser wusste (1841) kein anderes Exemplar als das des Wiener Cabinetes anzugeben, welches jedoch ein Falsificat war.
Denn das hier abgebildete echte Stück gelangte erst im Jahre 1879 als Geschenk des Fürsten Montenuovo in den Besitz
des Allerhöchsten Kaiserhauses. (Nach gütiger Mittheilung des Herrn Custos Karl Domanig.)
 
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