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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 15.1894

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Abhandlungen
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Beer, Rudolf: Die Galeere des Don Juan de Austria bei Lepanto: Nach einer zeitgenössischen Beschreibung
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https://doi.org/10.11588/diglit.5906#0005
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DIE GALEERE DES DON JUAN DE AUSTRIA BEI LEPANTO.

Nach einer zeitgenössischen Beschreibung.

Von

Dr. Rudolf Beer.

Vorbemerkung.

ie Anregung zu dem vorliegenden Aufsatze wurde dem Schreiber dieser Zeilen an-
lässlich seiner zweijährigen Forschungsreise in Spanien gegeben, während welcher
er im Auftrage Sr. Excellenz des Herrn Oberstkämmerers Grafen zu Trauttmans-
dorff-Weinsberg aus den Archiven und Bibliotheken Spaniens jene Acten zu
sammeln, beziehungsweise zu copiren hatte, welche die Kunstbestrebungen der
spanischen Habsburger zu illustriren geeignet schienen. Die Arbeit steht sonach
in einem äusseren Zusammenhange mit verschiedenen anderen, bereits früher ver-
öffentlichten Documentensammlungen und Monographien. Zwischen diesen Publicationen und der
vorliegenden schlingt sich aber auch ein inneres Band, insofern sie sich als ein interessanter und, wie
es scheint, noch nicht genügend gewürdigter Beleg für die Kunstliebe Philipp IL, jener Hauptgestalt
unter den spanischen Mäcenaten des XVI. Jahrhunderts, den anderen Zeugnissen würdig zur Seite stellt.

Jeder, der die Acten, Inventare, Briefe, Aufträge u. s. w., welche in Philipp II. ihren mittelbaren
oder unmittelbaren Urheber besitzen, auch nur oberflächlich durchmustert, wird sich des Eindruckes
nicht erwehren können, dass dieser Monarch — in merkwürdigem Gegensatze zu den sonstigen so
oft und auch so falsch dargestellten Charaktereigenschaften — von einem glühenden Eifer für die
Kunst beseelt war, dass er in Haus und Hof, auf der Reise und auf dem Schlachtfelde nichts um sich
sehen mochte, was nicht den edelsten Gesetzen derselben entsprach, was nicht schön war.

Als ein merkwürdiges Zeugniss für diesen eminent ausgeprägten und sich bis ins kleinste Detail
vertiefenden Kunstsinn darf der Gegenstand der vorliegenden Arbeit dienen.

Nichts scheint dem ersten Eindrucke nach widersprechender, als ein Kriegsschiff, welches der
Natur seiner Bestimmung nach den ärgsten Fährlichkeiten, der Vernichtung ausgesetzt, welches nicht
zum behaglichen Schauen und Geniessen sondern für die Aufregung des Kampfes, für die Momente
der Entscheidung bestimmt ist, mit den erlesensten Bildwerken zu schmücken und mit einer Um-
sicht, als gelte es einer Staatsaction, die Ausführung der betreffenden Entwürfe zu überwachen. Und
doch ist dem Schiffe, auf welchem Don Juan de Austria die Flotte der Liga in der Schlacht bei
Lepanto zum Siege führen sollte, eine solche Sorgfalt zu Theil geworden, wie wir aus dem im Fol-
genden mitzutheilenden Berichte ersehen.

Dieser Bericht — und das ist gerade das Interessanteste an demselben — bietet uns aber
mehr. Man wird es vielleicht bedauern, dass die Beschreibung, welche uns überliefert ist, nicht dem
fertigen Werke gilt und überhaupt eine prägnante Anschaulichkeit in demselben vermisst wird. Es
sind Vorschläge eines Gelehrten, welcher die Entwürfe zur Ausschmückung der Galeere zu prüfen
unternommen hatte, und es ist eine offene Frage, inwieweit dieselben bei Realisirung der künstle-
rischen Ausschmückung noch Berücksichtigung finden konnten.

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