Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 15.1894

DOI Heft:
Abhandlungen
DOI Artikel:
Beer, Rudolf: Die Galeere des Don Juan de Austria bei Lepanto: Nach einer zeitgenössischen Beschreibung
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5906#0006
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
2

Dr. Rudolf Beer.

Bieten sich nun gleich nach dieser Richtung mancherlei Zweifel, so ist es uns doch gerade mit
Zuhilfenahme dieses Berichtes möglich, in die Werkstätte der Künstler einzutreten, die Ideen, welche
sie bei der Arbeit leiten sollten, zu verfolgen, mit einem Worte Zeugen des Werdens des Kunst-
objectes zu sein. Es ist somit der Bericht, den wir hier vorlegen, ein nicht zu unterschätzender Bei-
trag für die Kenntniss der künstlerischen Bewegung innerhalb des gedachten Zeitraumes auf dem
spanischen Boden, einer Bewegung, als deren Mittelpunkt wir oben Philipp II. bezeichneten.

Dass der Monarch an der Herstellung des Prachtschiries den wärmsten Antheil nahm, wäre bei
dem Umstände, dass die Galeere seinen Vertreter führen sollte, schon an sich ausser Zweifel, wird uns
aber, wenn auch nur gelegentlich, so doch in nicht misszuverstehender Weise in dem Berichte selbst
angedeutet. Ja man darf, ohne sich von der Wahrheit zu entfernen, annehmen, dass Philipp II. nicht
blos der Befehl zur Anfertigung der Galeere zuzuschreiben ist sondern dass er auch den Details der
Ausführung sein Interesse zuwendete. Der eben charakterisirte Bericht entstammt der Feder Juan de
Malara's, eines kenntnissreichen und arbeitseifrigen spanischen Humanisten. Malara wurde in Sevilla
im'Jahre 1527 geboren. Er studirte in seiner Vaterstadt Grammatik; hierauf führte ihn sein Lerneifer
nach Salamanca, Alcalä, sogar nach Barcelona. Durch Familienverhältnisse gezwungen, kehrte er
jedoch wieder nach Sevilla zurück, wo er bald einen Lehrstuhl für Grammatik einnahm. Seine ersten
Werke beschäftigten sich auch mit den elementaren Principien der Sprache; dann aber erweiterte
er sein Arbeitsfeld fast auf das Gebiet des gesammten Classicismus: zum Betriebe des Studiums
griechischer Schriftsteller hatte ihn wohl die Gemeinschaft mit dem berühmten Sanchez de Broca in
Salamanca geführt.

Es ist nicht zu bezweifeln, dass seine zahlreichen und auf verschiedene Fächer sich erstreckenden
Arbeiten, namentlich seine Versirtheit auf dem Gebiete der alten Philologie, ihm den Ruf eintrugen,
den von einem gewissen Bergamasco angefertigten Entwurf zur künstlerischen Ausschmückung des
Generalcapitän-Schiffes für den bevorstehenden Feldzug der Liga einer kritischen Prüfung zu unter-
ziehen.

Bergamasco, der Autor dieses ursprünglichen Entwurfes, hiess eigentlich Joh. Bapt. Castello, war
1509 in Bergamo geboren und starb 1579 zu Madrid, wohin er noch von Philipp II. zur Ausführung
verschiedener Aufträge, speciell im Escorial, berufen wurde. Gründliche Studien nicht blos in der
Malerei sondern auch in der Sculptur und Architektur werden ihm nachgerühmt, die ihn eine ge-
wisse Fertigkeit, namentlich in der Technik, erlangen Hessen. Thatsache ist, dass sein Entwurf einer
gewissen Erfindungsgabe und künstlerischen Intuition nicht entbehrt, was auch Malara wiederholt an-
erkennt. Dieser hat nämlich in seinem Werke die verständige Eintheilung beobachtet, zuerst, und zwar
in einzelnen Capiteln, die Originaldarstellung mitzutheilen und hieran seine Bemerkungen zu knüpfen,
so dass gewissermassen Rede und Gegenrede folgen. Es sei an dieser Stelle bemerkt, dass in manchen
Fällen seine Einwände gegenstandslos geworden sein dürften, da verschiedene Theile des bildne-
rischen Schmuckes bereits, wie er selbst angibt, angefertigt vorlagen, als er seinen akademischen Protest
gegen dieselben erhob.

Das hier in der Uebersetzung mitgetheilte Original ist nur ein Theil des umfassenden Werkes
Malara's »Descripcion de la Galera Real del Sefmo Sr. D. Juan de Austria«. Wir bieten nur die Be-
schreibung des Schiffshintertheiles (popa), welchem, wenn nicht ausschliesslich, so doch vorzugsweise
der künstlerische Schmuck zugedacht war. Es ist dies der erste Theil der Descripcion, auf den in
dem Hauptwerke sehr ausführliche Commentare theils mythologischen, theils historischen Inhaltes
folgen und Erläuterungen durchaus lehrhafter Natur über die dargestellten »Historien« bilden. Wenn
in diesen auch ab und zu auf die Galeere selbst, d. h. den Bau derselben Bezug genommen wird, so
sind dies meist unwesentliche Details.

Die Bedeutung der Beschreibung Malara's hat dadurch ihren Ausdruck gefunden, dass von dem
einzigen bisher bekannten Manuscripte, welches in der Bibliotheca Colombina zu Sevilla unter der
Signatur (B. 4% 445, 41) aufbewahrt wird, wiederholt Abschriften von verschiedenen Gelehrten ge-
nommen wurden und zuletzt das ganze Werk von der »Sociedad de Bibliofilos Andaluces« unter dem
 
Annotationen