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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Editor]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 15.1894

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Abhandlungen
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Beer, Rudolf: Die Galeere des Don Juan de Austria bei Lepanto: Nach einer zeitgenössischen Beschreibung
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https://doi.org/10.11588/diglit.5906#0015
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Die Galeere des Don Juan de Austria bei Lepanto.

Bemerkung. Was den Spruch »Parta securitas« anbelangt, so ist derselbe gut erfunden; auch
liegt keine Anmassung darin, da es ja natürlich ist, dass während des Winters jene Eisvögel ihre Nester
mitten im Meere bauen und während jener Zeit Ruhe herrscht, woraus die Schifffahrer auf ein stilles
Meer schliessen u. s. w. Das Wort »artis non immemor« ist jedoch zu wenig, da es keine besondere
Tugend kennzeichnet und jeder Anfänger diese Pflicht beobachten muss.

Bericht. Der Fries des Gemäldes soll aus Schildkröten und Delphinen bestehen, von welchen
diese den Sturm und jene die Ruhe andeuten. Bei diesen sei der berühmte Spruch angebracht: »Fe-
stina lente«, und zwar bei den Delphinen »Festina«, bei den Schildkröten »Lente«.

Bemerkung. Ich glaube nicht, dass dieses griechische Sprichwort — im Lateinischen »Festina

lente« — Sturm und Ruhe bezeichnen..... Gut wäre als Emblem ein Pfeil mit einem Seefisch,

den die Griechen Echeneis, die Römer Remora nannten, und zwar dieser um jenen geschlungen, auf
dass Raschheit und Zögern sich umarmten und einen Mittelpunkt hätten, welcher ein Wort wäre:
»Matura«, das grosse Admirale zu befolgen haben.

Bericht. Die folgende Figur sei ein Prometheus mit einem Adler, welcher ihm das Herz abfrisst,
zum Zeichen, dass in einem tüchtigen Capitän immer hohe Gedanken kämpfen. Der Spruch sei:
»Alta corde Semper« oder, gleichfalls passend: »Patris virtutes repetens«. Man beschloss endlich, zu
setzen: »Corde alenda patria ales«, um dem Herrn Don Juan nahezulegen, dass er im Herzen das An-
denken an seinen ruhmreichen Vater bewahren und alle Anstrengungen machen solle, um dessen hohe
Gedanken nachzuahmen, welche durch den Adler versinnbildlicht werden; dieser ist ja ausserdem das
königliche Abzeichen.

Bemerkung. Dass Prometheus dargestellt werden solle, und zwar mit dem Adler, ist eine gute
Erwägung mit Rücksicht auf das Andenken an den Vater; da dieses aber zunächst zur Nachtzeit,
während die Menschen ruhen, sich einstellt, möge der Spruch lauten: »Sub noctem cura recursat«,
was derart zu verstehen ist, dass der Herr Don Juan nicht blos das Andenken an seinen Vater bewahren
sondern dass er auch dann, wenn die Uebrigen der Ruhe pflegen, eingedenk seiner Pflicht sei.

Bericht. Auf dem dritten Bilde möge ein Einhorn gemalt werden, von anderen wilden Thieren
erwartet, damit es die giftigen Gewässer reinige, mit einem Spruche, der lauten soll: »Ut intrepide
bibant«, um Sr. Excellenz vorzustellen, dass er beim Betreten des Meeres die Uebrigen, welche sich
vor den Fährlichkeiten der Schifffahrt fürchten, zu beruhigen habe. Oder man könnte, wenn es
passend erscheint, den Feldzug Catos malen, als er mit dem römischen Heere durch die libysche
Wüste zog und zu jenem Wasser kam, welches voll war von giftigen Schlangen, so dass man glaubte,
dass Alle, die davon tränken, sterben müssen; Cato trank aber als der Erste davon. Man könnte hiebei
denselben Spruch anwenden, um anzudeuten, dass ein tüchtiger Capitän sich vor jedem andern seiner
Soldaten grossen Gefahren aussetzen soll, um Ehrfurcht und Liebe derselben zu erwerben. Anstatt
jenes Wortes könnte auch gesetzt werden: »Ut fiant«.

Bemerkung. Wenn ein Capitän sich vor allen Anderen den Gefahren preisgäbe, so würden so
viele Uebelstände daraus folgen, dass der ganze Feldzug einen schlechten Ausgang nähme. Was die oben
beschriebene Figur anbelangt, so sind zwei Dinge zu bemerken: Das eine ist, dass da Gefahren zu ver-
meiden sind, wo es keiner Tapferkeit und nicht der Vollbringung hoher Dinge bedarf; das zweite ist,
sich nicht gefährlichen Lagen auszusetzen, wodurch das ganze Heer zu Fall kommen kann. Man möge
Alexander den Grossen malen, vor seinen Reitern, wie er sich in den Granicusfluss stürzt mit Vielen,
die ihm folgen; und von der anderen Seite ein grosses Perserheer, welches den Ansturm zu hindern
sucht; und doch bricht er durch. Der Spruch soll lauten: »Audentes deus ipse iuvat«, mit dem Hin-
weise darauf, dass die Feldzüge im Dienste Gottes geführt werden müssen, daher die Waghalsigkeit in
denselben von Seite Gottes geheiligt wird.

Bericht. Der Fries dieses Gemäldes soll aus Thieren bestehen sowie aus Insignien, welche der
ausgewählten Historie angepasst sind und leicht erfunden werden können.

Bemerkung. Wenn man die Geschichte Alexanders auswählt, könnten als Insignien viele
eiserne Harnische, Schilde und Lanzen wie auch allerlei Waffen, zu Trophäen vereinigt, gewählt
 
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