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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Editor]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 15.1894

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Abhandlungen
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Drach, Karl Alhard von: Jost Burgi, Kammeruhrmacher Kaisers Rudolf II.
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https://doi.org/10.11588/diglit.5906#0036
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Jost Burgi, Kammeruhrmacher Kaisers Rudolf II.

3i

der seiner Angabe nach »die theilung damahls darauf verfertigt«, in seinem Bericht gibt, hier mitzutheilen
hat keinen Zweck; wir bemerken nur, dass in der Schrift eine grössere Abbildung des Instrumentes
nicht vorkommt sondern blos die oben (S. 29) erwähnten kleinen Kupferstiche aus dem Jahre 1592
welche die verschiedenartigen Verwendungen desselben demonstriren. Sie sind zwar von dem be-
rühmten Warburger Goldschmied und Kupferstecher Anthonius Eisenhoit, können indessen als
künstlerische Leistungen ebensowenig Interesse bieten wie das gleichfalls durch ihn hergestellte Titel-
blatt für das von Burgi geplante Buch.1 Wir haben von letzterem eine getreue Reproduction in Origi-
nalgrösse nach dem Zustand, wie sich der Kupferstich in der ersten Ausgabe von Bramer's Bericht
dem Titel vorgeheftet findet, hier auf Taf. I gegeben, hauptsächlich um unsern Lesern das einzige
bekannte Bildniss des Meisters mit der auf sein Alter bezüglichen Umschrift vorzuführen,2 dann auch
mit der Absicht, sie auf die bei den vier Eckfiguren angebrachten astronomischen Instrumente, nament-
lich den unten links vorkommenden Globus aufmerksam machen zu können. Da das Blatt unten in
der Mitte eine, wohl nicht erst später zugefügte Tafel mit: »Cum privilegio sacrae caesareae maje-
statis«. enthält, dürfte die Platte von Eisenhoit erst nach 1602 gefertigt worden sein und nicht schon
wie die anderen im Jahre 1592.

Kehren wir nun, um uns wieder mit Burgi's Person zu beschäftigen, zum Jahre 1592 zurück,
so fand der Meister, wie schon angegeben, bei seiner Rückkehr nach Cassel den Landgrafen Wil-
helm IV. nicht mehr unter den Lebenden; er war aber, wie wir aus einem nachher mitzutheilenden
Zeugniss des Landgrafen selbst ersehen werden, auch bei dem Nachfolger Moriz dem Gelehrten
vollauf beschäftigt, obschon derselbe nicht in gleichem Masse wie sein Vater die Sternkunde cultivirte.
Zunächst vollendete er nach dem Zeugniss Kepler's ein ähnliches Werk wie die 1592 nach Prag
gebrachte Uhr;3 dann liegt aus dem Jahre 1594 der schon früher erwähnte Globus vor, welcher sich
jetzt im herzogl. Museum zu Gotha befindet,'' und endlich müssen wir in diese Periode den einen

löbscligsten andenkens ich vor ungefehr 15 jähren zu Cassel machen und verfertigen lassen, gezeiget, solche instrumenta
auch noch unversehret bei einander und darbei auch noch in einem futteral ein triangularinstrument, so vor 35 jähren
Jobst Burgi seliger gemacht etc. etc.« Abgebildet ist das Stück in der »Beschreibung der etc. Apparate im königl. Museum
zu Cassel« von Coester und Gerland auf Taf. III.

1 In »Die Silberarbeiten von Anton Eisenhoit aus Warburg«, herausgegeben von Julius Lessing, Berlin 1879, sind
die 21 Blätter unter die Kupferstiche des Meisters als 20—40 aufgenommen, das Titelblatt als 19. In der Landesbiblio-
thek zu Cassel befindet sich eine Handschrift Bramer's (sign. Mss. math. 40, 25), worin die Blätter 20—24, 26—3i und
33 in Probedrucken (ohne die später eingestochenen Nummern und Buchstaben) eingeklebt sind; 32 war darin, ist aber später
herausgerissen. Dieses Manuscript war einstmals im Besitze des Landgrafen Hermann, eines Sohnes des Landgrafen
Moriz, welcher wie sein Grossvater besondere Neigung zur Mathematik und Astronomie hatte, und ist das, »was ich in
anno 1609 über etliche figuren zum messen blos entworfen«, wie Bramer in der Vorrede zu seinem 1648 erschienenen
Berichte sagt. Auch das Titelblatt ist vorgeklebt, während gleichzeitig eine von uns im »Kunstgewerbeblatt« auf S. 129 des
Jahrganges 1886/87 veröffentlichte Skizze dafür beiliegt.

2 Diese erste Ausgabe hat den Titel: »Benjamin Brameri bericht zu meister Jobsten Burgi seligen geometrischen
triangularinstrument, mit schönen kupferstücken, hierzu geschnitten, gedruckt zu Cassel bei Jacob Gentsch in Verlegung
Johan Schützen im jähr 1648«; in einer zweiten, ebenda 1684 erschienenen ist auf dem Titelkupfer die Schrift im ovalen
Rand weggenommen und derselbe mit einer Strichlage gefüllt, dagegen zu Seiten des Kopfbildes der Name Jobst Burgius
eingestochen. Wie wir später angeben werden, wurde das Bildniss 1619 auf die Platte gebracht. Die neue Auflage ver-
einigt die Schrift mit Bramer's »Apollonius Cattus oder kern der ganzen geometriae etc.«; sie hat darin jedoch noch einen
besonderen Titel: »Dritter theil oder anhang eines berichts von meister Jobsten Burgi geometrischen triangularinstrument, zu
gar leicht, kurzen und doch gewissen land- und feldmessen wie auch andere höhen, tiefen, längen und breiten zu ermessen
dienlich, neben schönen kupferstücken und rissen durch Benjamin Bramer, weiland fürstlich Hessischen rent- und baumeister
zu Ziegenhayn, ediret, nunmehr aber aufs neue wiederum revidiret, verbessert und aufgelegt, in Verlegung Joh. Ingebrands,
buchhändlers in Cassel, druckt zu Marburg Johann Henrich Stock im jähr Christi 1684.« Genau lässt sich Burgi's Geburts-
jahr aus der Umschrift nicht feststellen sondern nur, dass sein Geburtstag nach dem 28. Februar 1552 und vor dem 28. Fe-
bruar 1553 gewesen sein muss. Aus der später mitzutheilenden Notiz über seinen Tod ergeben sich der 3i. Januar 1551 und
der 3i. Januar 1552 als Grenzen für die Geburtszeit. Wir halten die bei Burgi's Lebzeiten auf dem Porträt gemachte
Angabe über sein Alter für die zuverlässigere.

3 Opera omnia, ed. Frisch, vol. II, p. 769. Nach Erwähnung des 1592 nach Prag überbrachten Globus heisst es
daselbst weiter: Ejus similis alter tunc Byrgio sub manibus versabatur, donatus qui fuit paulo post Maximiliano, archiduci,
Casseliis transeunti a landgravio Mauricio.

4 S. S. 21.
 
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