8o
Heinrich Modern.
vollendete Composition geschaffen worden als dieser antike Götter- und Halbgötterkreis Griechen-
lands (Fig. 12). Den gedankenreichen Darstellungen der Trionfi ist die naive Schönheit der antiken
Mythe gegenübergestellt, der Erhabenheit die Grazie.
Ueber drei Triumphdarstellungen sitzen Putti: der eine mit einem Todtenkopfe zum Triumphe
des Todes; der zweite, ein Herz und einen Vogel haltend, zum Triumphe der Liebe; der dritte
hat sein Attribut im Zeitenlaufe eingebüsst; über dem vierten Triumph erhebt sich der schön-
geschwungene Henkel. Drei Masken, ein Thierkopf, Schlangen und Erichthonios als Säugling an der
Mutterbrust verzieren diesen Gefäss-
theil. Auf dem Deckel Leda, auf dem
Schwane reitend. Aus dem Bewegungs-
motive der Hände und aus den Spuren
an beiden Füssen geht hervor, dass
sie einst die Zither geschlagen.
Zwischen den Einschnürungen
der einzelnen Schilde mit den Trionfi-
darstellungen hängen gegossene Per-
lenschnüre mit emaillirten Früchten
und Blumen.
Die Figuren des Henkels sowie
die erwähnten Putti sind gegossen, nur
die Leda getrieben.
Zu derTrionfikanne gehörte ein
grosses Giessbecken. Kanne und Giess-
becken finden sich in den alten Inven-
taren immer vereinigt und sind in der
Regel auch noch in den Sammlungen
vereinigt zu finden. Die kaiserliche
Sammlung besitzt das zu der Trionfi-
kanne gehörige Giessbecken, welches
zweifelsohne nach zahlreichen Ana
logien und auch nach den Attributen
des einen Putto die zwei fehlenden
Trionfi der Liebe und Keuschheit ge
ziert haben, nicht mehr. Dass es einst
im Rudolfinischen Besitze gewesen
lehrt uns dessen Kunstkammer-Inven-
tar (Manuscript 8196 der k. k. Hof-
bibliothek). Auf Fol. 3o finden wir in
der Almer Nr. 16 im dritten Fach
»Ein schoen gross künstlich silbernes giessbecken von Paulo Vian.«
Die Kanne weist leider keinerlei Signatur auf; dieselbe war wohl auf dem Giessbecken an'
gebracht. Dennoch kann es kaum einem Zweifel unterliegen, dass die getriebenen Reliefs der Trionfi
und der Götter des Olymp Arbeiten des Vianen sind, so wie es andererseits feststeht, dass die Aus
führung der gegossenen und getriebenen Figuren, die den Henkel und Deckel zieren, von anderer
Hand herrühren.
Der charakteristische Renaissancestil des Gefässes, die Ornamentation, die Schnüre mit den
emaillirten Früchten weisen zwingend auf die Rudolfinische Zeit. In dem Triumphe des Ruhmes
finden wir unter den Malern die Lieblingskünstler Kaisers Rudolf IL: Lionardo, Tizian und vor Allem
Dürer und Hans von Achen.
Fig. 11.
Heinrich Modern.
vollendete Composition geschaffen worden als dieser antike Götter- und Halbgötterkreis Griechen-
lands (Fig. 12). Den gedankenreichen Darstellungen der Trionfi ist die naive Schönheit der antiken
Mythe gegenübergestellt, der Erhabenheit die Grazie.
Ueber drei Triumphdarstellungen sitzen Putti: der eine mit einem Todtenkopfe zum Triumphe
des Todes; der zweite, ein Herz und einen Vogel haltend, zum Triumphe der Liebe; der dritte
hat sein Attribut im Zeitenlaufe eingebüsst; über dem vierten Triumph erhebt sich der schön-
geschwungene Henkel. Drei Masken, ein Thierkopf, Schlangen und Erichthonios als Säugling an der
Mutterbrust verzieren diesen Gefäss-
theil. Auf dem Deckel Leda, auf dem
Schwane reitend. Aus dem Bewegungs-
motive der Hände und aus den Spuren
an beiden Füssen geht hervor, dass
sie einst die Zither geschlagen.
Zwischen den Einschnürungen
der einzelnen Schilde mit den Trionfi-
darstellungen hängen gegossene Per-
lenschnüre mit emaillirten Früchten
und Blumen.
Die Figuren des Henkels sowie
die erwähnten Putti sind gegossen, nur
die Leda getrieben.
Zu derTrionfikanne gehörte ein
grosses Giessbecken. Kanne und Giess-
becken finden sich in den alten Inven-
taren immer vereinigt und sind in der
Regel auch noch in den Sammlungen
vereinigt zu finden. Die kaiserliche
Sammlung besitzt das zu der Trionfi-
kanne gehörige Giessbecken, welches
zweifelsohne nach zahlreichen Ana
logien und auch nach den Attributen
des einen Putto die zwei fehlenden
Trionfi der Liebe und Keuschheit ge
ziert haben, nicht mehr. Dass es einst
im Rudolfinischen Besitze gewesen
lehrt uns dessen Kunstkammer-Inven-
tar (Manuscript 8196 der k. k. Hof-
bibliothek). Auf Fol. 3o finden wir in
der Almer Nr. 16 im dritten Fach
»Ein schoen gross künstlich silbernes giessbecken von Paulo Vian.«
Die Kanne weist leider keinerlei Signatur auf; dieselbe war wohl auf dem Giessbecken an'
gebracht. Dennoch kann es kaum einem Zweifel unterliegen, dass die getriebenen Reliefs der Trionfi
und der Götter des Olymp Arbeiten des Vianen sind, so wie es andererseits feststeht, dass die Aus
führung der gegossenen und getriebenen Figuren, die den Henkel und Deckel zieren, von anderer
Hand herrühren.
Der charakteristische Renaissancestil des Gefässes, die Ornamentation, die Schnüre mit den
emaillirten Früchten weisen zwingend auf die Rudolfinische Zeit. In dem Triumphe des Ruhmes
finden wir unter den Malern die Lieblingskünstler Kaisers Rudolf IL: Lionardo, Tizian und vor Allem
Dürer und Hans von Achen.
Fig. 11.