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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Editor]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 15.1894

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Abhandlungen
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Modern, Heinrich: Paulus van Vianen
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https://doi.org/10.11588/diglit.5906#0114
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IOO

Heinrich Modern.

neun Jahre später im Münchener Zunftbuche abgebildeten Wappen ab. Auf dem Wappen des Fahnen-
trägers ist der gelbe Schild durch einen blauen Querbalken getheilt; im oberen Felde finden wir zwö
rothe Rauten, im unteren Felde eine rothe Raute. Im Münchener Zunftbuche sind statt Rauten Räder,
im oberen Felde roth auf Gelb, im unteren Felde gelb auf Roth. Uebereinstimmend sind also Zahl und
Stellung der Wappenbilder und die Wappenfarben mit Ausnahme des im Zunftbuche fehlenden blauen
Querbalkens. Wir dürfen aber nicht übersehen, dass Vianen's Wappen im Zunftbuche wahrscheinlich
ein Phantasiewappen ist. Ich möchte darauf aufmerksam machen, dass sich im selben Münchener
Zunftbuche unter Nr. 65 das Wappen eines zweiten Goldschmiedes aus Utrecht, Hans Schwanaburg,
findet; dieser, 1590 Meister geworden, hat im oberen gelben Felde zwei rothe Thürme (Burg), im
unteren gelben Felde einen rothen Thurm, ein redendes Wappen und Vorbild des Wappens Vianen's
im Zunftbuche. Zahl und Stellung der Wappenbilder sind so wie die Wappenfarben gleich. Das von

Vianen gebrauchte Wappenbild des Rades
scheint gleichfalls (via, Weg) ein redendes
Wappen sein zu sollen. Unter allen Um-
ständen aber ist Vianen's Wappen dem seines
Landsmannes Schwanaburg nachgebildet'
Hieraus mögen sich die Abweichungen von
dem Wappen des Bildes der Pinakothek er-
klären. Meines Erachtens ist der Münchener
Fahnenträger eine Porträtstudie, der die Züge
des Meisters zu Grunde liegen und das greif'
bare Resultat dieser Untersuchung wäre, dass
wir das Geburtsjahr Vianen's mit dem Jahre
1554 fixiren können, ein Resultat, das be-
reits auf anderem Wege annähernd gefunden
wurde.

Ein weiteres Selbstporträt Vianen5
haben wir in heliographischer Reproduction
an die Spitze dieses Aufsatzes gestellt (Taf. V);
es dürfte aus der Münchener Schaffenszeit des
Künstlers stammen. Das Original befindet
sich unter Nr. 1154 in der Amsterdamer Ga-
lerie (0-545 M- hoch, 0-49 M. breit, Brustbild»
lebensgross, auf Leinwand); es wurde auf der
Auction des Staatsrathes M. C. von Hall zü
Amsterdam 1858 um 20 fl. erworben; die
charakteristischen Züge des Fahnenträger5
kehren hier, noch mehr in dem noch zu erwähnenden Stiche Abraham Lutma's, wieder. Die ver-
goldete Venusstatuette, die Vianen auf diesem Bilde in der Hand hält, offenbar sein eigenes Werkt
vermehrt die Anzahl der verschollenen Werke Vianen's.

Die auf Seite 67 reproducirte Radirung Jakob Lutma's stellt Vianen in gleichem Alter und
gleichem Costume dar wie das Amsterdamer Selbstporträt.

Schliesslich geben wir hier im stark verkleinerten Massstabe die Reproduction eines Stiche5
Abraham Lutma's nach einem weiteren Selbstbildnisse Paulus van Vianen's. Dieser Stich gehört zu de"
grossen Seltenheiten; bekannt sind nur wenige Exemplare, deren eines sich im Amsterdamer Cabinete>
ein zweites in der Hamburger Kunsthalle befindet; der Freundlichkeit des Herrn Directors Lichtware''
verdanken wir die photographische Reproduction des Hamburger Exemplars, die unserer Abbildung
zu Grunde liegt. Ausführlich beschrieben ist dieser Stich im Kataloge der Sammlung C. de Ridde^
verkauft zu Rotterdam 1874, p. io3, Nr. 61, durch den Director des Amsterdamer Cabinets, J. Th. vafI

Fig. 14.
 
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