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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 15.1894

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Abhandlungen
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Frimmel, Theodor v.: Unveröffentlichte Gemälde aus der Ambrasersammlung
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https://doi.org/10.11588/diglit.5906#0146
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Unveröffentlichte Gemälde aus der Ambrasersammlung. 12 7

^•"asersammlung arbeitete.1 In dem Bande mit Copien nach Briefen von und an Kaiser Maximilian I.
aUs der Zeit von 1505 auf 1506 kommt folgende Stelle vor: Paul von Liechtenstein schreibt an Maxi-
^'üan: ». . . Dann vonwegen der harzierrokh, die durch ain maier von Maylannd, genannt maister
^rnbrosy, lassen zu machen, hab ich hieumb nit künden erfaren sonder schikh ainen aigen poten gen
^aylandt innehalt eur maj. bevelh, sofern er da ist, mit im zu handeln.« Das Datum der Geburt und
^es Todes unseres Künstlers sind heute noch unbekannt. Da Ambrogio de Predis aber schon 1482
Urkundlich in Verbindung mit den Sforza's erwähnt wird, dürfte er zwischen 1460 und 1470 geboren
Sein- !502, ja fast sicher 1506 war er noch am Leben.

II.

Bildniss der Bianca Maria Sforza.

Die zweite Gemahlin Kaisers Maximilian I. ist uns in ihren Gesichtszügen fast ebenso wohl be-
ar>nt wie der Kaiser selbst. Von ihr gibt es in plastischer und malerischer Ausführung eine ganze
^eihe von Bildnissen, unter denen einige so vollkommen beglaubigt sind, dass es an einer sicheren
Wundläge für die Beurtheilung der äusseren Erscheinung Bianca Marias nicht fehlt. Eine freundliche
Hebung der Bildnisse gewinnen wir überdies aus einer Stelle bei Lomazzo im »Trattato dell' arte
^eUa pittura«, wo eine kurze Charakteristik der äusseren Erscheinung Biancas gegeben wird. Nach-
dem von den Bildnissen des Kaisers Maximilian auf der »Ehrenpforte« und im »Theuerdank« die Rede
Vvari heisst es bei Lomazzo: »Ma in cambio suo dirö di Bianca Maria Visconte, sua moglie, quäle fü
^°lcissima di ciera, di statura di corpo lunga, di viso ben formata & bella & altri lineamenti del corpo
§ratiosissima, & ben proportionata, ma gracile.«2 Die Zartheit des Teints und die Anmuth der ganzen
^"rscheinung ist hier deutlich gekennzeichnet.

Unter dem vorhandenen Vergleichungsmaterial an Bildnissen sind die kleine Zeichnung mit den
r°filen Kaisers Max und der Bianca Maria, die in der Akademie zu Venedig ausgestellt ist, und der
01 Jahrbuch schon mehrmals erwähnte Teston von Gian Marco Cavallo für uns die wichtigsten.3 Sie

eil 1 *

le'n beweisen, dass wir in dem Bildnisse, das hier (Taf. XVI) zum ersten Male veröffentlicht wird,
lar>ca Maria zu erblicken haben. Hieran macht uns auch der Umstand nicht irre, dass unser Bild so gut
le sicher schon i663 als Porträt einer Unbekannten gegolten hat. Man hielt es überdies für ein Werk
C'es Dürer, woran allerdings in neuerer Zeit nicht mehr festgehalten wurde. Im »Inventarium über die
Contrafaict und gemähl, so aus bevelch . . . von Innsprugg in das erzfürstlich schloss Ombras anno i663
^eind transportirt worden«/ kommt auf Fol. 21 als Nr. 250 ein Gemälde vor, das man dem Zusammen-
ange nach als unser Bildniss der Bianca Maria ansehen muss. Es wird beschrieben, wie folgt: »Ein
rüstbild eines weibsbild, mit einem hinten herumbhangenden langen zopf und einer langen perlener
chnur am iia'S) in einer praunen ram, auf holz gemahlen vom Alberto Duro.«

Auch bei Primisser (S. i5i, Nr. 60) ist das Bild noch nicht richtig benannt. »Albrecht Dürer (im
^erzeichnisse von i663): Brustbild einer jungen Frau, im Profil mit langem Haarzopfe und einer
erlenschnur über der Brust. 1 F. 63/4 Zoll hoch, 1 F. 23/4 Zoll breit, Holz.«

Heller's »Dürer« (II, 1, S. 258) verzeichnet das Bild noch als ein Werk des Nürnberger Meisters.
Erst bei Sacken (II, S. 59, Nr. 77) taucht die Vermuthung auf, dass in dem Bilde ein Porträt der
plailCa Maria erhalten sei: »Brustbild einer vornehmen Frau im Profile, mit langem Zopfe und einer
.J^nschnur am Halse (vielleicht Bianca Maria Sforza). Lebensgross, auf Holz.«

' Vgl. dieses Jahrbuch, Bd. V, 2, Regest Nr. 4020 und Lützow-Seemann's Kunstchronik, XXIV, Nr. 36.

2 G-P. Lomazzo, Trattato dell' arte della pittura, scoltura et architettura, Mailand 1585, S. 63if.; vgl. auch: Fei.

> Bianca Maria Sforza-Visconti e gli Ambasciatori di Lodovico el Moro, 1888, S. 7 ff,

r 3 Ueber diese vergleiche die Abhandlung von Robert von Schneider in Bd. XIV des Jahrbuches und das erste
aPitel a

01 Oes vorliegenden Artikels.
4 Handschrift der k. k. Hof bibliothek, Nr. 8014.
 
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