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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 15.1894

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Abhandlungen
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Frimmel, Theodor v.: Unveröffentlichte Gemälde aus der Ambrasersammlung
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https://doi.org/10.11588/diglit.5906#0149
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Unveröffentlichte Gemälde aus der Ambrasersammlung.

I2g

Wahrscheinlichkeiten müssen festgestellt werden, um das Feld der Vermuthungen bezüglich des Origi-
nals einigermassen abzugrenzen.1

Die Möglichkeit, dass wir hier eine Copie nach dem Original des Ambrogio de Predis vor uns
haben, sei gerne zugegeben; doch verlangt es eine besonnene Methode, in unserem Falle bis auf Weiteres
nicht von einer Gewissheit zu sprechen und den Ausblick auf ein bisher unbekanntes mailändisches
Original offen zu lassen. Die Reproduction des Wiener Bildes, das erst in jüngster Zeit photographisch
nachgebildet worden ist, trägt vielleicht dazu bei, ein Bild aufzufinden, das in überzeugender Weise
als Original zur Wiener Copie angesehen werden kann.

III.

Flandrische Landschaft von Jakob Grimmer.

Zu den tüchtigsten Vertretern der flandrischen Landschaftsmalerei des XVI. Jahrhunderts gehört
Jakob Grimmer. Vasari kannte dessen Ruf und nennt unseren Künstler neben Hans Bol unter den
besten Antwerpener Landschaftern. ». . . quanto al fare bellissimi paesi, non ha pari Jacopo Grimer,
Hans Bolz e altri tutti d'Anversa, e valent' uomini, de' quali non ho cosi potuto sapere ogni parti-
colare.«2 Die Stelle hat nur für die Erkenntniss Bedeutung, wie früh schon Grimmer's Ruf sich aus-
breitete. Weit wichtiger ist van Mander's Nachricht: »In het rethorycklycke Schildergildt van Ant-
werpen is ghecomen Jaques Grimmaer Antwerper in 't Jaer ons Heeren 1546. Hy hadde gheleert
by Mathys Kock, en na by Christiaen Queburgh t' Antwerpen. Hy dede veel ghesichten van
Landtschappen na 't leven ontrent Antwerpen en eider en is soo uytnemende gheweest in Landtschap,
dat ick te som deelen geen beteren weet, soo levendigh en aerdigh was hy in syn Lochten, de schoon-
heyt der selver in 't leven waernemende, en voorts in alle dinghen seer eyghentlyck het leven volghende,
t zy in huysen, verre Landtschap oft voorgronden, en was seer veerdigh in zyn werck. Van beeiden
weet ic niet besonders van hem te verhalen. Hy was oock de Rhethorica toe ghedaen en een seer
goede personnagie in 't speien. Hy is t' Antwerpen gestorven: zyn edel wercken zyn verdienstlick by
den liefhebbers Over al in grooter weerden gehouden.«3 Diesen Abschnitt widmet van Mander dem
»Jacques Grimmaer, uytnemende Landschapschilder van Antwerpen«.

Joachim von Sandrart gibt in der »Teutschen Akademie«, I, 268, einen kurzen, secundären Ab-
schnitt über Grimmer, ohne einzelne Bilder zu nennen. Bei Baldinucci in den »Notizie« nichts als eine
Uebersetzung des van Mander. Die meisten älteren Lexica und Handbücher kennen den Jakob
Krimmer entweder gar nicht oder behandeln ihn wieder nur mittelst Ausschreibens des van Mander.
So nennt ihn Waagen's Handbuch nur dem Namen nach. Woermann in der »Geschichte der Malerei«
"■1 89 f., nennt mehrere Werke des Künstlers. Wichtig ist der Commentar von Henry Hymans zur
französischen Uebersetzung des »Schilderboeck«. Zu beachten auch sind die »Liggeren.«* Noch andere
Literatur soll im Verlauf der Abhandlung genannt werden.

Von der Kunstweise des Malers können wir uns nach einigen sicheren Werken, die auf uns ge-
kommen sind, eine verhältnissmässig klare Vorstellung bilden. Grimmer ist neben dem Landschafts-

' Auf Grund dieser Wahrscheinlichkeiten ist auch eine Ausfüllung und Commentirung der bekannten Stelle in den
uzie d'opere di disegno« des Anonimo Morelliano mit dem heute bekannten Material ziemlich aussichtslos. Man bezog
se Stelle, welche von einem mailändischen Bildnisse der Bianca Maria handelt, wo aber der Name des Künstlers nicht
plannt wird, sofort auf ein Bildniss von Ambrogio de Predis. Nun hat sich freilich ein solches bei Lippmann in Berlin
g£ r§efur»den; doch dürfte man niemals vergessen, dass die vornehmste Mailänder Prinzessin sicher von mehreren Künstlern
n^n^'t worden ist. Gerade unser Bildniss scheint darauf hinzuweisen, dass es neben dem Gemälde von Ambrogio de Predis
andere mailändische gab, die eben auch in jener Stelle des Anonimo Morelliano gemeint sein können.

2 Vasari, Le vite de piü eccellenti pittori etc., Ausgabe Milanesi-Sansoni, Bd. VII, S. 586.

3 Het Schilderboeck (1604), Bl. 256 b.

4 Rombouts und van Lerius »De Liggeren .... der Antwerpsche sint Lucasgilde«, I, l35, 159, 205, 336.
 
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