Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Editor]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 15.1894

DOI issue:
Abhandlungen
DOI article:
Kenner, Friedrich: Die Porträtsammlung des Erzherzogs Ferdinand von Tirol, [2]
DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5906#0176
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Dr. Friedrich Kenner.

aber nur einen starken Schnurrbart, keinen Vollbart. Doch trägt der Kaiser schon im Codex ord. i, 2
nach den Handschriften von Modena und Gotha dünnen Voll- und breiten Schnurrbart; erst in der
Pariser Handschrift desselben Codex aus dem X. Jahrhundert erscheint der Vollbart lange.1 Von dem
Typus, welchen A. Dürer 1512 für den Reichskleinodienschrein in Nürnberg schuf,2 ist dagegen unser
Bildniss noch völlig unbeeinflusst.

3., 4. Friedrich I., Barbarossa,
geboren 1123 als Sohn des Herzogs Friedrich II. von Schwaben und am 5. März 1152 zum deutschen Könige
gewählt, suchte das Reich zu jener Macht, die es unter Karl dem Grossen besessen, wieder emporzuheben, ohne
die gleichen Erfolge wie dieser zu erreichen. Um die Oberherrschaft in Italien zu sichern, unternahm er fünf

Heereszüge gegen Mailand, welches die Suprematie in
Oberitalien ausübte, eroberte es n 58 und zerstörte es
1162. Aber seine neuen Einrichtungen riefen den Vero-
neser und den lombardischen Städtebund hervor, die sich
mit den Anhängern des rechtmässig gewählten Papstes
Alexander III., dem Barbarossa mehrere Gegenpäpste
entgegengestellt hatte, verbanden und nach der unglück-
lichen Schlacht bei Legnago (29. Mai 1176) den Kaiser
zum Frieden von Venedig (1177) zwangen, in welchem er
die freie Papstwahl anerkennen musste; ein gleichzeitig
geschlossener Waffenstillstand mit Mailand führte erst
1186 zum Constanzer Frieden; Barbarossa behauptete in
demselben die Hoheitsrechte als Kaiser, trat aber selbst
einen grossen Theil davon gegen Geldzins wieder an die
Städte ab. Glücklicher war er in Deutschland. Hier
erlangte er eine beträchtliche Hausmacht durch seine
zweite Vermählung mit Beatrix, der Erbtochter von Bur-
gund, 1156 — er selbst Hess sich 1178 als König von Bur-
gund krönen — und durch die Beerbung Weif VI. Den
mächtigsten deutschen Fürsten, Heinrich den Löwen
(siehe Nr. 58), suchte er 1156 durch Belehnung mit Baiern
an sich zu fesseln; doch zwangen ihn die vielen Klagen
sächsischer Grafen, Heinrich wegen seiner Uebergriffe in
die Acht zu erklären (1180), deren Vollzug den Herzog
um Sachsen und Baiern brachte. Von anderen Feld-
zügen des Kaisers galten der erste der Aussöhnung der
polnischen Herzoge Wladislaw und Boleslaw (n57), wo-
bei ihn Wladislaw von Böhmen unterstützte (er erhielt
dafür die Königskrone); der letzte der Wiedereroberung
des heiligen Landes durch die Theilnahme am dritten
Kreuzzug; nach einem Siege bei Iconium (18. Mai 1190)
führte Friedrich das Heer gegen Seleucia und ertrank
bei einem Bade im Angesichte dieser Stadt in den
Wellen des Seleph (Kalykadnos) am 10. Juni 1190. Sein
jüngerer Sohn Friedrich nahm die Leiche mit sich, bestattete die Eingeweide in Tarsus, das von den Gebeinen
gelöste Fleisch in Antiochia; der Ort der Beisetzung der Gebeine selbst ist unbekannt. In erster Ehe war Bar-
barossa seit 1149 mit Adelheid, Tochter des Markgrafen Theobald von Vohburg, die er 1153 verstiess, in
zweiter mit Beatrix, Tochter Rainald III. von Burgund, vermählt, welche in demselben Jahre 1190, wie der
Kaiser selbst, starb. Von ihren fünf Söhnen folgten der älteste, Heinrich VI., und der jüngste, Philipp, dem
Vater in der deutschen Königswürde, ersterer auch als römischer Kaiser nach.

3. Aufschrift in zierlichen Goldlettern, verwischt, doch erkennbar: FRIDERICVS BARBAROSSA ROM |
IMP : Brustbild links, fast von vorne, mit dunkelblauen Augen, blondem, in der Mitte getheiltem Haupt-
haar und kurzem Vollbart, auf dem Haupte die Krone, aus zwei gekreuzten Bügeln und einem Reif
bestehend, die nur mit in Gold angedeuteten Kügelchen geziert sind; in röthlichem, mit Gold ge-
sticktem Rocke, unter dem am Halse Theile des geflochtenen Ringkragens sichtbar sind, um Brust und
Schultern Achseln und Kragen eines Plattenharnisches. — Katalog Nr. 202.

1 A. a. O., S. 253.

2 Eine spätere Copic, ehemals in der Ambrasersammlung (Primisser, Beschreibung, S. 93, Nr. 45), jetzt im Depot
der Gemäldegalerie des Allerhöchsten Kaiserhauses.
 
Annotationen