IÖ2
Dr. Friedrich Kenner.
Verschieden von dem Bilde B. Beham's, welches J. A. Zimmermann (Taf. 80) bringt, wo sie als
Witwe nicht unähnlich in der Kleidung wie Maria als Witwe des Königs Ludwig II. von Ungarn1
dargestellt ist. Unser Bild stellt die Erzherzogin wohl als Braut dar (sie war damals — etwa 1487 —
21 Jahre alt) und weicht in der etwas unbeholfenen altertümlichen Malweise von den anderen bay-
rischen Fürstenbildern unserer Sammlung völlig ab, so dass als der Urheber ein Maler vom Hofe des
Erzherzogs Sigmund in Innsbruck mit Recht vorausgesetzt werden darf. Vielleicht haben' wir das
Original auf den Meister Ludwig Conreuter (auch Kunraiter) zü beziehen, welcher seit 1475 in Diensten
des Erzherzogs Sigmund stand und 1491 dessen Hofmaler wurde.2
17. Wilhelm IV., der Standhafte, Sohn des
Herzogs Albrecht III. (IV.) und der Erzherzogin
Kunigunde,
geboren zu München am i3. November 1493, gelangte
nach dreijähriger Vormundschaft seines Oheims Wolf-
gang 1511 zur Regierung und theilte 1514 das Land mit
seinem Bruder Ludwig X. (Nr. 20). Seine Politik, auf
welche der Letztere grossen Einfluss nahm, war durch
die Besorgniss vor der wachsenden Macht der Habs-
burger bestimmt,- die sich in der Besetzung von Wür-
temberg 1521 gezeigt hatte (vgl. Nr. 25); daher suchte
er seinem Bruder Ludwig 1524 mit Hilfe Frankreichs
die deutsche, 1526 mit Hilfe Zapolya's und der nord-
deutschen Fürsten die böhmische Krone zu erwerben,
endlich 1531 die Wahl des Erzherzogs Ferdinand zum
deutschen Könige zu hintertreiben. Erst der Verzicht
des Letzteren auf Würtemberg (1534) bewirkte eine An-
näherung an die Habsburger.3 Gegen die neue Lehre
schloss Herzog Wilhelm 1524 in Regensburg mit meh-
reren katholischen Fürsten ein Bündniss, trat 1538 der
heiligen Liga bei, hielt sich aber im Schmalkaldischen
Kriege nahezu neutral. Er starb 7. März 1550 in München
und ruht in der grossen Tumba bei Unserer Lieben
Frau. Nachdem die Unterhandlungen wegen seiner Ver-
mählung mit Anna, der Tochter des Königs Wladislaus
von Ungarn, (1510) und mit der Königin-Witwe Mar-
garetha von Schottland, Schwester des Königs Hein-
rich VIfl. von England, (1513) sich zerschlagen hatten,
vermählte sich Herzog Wilhelm 1522 mit Markgräfin
Nr. 16. Jakoba von Baden (Nr. 18).
(Taf. XXII, Fig. 17). Ohne Aufschrift. Brust-
bild rechts, in Dreiviertelprofil, mit braunen Augen
und gleichem dünnen Vollbart, auf dem Kopfe ein schwarzes Baret, mit Goldoliven und mit einer
kleineren und einer grösseren Medaille besteckt, welche aus Edelsteinen in goldener Fassung mit Email
bestehen. Hinter der grösseren Medaille ragt eine Art Feder auf, aus Goldstäbchen mit Perlen an den
Enden gebildet. Das breite goldene Halsband zeigt Edelsteine, von Perlen umgeben, zwischen schrei-
tenden Löwen, und als Schlussstück ein reich verziertes Kreuz mit Perlen; überdies ist um Hals und
Brust-eine feine schwarzemaillirte Goldkette gelegt. Das Hemd ist in sehr feine Falten gezogen, das
Camisol in Falten gelegt, braun, mit schwarzen glatten, mit Gold ausgenähten Querstreifen, der Rock
schwarz, die Schaube dunkelbraun, mit Gold ausgenäht und mit einem Goldstück besetzt. Ueber den
breiten braunen Pelzkragen der Schaube eine mächtige ringförmige Kette, deren Schlussstück ein gol-
■ Jahrbuch, Bd. XIV (1893), S. 109, Nr. 157.
2 Vgl. Schönherr in diesem Jahrbuche, Bd. I (i883), S. 187, Note 1.
3 Eine solche scheint übrigens schon im Sommer 1533 eingetreten zu sein, da anfangs Juli dieses Jahres die Ver-
lobung des ältesten Sohnes des Herzogs Wilhelm, Theodo, mit Erzherzogin Anna, Tochter des Königs Ferdinand, stattfand-
Vgl. Nr. 19. Letzterer vermachte Jakoba die Hälfte ihrer Kleinode, Schmucksachen und Garderobe. Jahrbuch XI (1890)1
Regest 6449.
Dr. Friedrich Kenner.
Verschieden von dem Bilde B. Beham's, welches J. A. Zimmermann (Taf. 80) bringt, wo sie als
Witwe nicht unähnlich in der Kleidung wie Maria als Witwe des Königs Ludwig II. von Ungarn1
dargestellt ist. Unser Bild stellt die Erzherzogin wohl als Braut dar (sie war damals — etwa 1487 —
21 Jahre alt) und weicht in der etwas unbeholfenen altertümlichen Malweise von den anderen bay-
rischen Fürstenbildern unserer Sammlung völlig ab, so dass als der Urheber ein Maler vom Hofe des
Erzherzogs Sigmund in Innsbruck mit Recht vorausgesetzt werden darf. Vielleicht haben' wir das
Original auf den Meister Ludwig Conreuter (auch Kunraiter) zü beziehen, welcher seit 1475 in Diensten
des Erzherzogs Sigmund stand und 1491 dessen Hofmaler wurde.2
17. Wilhelm IV., der Standhafte, Sohn des
Herzogs Albrecht III. (IV.) und der Erzherzogin
Kunigunde,
geboren zu München am i3. November 1493, gelangte
nach dreijähriger Vormundschaft seines Oheims Wolf-
gang 1511 zur Regierung und theilte 1514 das Land mit
seinem Bruder Ludwig X. (Nr. 20). Seine Politik, auf
welche der Letztere grossen Einfluss nahm, war durch
die Besorgniss vor der wachsenden Macht der Habs-
burger bestimmt,- die sich in der Besetzung von Wür-
temberg 1521 gezeigt hatte (vgl. Nr. 25); daher suchte
er seinem Bruder Ludwig 1524 mit Hilfe Frankreichs
die deutsche, 1526 mit Hilfe Zapolya's und der nord-
deutschen Fürsten die böhmische Krone zu erwerben,
endlich 1531 die Wahl des Erzherzogs Ferdinand zum
deutschen Könige zu hintertreiben. Erst der Verzicht
des Letzteren auf Würtemberg (1534) bewirkte eine An-
näherung an die Habsburger.3 Gegen die neue Lehre
schloss Herzog Wilhelm 1524 in Regensburg mit meh-
reren katholischen Fürsten ein Bündniss, trat 1538 der
heiligen Liga bei, hielt sich aber im Schmalkaldischen
Kriege nahezu neutral. Er starb 7. März 1550 in München
und ruht in der grossen Tumba bei Unserer Lieben
Frau. Nachdem die Unterhandlungen wegen seiner Ver-
mählung mit Anna, der Tochter des Königs Wladislaus
von Ungarn, (1510) und mit der Königin-Witwe Mar-
garetha von Schottland, Schwester des Königs Hein-
rich VIfl. von England, (1513) sich zerschlagen hatten,
vermählte sich Herzog Wilhelm 1522 mit Markgräfin
Nr. 16. Jakoba von Baden (Nr. 18).
(Taf. XXII, Fig. 17). Ohne Aufschrift. Brust-
bild rechts, in Dreiviertelprofil, mit braunen Augen
und gleichem dünnen Vollbart, auf dem Kopfe ein schwarzes Baret, mit Goldoliven und mit einer
kleineren und einer grösseren Medaille besteckt, welche aus Edelsteinen in goldener Fassung mit Email
bestehen. Hinter der grösseren Medaille ragt eine Art Feder auf, aus Goldstäbchen mit Perlen an den
Enden gebildet. Das breite goldene Halsband zeigt Edelsteine, von Perlen umgeben, zwischen schrei-
tenden Löwen, und als Schlussstück ein reich verziertes Kreuz mit Perlen; überdies ist um Hals und
Brust-eine feine schwarzemaillirte Goldkette gelegt. Das Hemd ist in sehr feine Falten gezogen, das
Camisol in Falten gelegt, braun, mit schwarzen glatten, mit Gold ausgenähten Querstreifen, der Rock
schwarz, die Schaube dunkelbraun, mit Gold ausgenäht und mit einem Goldstück besetzt. Ueber den
breiten braunen Pelzkragen der Schaube eine mächtige ringförmige Kette, deren Schlussstück ein gol-
■ Jahrbuch, Bd. XIV (1893), S. 109, Nr. 157.
2 Vgl. Schönherr in diesem Jahrbuche, Bd. I (i883), S. 187, Note 1.
3 Eine solche scheint übrigens schon im Sommer 1533 eingetreten zu sein, da anfangs Juli dieses Jahres die Ver-
lobung des ältesten Sohnes des Herzogs Wilhelm, Theodo, mit Erzherzogin Anna, Tochter des Königs Ferdinand, stattfand-
Vgl. Nr. 19. Letzterer vermachte Jakoba die Hälfte ihrer Kleinode, Schmucksachen und Garderobe. Jahrbuch XI (1890)1
Regest 6449.