Dr. Friedrich Kenner.
19. Theodo, ältester Sohn des Herzogs Wilhelm IV.,
geboren 10. Februar 1526, gestorben als Knabe in Wolfrathshausen am 8. Juli 1534, beigesetzt in Andechs. Er
war schon in früher Kindheit am 3. Juli 1533 zu Linz mit Erzherzogin Anna, Tochter des Königs Ferdinand,1
verlobt, welche zwölf Jahre später mit seinem jüngeren Bruder, Herzog Albrecht IV. (V.), vermählt wurde.
Aufschrift in Gold: THEODO DVX BAVARLE. Halbfigur links, fast von vorne, mit braunen Augen
und hellblondem Haar, darauf ein mit Perlen und Sternblümchen (aus Gold und weissem Email)
besetztes Kränzchen; das Hemd mit goldenem, mit Perlen gesticktem Halsband abgeschlossen, das
Kleid roth, mit weiten langen Aermeln und mit aufgelegten Streifen aus dunklerem Sammt geziert; um
Hals und Brust eine Goldkette mit Kleinod. Die linke Hand stützt er auf ein Schwert (Griff und
Kreuzstange aus Gold, die Scheide schwarz, mit Perlen belegt); die Rechte liegt leicht auf der Linken.
Grund schwarzgrau, die Porträtfigur klein, nur wenig über die halbe Höhe des Bildes reichend, wie
dies bei Porträten von Kindern gewöhnlich der Fall ist. — Katalog Nr. 3o6 (Primisser gibt den Namen
irrig Theodor).
In der Galerie von Schieissheim und im Tafelwerke von J. A. Zimmermann fehlen Bildnisse
dieses Prinzen; das im Fickler'schen Inventar Nr. 3043 aufgeführte, jetzt nicht mehr nachweisbare
»Däfele« mit den Kinderbildnissen der Herzoge »Dieth, Lateinisch genannt oder gedieht Theodo« und
Albrecht (nachmals IV. [V.])2 kann nicht wohl auf unser kleines Gemälde bezogen werden.3 Vielmehr
dürfte das Original aus Anlass der Verlobung hergestellt worden sein ebenso wie die Medaille, welche
Köhler publicirte* und die auf der Vorderseite ein ähnliches Brustbild im Profil mit dem Kränzlein
und der Jahreszahl 1533 im Felde zeigt. Der Zeit nach könnte die Originalaufnahme wohl Bartel
Beham zugeschrieben werden.
Die Bildnisse des Herzogs Albrecht IV. (V.) und seiner Gemahlin, der Erzherzogin Anna, nach
Originalen von Hans Mielich aus dem Jahre 1556, siehe in diesem Jahrbuche, Bd. XIV (i8g3), S. 160
und 161, Nr. 188 und 189.
Nr. 20.
20. Ludwig X., Herzog von Bayern-Lands-
hut, zweiter Sohn des Herzogs Albrecht III. (IV.)
und der Erzherzogin Kunigunde,
geboren am 18. September 1495, erhielt bei der Landes-
theilung, die er gegen das Primogeniturgesetz seines Vaters
durchsetzte, 1515 Landshut und Straubing, regierte aber
später in Eintracht mit seinem Bruder Wilhelm IV., auf
den er beträchtlichen Einfluss nahm. Seine Bemühungen
um die deutsche, später um die böhmische Krone hatten
keinen Erfolg (vgl. Nr. 17). Im Jahre 1525 schloss er
mit den Bauern einen glimpflichen Frieden und brachte
auch einen Vergleich zwischen Erzbischof Matthäus Lang
1 Jahrbuch, Bd. XIV (1893), S. 160, Nr. 188. Vgl. XI
(1890), Regesten 63o9, 6316.
2 Siehe v. Reber, B, S. 12.
'i Da auf jener Tafel zwei Prinzen abgebildet waren, ist
wohl zu erwarten, dass der ältere Theodo, damals der Thron-
folger, den rechten, der jüngere Albrecht den linken Platz ein-
genommen habe, daher von Erstcrcm die rechte, von Letzterem
die linke Seite sichtbar gewesen sein muss. Diese nothwendig vor-
auszusetzende Wendung stimmt mit unserem Bilde nicht übercin.
4 Münzbelustigungen, VI (1734), S. 217 f. Auf der Rück-
seite erscheint das bayrisch-pfälzische Wappen, umgeben von
den Wappen der vier Ahnfrauen des Herzogs: Oesterreich,
Braunschweig, Katzenellenbogen, Pfalz.
19. Theodo, ältester Sohn des Herzogs Wilhelm IV.,
geboren 10. Februar 1526, gestorben als Knabe in Wolfrathshausen am 8. Juli 1534, beigesetzt in Andechs. Er
war schon in früher Kindheit am 3. Juli 1533 zu Linz mit Erzherzogin Anna, Tochter des Königs Ferdinand,1
verlobt, welche zwölf Jahre später mit seinem jüngeren Bruder, Herzog Albrecht IV. (V.), vermählt wurde.
Aufschrift in Gold: THEODO DVX BAVARLE. Halbfigur links, fast von vorne, mit braunen Augen
und hellblondem Haar, darauf ein mit Perlen und Sternblümchen (aus Gold und weissem Email)
besetztes Kränzchen; das Hemd mit goldenem, mit Perlen gesticktem Halsband abgeschlossen, das
Kleid roth, mit weiten langen Aermeln und mit aufgelegten Streifen aus dunklerem Sammt geziert; um
Hals und Brust eine Goldkette mit Kleinod. Die linke Hand stützt er auf ein Schwert (Griff und
Kreuzstange aus Gold, die Scheide schwarz, mit Perlen belegt); die Rechte liegt leicht auf der Linken.
Grund schwarzgrau, die Porträtfigur klein, nur wenig über die halbe Höhe des Bildes reichend, wie
dies bei Porträten von Kindern gewöhnlich der Fall ist. — Katalog Nr. 3o6 (Primisser gibt den Namen
irrig Theodor).
In der Galerie von Schieissheim und im Tafelwerke von J. A. Zimmermann fehlen Bildnisse
dieses Prinzen; das im Fickler'schen Inventar Nr. 3043 aufgeführte, jetzt nicht mehr nachweisbare
»Däfele« mit den Kinderbildnissen der Herzoge »Dieth, Lateinisch genannt oder gedieht Theodo« und
Albrecht (nachmals IV. [V.])2 kann nicht wohl auf unser kleines Gemälde bezogen werden.3 Vielmehr
dürfte das Original aus Anlass der Verlobung hergestellt worden sein ebenso wie die Medaille, welche
Köhler publicirte* und die auf der Vorderseite ein ähnliches Brustbild im Profil mit dem Kränzlein
und der Jahreszahl 1533 im Felde zeigt. Der Zeit nach könnte die Originalaufnahme wohl Bartel
Beham zugeschrieben werden.
Die Bildnisse des Herzogs Albrecht IV. (V.) und seiner Gemahlin, der Erzherzogin Anna, nach
Originalen von Hans Mielich aus dem Jahre 1556, siehe in diesem Jahrbuche, Bd. XIV (i8g3), S. 160
und 161, Nr. 188 und 189.
Nr. 20.
20. Ludwig X., Herzog von Bayern-Lands-
hut, zweiter Sohn des Herzogs Albrecht III. (IV.)
und der Erzherzogin Kunigunde,
geboren am 18. September 1495, erhielt bei der Landes-
theilung, die er gegen das Primogeniturgesetz seines Vaters
durchsetzte, 1515 Landshut und Straubing, regierte aber
später in Eintracht mit seinem Bruder Wilhelm IV., auf
den er beträchtlichen Einfluss nahm. Seine Bemühungen
um die deutsche, später um die böhmische Krone hatten
keinen Erfolg (vgl. Nr. 17). Im Jahre 1525 schloss er
mit den Bauern einen glimpflichen Frieden und brachte
auch einen Vergleich zwischen Erzbischof Matthäus Lang
1 Jahrbuch, Bd. XIV (1893), S. 160, Nr. 188. Vgl. XI
(1890), Regesten 63o9, 6316.
2 Siehe v. Reber, B, S. 12.
'i Da auf jener Tafel zwei Prinzen abgebildet waren, ist
wohl zu erwarten, dass der ältere Theodo, damals der Thron-
folger, den rechten, der jüngere Albrecht den linken Platz ein-
genommen habe, daher von Erstcrcm die rechte, von Letzterem
die linke Seite sichtbar gewesen sein muss. Diese nothwendig vor-
auszusetzende Wendung stimmt mit unserem Bilde nicht übercin.
4 Münzbelustigungen, VI (1734), S. 217 f. Auf der Rück-
seite erscheint das bayrisch-pfälzische Wappen, umgeben von
den Wappen der vier Ahnfrauen des Herzogs: Oesterreich,
Braunschweig, Katzenellenbogen, Pfalz.