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Kunsthistorische Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses <Wien> [Hrsg.]
Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses (ab 1919 Jahrbuch der Kunsthistorischen Sammlungen in Wien) — 15.1894

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Abhandlungen
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Kenner, Friedrich: Die Porträtsammlung des Erzherzogs Ferdinand von Tirol, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5906#0196
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I yo Dr. Friedrich Kenner.

da die weibliche Erbfolge ausgeschlossen war, auf seine Brüder Bernhard (IV.) und Ernst über, welche die Stamm-
väter der Linie Baden-Baden und Baden-Pforzheim, später Baden-Durlach genannt, wurden.

Aufschrift in zierlichen Silberbuchstaben: (P)HILIPPVS MARCHIO BAD: Brustbild rechts, in Drei-
viertelprofil, mit dunkelgrauen Augen und langem, röthlichblonden Haupthaar, das schlicht herabfällt,
unbärtig, auf dem Kopfe eine schwarze, niedere Haube, um den blossen Hals eine schwarze und eine
Goldschnur, unter das Kleid reichend, letzteres roth mit schwarzunterzogenen Schlitzen und Quer-
streifen, der breite Saum braungelb, mit Gitterornament und Röslein aus Perlen geziert; die Schaube
schwarz, mit breiter brauner Pelzverbrämung und Schlitzen für die Arme; in der Gegend des rechten
Oberarmes ist sie mit einem in weissem Stoff aufgelegten Symbol geschmückt, welches grau gestickte
oder eingewebte Ornamente zeigt. Grund schmutziggelb. — Katalog Nr. 3i3.

Das Gegenstück (Nr. 27) muss im Original
vor 1522 entstanden sein; daher kann auch für
unser Bild etwa die Zeit zwischen 1515 und 1520,
d.h. das 36. bis 41. Lebensjahr des Markgrafen
angenommen werden. Nun malte im Jahre 1517
Hans Baidung Grien, der damals von Frei-
burg im Breisgau nach Strassburg übersiedelte,
das Bildniss des damals 38 jährigen Markgrafen
Philipp;1 auch in dem bedeutendsten Bildniss-
werke des genannten Künstlers, in dem Votivbilde
des Markgrafen Christoph, erscheint Philipp ähn-
lich wie auf unserem Bilde von der rechten Seite
gesehen und im Dreiviertelprofil, jedoch in an-
derer Kleidung. Der Farbenton ist in dem Votiv-
bilde matt aber feingestimmt,2 was auch auf
unserem kleinen Gemälde auffällt. Diese Um-
stände machen es wahrscheinlich, dass letzteres
nach einem Originale Grien's, wohl nach jenem
von 1517, copirt ist.

27. Gemahlin Elisabeth, Tochter des Kur-
fürsten Philipp des Aufrichtigen von der Pfalz,
geboren 16. November 1483, vermählt in erster Ehe
12. Februar 1496 mit Landgraf Wilhelm III. von Hessen,
der 17. Februar 1500 starb. Als Witwe verband sie
sich 3. Jänner 1503 mit Markgraf Philipp, welchem
sie sechs Kinder schenkte. Sie starb 24. Juni 1522.

Aufschrift in zierlichen Silberbuchstaben: ELISABET • MARCH : BAD : Brustbild links, Gegenstück
des vorigen, mit dunkelgrauen Augen, sehr lichte Schatten, auf dem Kopfe ein durchsichtiges Häubchen
mit schwarzem Rande, über die Augenbrauen reichend, darüber eine zweite Haube aus Goldstoff, mit
Gold und Perlen geziert; um den Hals ein Halsband aus Gold mit einem Kreuzchen, beide mit Perlen
besetzt; darunter eine dreifach umgelegte Goldkette; das Kleid von Goldstoff mit breiten Streifen, die
mit Perlen gestickt sind, belegt, der Brustlatz mit dunklen Perlen in Form von Gitterlinien und Röslein
geziert, an den Ellbogen Puffen, mit grünem Stoffe unterzogen. Grund schmutziggelb. — Katalog
Nr. 314.

Das Bildniss muss vor dem Jahre 1522, in welchem die Markgräfin starb, entstanden sein; die
Art der Darstellung und der alterthümliche Charakter ist derselbe wie in dem vorbeschriebenen Bilde;
da beide auch Gegenstücke bilden, ist kaum zu zweifeln, dass der Maler von Nr. 27 derselbe Hans

1 Janitschek, Geschichte der deutschen Malerei, S. 407 f.

2 A. a. O., S 408. In der Photographie kommt diese Farbenstimmung nicht zur Geltung.
 
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