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Dr. Friedrich Kenner.
Gemahlin Christine,1 Tochter des Herzogs Georg von Sachsen, war die Mutter von fünf Töchtern und vier
Söhnen (vgl. 33 bis 3g), unter welche er sein Land theilte. Die Leichen des Landgrafen und seiner Gemahlin
wurden in Cassel beigesetzt. In der Stiftskirche zu Marburg steht ihr Grabdenkmal aus Marmor und Alabaster,
welches, von Elias Gottfro (Godefroi f 1568) begonnen und von Adam Beaumont 1570 vollendet, mit einem Relief
(Auferstehung) und vielen Statuen, darunter jenen der Beigesetzten, geziert ist.2
31. Dreizeilige Aufschrift in ungleichen, mit verschiedener Farbe aufgesetzten Buchstaben:
PHILIPS • j LANDGRAF [ ZV HESSE. Brustbild rechts, unbärtig, mit braunen Augen und lichtbraunem,
kurzen Haupthaar, darüber ein breiter runder Hut, rings mit schwarzen Federn umgeben, deren Rippen
mit Goldperlen besetzt sind, in gelb gerändertem Harnisch mit schmaler Halskrause. Grund grau. —
— Schrenckh (1601), Taf. 3i; Köhler, Taf. 33, S. 127, im Gegensinne. — Katalog Nr. 846.
32. Ohne Aufschrift. Brustbild ähnlich aber mit unbedecktem Haupte und schmalem Barte auf
der Oberlippe und an der Wange, etwas voller, der Harnisch mit rothen Rändern geziert. — Auf Pappe
aufgezogen. — Katalog Nr. 3i8.
Copirt (von A. Waiss?) nach einem grösseren Bilde, das sich in Ruhelust befand und den Land-
grafen »von Hössen in aim kirres« zeigte;3 ein anderes Bild der Ambrasersammlung (jetzt Depot der
Gemäldegalerie) hat auf der Rückseite die Bezeichnung des Dargestellten in schwarzer Farbe aufgemalt.
Von unseren beiden Bildern ist Nr. 32, das aufschriftlose, wohl das oben erwähnte, zunächst vom Land-
grafen Wilhelm übersendete, während sich Nr. 3i schon nach der Aufschrift als zu den folgenden sieben
später übersendeten zugehörig erweist.
Söhne des Landgrafen Philipp I.
33. Wilhelm IV., der Weise, Landgraf von Hessen zu Cassel,
geboren am 24. Juni 1532, führte während der Gefangenschaft seines Vaters (1547—1552) die Regierung, nahm
an dem Kriege zu dessen Befreiung Antheil und erhielt, als Letzterer gestorben war (1567), die grössere Hälfte
des Landes, das »untere« Fürstenthum nebst der Grafschaft Ziegenhain und der Herrschaft Itter, die er durch
Erbschaften 1571 und 1584 beträchtlich vergrösserte. Ein
Gegner der Reformirten, nahm er die aus Sachsen aus-
gewanderten lutherischen Theologen auf. Der bau-
lustige, in der Mathematik und Astronomie wohl er-
fahrene Fürst* starb am 25. August (alten Stiles) 1592
und wurde neben seinem Vater in Cassel beigesetzt.
' Geboren 25. December 1505 und vermählt il.De-
cember 1520, starb sie aus Kummer über die Gefangenschaft
des Landgrafen 15. April 1549.
2 Wilhelm Lötz, Kunsttopographie Deutschlands, I,
S. 138. Godefroi soll vor Vollendung des Grabmals gestorben
und dieses 1570 von Adam Beaumont vollendet worden sein.
Dagegen macht Jakob Hoff'meister, Gesammelte Nachrichten
über Künstler und Kunsthandwerker in Hessen, herausgegeben
von G. Prior, 1885, S. 36, darauf aufmerksam, dass Landgraf
Wilhelm IV. erst im Jahre 1570 das Denkmal errichten Hess,
damals also Godefroi wohl noch gelebt haben müsse.
3 Jahrbuch, Bd. VII (1888), Regest 5556, S. CCXXXVI,
fol. 55'-
4 Er liess verschiedene astronomische Instrumente unter
seiner Leitung ausführen, sein Land durch den berühmten Geo-
meter Arnold Mercator aus Löwen (f 6. Juli 1587 in Cassel)
vermessen und soll die Elfenbeinpfeifen an der Orgel in der
Schlosskirche von Schmalkalden eigenhändig gearbeitet haben.
W. Lötz, Die Baudenkmäler des Regierungsbezirkes Cassel
(1870), S. 248; Jakob Hoffmeister, a. a. O., S. 74. Im Nach-
lasse des Kaisers Maximilian II. befand sich eine Uhr vom
»Landgraf von Hessen« (Wilhelm IV.). Eine Randbemerkung
zu dieser Post des Inventars lautet: Haben ir maj(estät d. i.
Kaiser Rudolf II.). Jahrbuch, Bd. XIII (1892), Regest 9093,
Dr. Friedrich Kenner.
Gemahlin Christine,1 Tochter des Herzogs Georg von Sachsen, war die Mutter von fünf Töchtern und vier
Söhnen (vgl. 33 bis 3g), unter welche er sein Land theilte. Die Leichen des Landgrafen und seiner Gemahlin
wurden in Cassel beigesetzt. In der Stiftskirche zu Marburg steht ihr Grabdenkmal aus Marmor und Alabaster,
welches, von Elias Gottfro (Godefroi f 1568) begonnen und von Adam Beaumont 1570 vollendet, mit einem Relief
(Auferstehung) und vielen Statuen, darunter jenen der Beigesetzten, geziert ist.2
31. Dreizeilige Aufschrift in ungleichen, mit verschiedener Farbe aufgesetzten Buchstaben:
PHILIPS • j LANDGRAF [ ZV HESSE. Brustbild rechts, unbärtig, mit braunen Augen und lichtbraunem,
kurzen Haupthaar, darüber ein breiter runder Hut, rings mit schwarzen Federn umgeben, deren Rippen
mit Goldperlen besetzt sind, in gelb gerändertem Harnisch mit schmaler Halskrause. Grund grau. —
— Schrenckh (1601), Taf. 3i; Köhler, Taf. 33, S. 127, im Gegensinne. — Katalog Nr. 846.
32. Ohne Aufschrift. Brustbild ähnlich aber mit unbedecktem Haupte und schmalem Barte auf
der Oberlippe und an der Wange, etwas voller, der Harnisch mit rothen Rändern geziert. — Auf Pappe
aufgezogen. — Katalog Nr. 3i8.
Copirt (von A. Waiss?) nach einem grösseren Bilde, das sich in Ruhelust befand und den Land-
grafen »von Hössen in aim kirres« zeigte;3 ein anderes Bild der Ambrasersammlung (jetzt Depot der
Gemäldegalerie) hat auf der Rückseite die Bezeichnung des Dargestellten in schwarzer Farbe aufgemalt.
Von unseren beiden Bildern ist Nr. 32, das aufschriftlose, wohl das oben erwähnte, zunächst vom Land-
grafen Wilhelm übersendete, während sich Nr. 3i schon nach der Aufschrift als zu den folgenden sieben
später übersendeten zugehörig erweist.
Söhne des Landgrafen Philipp I.
33. Wilhelm IV., der Weise, Landgraf von Hessen zu Cassel,
geboren am 24. Juni 1532, führte während der Gefangenschaft seines Vaters (1547—1552) die Regierung, nahm
an dem Kriege zu dessen Befreiung Antheil und erhielt, als Letzterer gestorben war (1567), die grössere Hälfte
des Landes, das »untere« Fürstenthum nebst der Grafschaft Ziegenhain und der Herrschaft Itter, die er durch
Erbschaften 1571 und 1584 beträchtlich vergrösserte. Ein
Gegner der Reformirten, nahm er die aus Sachsen aus-
gewanderten lutherischen Theologen auf. Der bau-
lustige, in der Mathematik und Astronomie wohl er-
fahrene Fürst* starb am 25. August (alten Stiles) 1592
und wurde neben seinem Vater in Cassel beigesetzt.
' Geboren 25. December 1505 und vermählt il.De-
cember 1520, starb sie aus Kummer über die Gefangenschaft
des Landgrafen 15. April 1549.
2 Wilhelm Lötz, Kunsttopographie Deutschlands, I,
S. 138. Godefroi soll vor Vollendung des Grabmals gestorben
und dieses 1570 von Adam Beaumont vollendet worden sein.
Dagegen macht Jakob Hoff'meister, Gesammelte Nachrichten
über Künstler und Kunsthandwerker in Hessen, herausgegeben
von G. Prior, 1885, S. 36, darauf aufmerksam, dass Landgraf
Wilhelm IV. erst im Jahre 1570 das Denkmal errichten Hess,
damals also Godefroi wohl noch gelebt haben müsse.
3 Jahrbuch, Bd. VII (1888), Regest 5556, S. CCXXXVI,
fol. 55'-
4 Er liess verschiedene astronomische Instrumente unter
seiner Leitung ausführen, sein Land durch den berühmten Geo-
meter Arnold Mercator aus Löwen (f 6. Juli 1587 in Cassel)
vermessen und soll die Elfenbeinpfeifen an der Orgel in der
Schlosskirche von Schmalkalden eigenhändig gearbeitet haben.
W. Lötz, Die Baudenkmäler des Regierungsbezirkes Cassel
(1870), S. 248; Jakob Hoffmeister, a. a. O., S. 74. Im Nach-
lasse des Kaisers Maximilian II. befand sich eine Uhr vom
»Landgraf von Hessen« (Wilhelm IV.). Eine Randbemerkung
zu dieser Post des Inventars lautet: Haben ir maj(estät d. i.
Kaiser Rudolf II.). Jahrbuch, Bd. XIII (1892), Regest 9093,