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Dr. Friedrich Kenner.
Steinchen), der Rock roth mit Hermelinkragen und gleichem Futter, vorne am Halse mit einem
zweiten Kleinode geschlossen (grünes Steinchen in Goldmedaillon), Handschuhe weiss, in beiden
Händen (die Linke von dem überfallenden Aermel bedeckt) das Kurschwert aufrecht haltend, der Griff
einfach glatt und schwarz. — Roo, S. 425, im Gegensinne. — Katalog Nr. 272. — Hermann-Freyer:
Rothen Kurhut, Stirn- und Brustkleinod, Wappen neben ihm. — Bei Schnellboltz ähnlich wie unser
Bild und in gleicher Wendung aber ohne Kleinod
auf dem Hermeline des Hutes, die Stellung der
Hände wie gewöhnlich etwas verändert.
69. Sigmund, der zweite Sohn des Kur-
fürsten Friedrich I.,
geboren 28. Februar 1417, regierte anfänglich in Ge-
meinschaft mit Kurfürst Friedrich II. und theilte 1436
mit diesem und Wilhelm die Erblande, wobei erWeissen-
fels erhielt, trat aber schon im folgenden Jahre in den
geistlichen Stand und wurde in Weida von seinen eben
genannten Brüdern, gegen die er feindselig gesinnt ge-
wesen zu sein scheint, gefangen nach Freiberg gebracht,
dann aber vermocht, die Wahl als Stiftspfleger von
Würzburg anzunehmen. Noch vor Antritt dieser Würde,
nach dem Tode des Fürstbischofs Johann II. daselbst,
zu dessen Nachfolger erwählt (1440), suchte er sich von
der ihm beigegebenen Regentschaft zu befreien, wurde
aber, da die seit Langem zerrütteten weltlichen An-
gelegenheiten des Bisthums noch mehr in Verwirrung
kamen, von König Friedrich III., der sie 1442 zu ordnen
suchte, entsetzt und ein neuer Stiftspfleger berufen,
gegen den er sich nicht behaupten konnte. Nach seiner
Resignation in die Heimat zurückgekehrt, starb er zu
Rochlitz 23. December 1463 und wurde im Dome von
Meissen beigesetzt.1
% 5tgmurtti Wl | fdjoff 3« Uirfcburij. Brustbild
rechts, fast von vorne, mit braunen Augen und
Haupthaar, letzteres kurz, darauf die rothe Mitra,
mit Goldstickerei und Edelsteinen, an der sicht-
baren Spitze mit einem Kreuze verziert, in (rothem) Purpurtalare mit weissem Tuche um den Hals und
in einem Pluviale aus Goldstoff mit röthlich angegebenem Dessin, der Saum und die Spange an der
Brust mit Perlen und Edelsteinen geschmückt, in der Rechten das Pedum aus Silber mit goldenem
verzierten Obertheile, an welchem eine Bursa aus weisser Seide hängt. — Katalog Nr. 273. — Fehlt in
Augustusburg und bei Schnellboltz.
70. Ernst, Kurfürst, Sohn des Kurfürsten Friedrich II., Stifter der Ernestinischen Linie,
geboren 24. März 1441, im Alter von 14 Jahren von Kunz von Kaufungen geraubt,2 übernahm mit seinem Bruder
Albrecht 1464 gemeinschaftlich und in dessen Namen die Regierung und erlangte durch kluge Haltung in den
Wirren zwischen Georg Podiebrad, Matthias Corvinus und den Markgrafen von Brandenburg manche Gebiets-
erweiterung; durch Erbschaft nach ihrem Oheime Wilhelm von Weimar vereinigten die Brüder das ganze Wet-
tinische Ländergebiet unter einer Herrschaft (1482), die aber in Folge der damals zwischen ihnen aufgetauchten
Misshelligkeiten durch den Leipziger Vertrag vom 26. August 1485 getheilt wurde, wobei Kurfürst Ernst den
thüringischen Antheil erhielt. Derselbe starb bald darauf (26. August i486) in Folge eines Sturzes vom Pferde
zu Colditz und wurde im Dome von Meissen begraben.3 Seit 24. November 1460 war er mit Elisabeth, der
■ Eine Grabplatte aus Messing, gravirt, ziert seine Ruhestätte. W. Lötz, Kunsttopographie Deutschlands, I, S. 437.
— Im Rathhause zu Altenburg befindet sich sein von dem unsern völlig abweichendes Bildniss als Mönch, ebenso das Bildniss des
Fräuleins von Lohmen, einer Nonne; seine Liebe zu ihr soll die Ursache gewesen sein, die ihn bestimmte, in den geistlichen
Stand zu treten. Vgl. Bötticher, Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen, I, 319, Note 1. Abbildung bei Hans v.
Thümmcl, Historische, statistische, geographische und topographische Beiträge zur Kenntniss des Herzogthums Altenburg, 1818.
2 Vgl. Nr. 68, S. 195, Note 3.
3 Das Grab ist mit einer gravirten Messinggrabplatte bezeichnet.
Nr. 69.
Dr. Friedrich Kenner.
Steinchen), der Rock roth mit Hermelinkragen und gleichem Futter, vorne am Halse mit einem
zweiten Kleinode geschlossen (grünes Steinchen in Goldmedaillon), Handschuhe weiss, in beiden
Händen (die Linke von dem überfallenden Aermel bedeckt) das Kurschwert aufrecht haltend, der Griff
einfach glatt und schwarz. — Roo, S. 425, im Gegensinne. — Katalog Nr. 272. — Hermann-Freyer:
Rothen Kurhut, Stirn- und Brustkleinod, Wappen neben ihm. — Bei Schnellboltz ähnlich wie unser
Bild und in gleicher Wendung aber ohne Kleinod
auf dem Hermeline des Hutes, die Stellung der
Hände wie gewöhnlich etwas verändert.
69. Sigmund, der zweite Sohn des Kur-
fürsten Friedrich I.,
geboren 28. Februar 1417, regierte anfänglich in Ge-
meinschaft mit Kurfürst Friedrich II. und theilte 1436
mit diesem und Wilhelm die Erblande, wobei erWeissen-
fels erhielt, trat aber schon im folgenden Jahre in den
geistlichen Stand und wurde in Weida von seinen eben
genannten Brüdern, gegen die er feindselig gesinnt ge-
wesen zu sein scheint, gefangen nach Freiberg gebracht,
dann aber vermocht, die Wahl als Stiftspfleger von
Würzburg anzunehmen. Noch vor Antritt dieser Würde,
nach dem Tode des Fürstbischofs Johann II. daselbst,
zu dessen Nachfolger erwählt (1440), suchte er sich von
der ihm beigegebenen Regentschaft zu befreien, wurde
aber, da die seit Langem zerrütteten weltlichen An-
gelegenheiten des Bisthums noch mehr in Verwirrung
kamen, von König Friedrich III., der sie 1442 zu ordnen
suchte, entsetzt und ein neuer Stiftspfleger berufen,
gegen den er sich nicht behaupten konnte. Nach seiner
Resignation in die Heimat zurückgekehrt, starb er zu
Rochlitz 23. December 1463 und wurde im Dome von
Meissen beigesetzt.1
% 5tgmurtti Wl | fdjoff 3« Uirfcburij. Brustbild
rechts, fast von vorne, mit braunen Augen und
Haupthaar, letzteres kurz, darauf die rothe Mitra,
mit Goldstickerei und Edelsteinen, an der sicht-
baren Spitze mit einem Kreuze verziert, in (rothem) Purpurtalare mit weissem Tuche um den Hals und
in einem Pluviale aus Goldstoff mit röthlich angegebenem Dessin, der Saum und die Spange an der
Brust mit Perlen und Edelsteinen geschmückt, in der Rechten das Pedum aus Silber mit goldenem
verzierten Obertheile, an welchem eine Bursa aus weisser Seide hängt. — Katalog Nr. 273. — Fehlt in
Augustusburg und bei Schnellboltz.
70. Ernst, Kurfürst, Sohn des Kurfürsten Friedrich II., Stifter der Ernestinischen Linie,
geboren 24. März 1441, im Alter von 14 Jahren von Kunz von Kaufungen geraubt,2 übernahm mit seinem Bruder
Albrecht 1464 gemeinschaftlich und in dessen Namen die Regierung und erlangte durch kluge Haltung in den
Wirren zwischen Georg Podiebrad, Matthias Corvinus und den Markgrafen von Brandenburg manche Gebiets-
erweiterung; durch Erbschaft nach ihrem Oheime Wilhelm von Weimar vereinigten die Brüder das ganze Wet-
tinische Ländergebiet unter einer Herrschaft (1482), die aber in Folge der damals zwischen ihnen aufgetauchten
Misshelligkeiten durch den Leipziger Vertrag vom 26. August 1485 getheilt wurde, wobei Kurfürst Ernst den
thüringischen Antheil erhielt. Derselbe starb bald darauf (26. August i486) in Folge eines Sturzes vom Pferde
zu Colditz und wurde im Dome von Meissen begraben.3 Seit 24. November 1460 war er mit Elisabeth, der
■ Eine Grabplatte aus Messing, gravirt, ziert seine Ruhestätte. W. Lötz, Kunsttopographie Deutschlands, I, S. 437.
— Im Rathhause zu Altenburg befindet sich sein von dem unsern völlig abweichendes Bildniss als Mönch, ebenso das Bildniss des
Fräuleins von Lohmen, einer Nonne; seine Liebe zu ihr soll die Ursache gewesen sein, die ihn bestimmte, in den geistlichen
Stand zu treten. Vgl. Bötticher, Geschichte des Kurstaates und Königreiches Sachsen, I, 319, Note 1. Abbildung bei Hans v.
Thümmcl, Historische, statistische, geographische und topographische Beiträge zur Kenntniss des Herzogthums Altenburg, 1818.
2 Vgl. Nr. 68, S. 195, Note 3.
3 Das Grab ist mit einer gravirten Messinggrabplatte bezeichnet.
Nr. 69.